26. Januar 2020

Probenwoche und Konzert der Siebenbürgischen Kantorei

Für die Siebenbürgische Kantorei dauert Weihnachten mindestens bis zum 6. Januar. Die Probenwoche in Bad Herrenalb in der ersten Januarwoche erwartet die fast vierzig Sängerinnen und Sänger mit einem reichen Gabentisch. Die Geschenke sucht die Chorleiterin Andrea Kulin mit großer Sorgfalt aus. Immer wieder überrascht die studierte Kirchenmusikerin mit spannenden Werken siebenbürgischer Komponisten. Unter ihrer Anleitung gilt es die Werke „auszupacken“. Vier Tage intensiver Probenarbeit sind nötig, um die Edelsteine blitzen zu lassen (O-Ton Andrea). Es sind Geschenke, die neugierig machen, aber Arbeit und Konzentration erfordern, bis sie ihre Pracht offenbaren. Aber dann …
Es ist eigentlich wie immer. Und das ist gut so. Am 2. Januar beginnt die Probenwoche der Siebenbürgischen Kantorei in Bad Herrenalb, und alle freuen sich: einander wiederzusehen, gemeinsam zu singen, zu essen, zu lachen, zu spielen, zu feiern und selbstverständlich zum Abschluss ein Konzert zu präsentieren in der großen evangelischen Stadtkirche von Karlsruhe.

Aber der Reihe nach. Die Wiedersehensfreude ist groß, so groß, dass man kaum dazu kommt, das Zimmer zu beziehen und auszupacken. Man hat sich ja so lange nicht gesehen und es war doch wieder so schön letztes Mal!

Gleich am ersten Nachmittag beginnen die Proben und wir sind gespannt, was die Chorleiterin diesmal für uns ausgesucht hat. Was traut sie uns zu, was mutet sie uns zu? Ja, sie traut/mutet uns einiges zu. Das ist durchaus ein Kompliment. Die ersten Proben sind gefüllt mit neuen Stücken. Manche sind gefällig, gehen leicht ins Ohr wie Lieder von Rudolf Lassel und Ernst Irtl, andere sind etwas sperrig und anspruchsvoll, erfordern viel Konzentration wie so manches Werk von Franz Xaver Dressler.
Die Siebenbürgische Kantorei bestritt am 6. ...
Die Siebenbürgische Kantorei bestritt am 6. Januar ein kleines Konzert nach dem Epiphanias-Festgottesdienst in Karlsruhe. Foto: Cornel Simionescu-Gruber
Am Ende wird meist alles gut. Es ist eine große Freude und Genugtuung, gerade wenn auch Anspruchsvolles gelingt, so dass der Edelstein blitzt. Aber auch vermeintlich einfache Chorsätze brauchen viel Feinschliff, um zu strahlen. Mit drei Proben ist der Tag gut gefüllt und die Zeit vergeht im Flug.

Kulinarisch werden wir bestens versorgt in der evangelischen Tagungsstätte. Aber das besondere Highlight ist das fast unerschöpfliche Reservoir an Plätzchen. Jeden Tag offenbaren neue Dosen ihren köstlichen Inhalt. Herrlich!

Ja, wir lachen auch viel. Gute Laune ist ansteckend. Nach getaner Arbeit wird zum Ausklang des Tages bei Wein, Wasser (immer häufiger Wasser) und Knabbereien geratscht und gespielt (Karten, Rummikub …).

Was wäre diese Woche ohne den „Bunten Abend“. Er könnte nicht bunter sein. Erika Wagner, unsere Eventmanagerin, macht sich schon Wochen im Voraus Gedanken, bereitet vor und gestaltet den Abend, der durch Beiträge Einzelner bereichert wird.

Nicht vergessen möchte ich die Andacht, mit der wir in den Tag starten. Zwar sind keine Pfarrer mehr in der Kantorei, aber mit unserer Chorleiterin, die hauptberuflich Kirchenmusikerin ist, und Beiträgen aus der Gruppe, heuer vor allem von Erika Wagner, bekommt jede Andacht den würdigen Rahmen.

Am 6. Januar dürfen wir das Geprobte zu Gehör bringen im Festgottesdienst in der evangelischen Stadtkirche Karlsruhe (diese Zeitung berichtete). Der Gottesdienst nach der Ordnung und Liturgie der Evangelischen Kirche in Siebenbürgen mit Pfarrer i.R. Hermann Kraus findet seit bald zwanzig Jahren statt und ist ein fester Termin im Kalender vieler Landsleute, die zum Teil mit Bussen anreisen. So auch heuer. Die große Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt.

Mit dem „Weihnachtslied“ von Rudolf Lassel, „Der Heiland ist geboren“ von Walter Scholtes und der von Professor Heinz Acker vertonten „Jahreslosung“ umrahmte die Kantorei den Gottesdienst. Eine Bereicherung waren die Leuchtersänger aus Großscheuern, der Gemeinde, in der der Pfarrer viele Jahre gedient hat. Einige der Sänger waren einst seine Konfirmanden. Aber auch die Predigt hatte es in sich und ging zu Herzen. Alle Jahre wieder schafft es Pfarrer Kraus die Menschen zu erreichen mit einfachen Worten und tiefem Sinn.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab die Kantorei noch ein kleines Konzert mit einer rumänischen Colinda, „Sculati gazde“ von Ioan Miclea, zwei Liedern von Fritz Schuller, gesetzt von Franz Xaver Dressler, „Der Burjbärj“ und „Det Bromerchen“, zwei Stücken von Ernst Irtl, „Siebenbürgische Elegie“, Text Adolf Meschendörfer, und „Alles was ging“, Text Karl Kraus, und „Sonnenblumen und Tage“ von Kurt Martin Scheiner, Text Grete Lienert.

Nach einem Mittagessen im Gemeindesaal, zu dem die Kreisgruppe eingeladen hatte, ging es wieder heimwärts. Es war wieder zu kurz. Weil es so schön war.

Nun freuen wir uns auf den Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl, wo die Kantorei den Pfingstgottesdienst musikalisch gestalten und ein Konzert geben wird. Ein herzlicher Dank geht an die Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen (früher: Hilfskomitee), die die Kantorei finanziell unterstützt.

Annette Königes

Videofilm auf YouTube:

Festgottesdienst mit dem Konzert der Siebenbürgischen Kantorei in Karlsruhe

Schlagwörter: Siebenbürgische Kantorei, Konzert, Karlsruhe, Gottesdienst, Dreikönigstag

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