3. August 2022

Zum Tod der Künstlerin Ritzi Jacobi

Die Bildhauerin, Zeichnerin und Textilkünstlerin Ritzi Jacobi ist am 19. Juni im Alter von 80 Jahren in Düsseldorf gestorben. Gemeinsam mit Künstlerinnen wie Magdalena Abakanowicz und Jagoda Buić gehört Ritzi Jacobi zu den europäischen Pionierinnen der Textilkunst, die die Arbeit mit der Textilfaser in raumgreifenden, gestisch impulsiven Installationen seit den 1960er Jahren international etabliert haben.
Ritzi Jacobi vor „Relief“, (1989, Kokosfaser, ...
Ritzi Jacobi vor „Relief“, (1989, Kokosfaser, Baumwolle) im Kunstmuseum Bergen 1994, © Heinz Possert
Ritzi Jacobi wurde 1941 in Bukarest geboren, wo sie auch an der Kunstakademie studiert hat. Die gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Peter Jacobi geschaffenen Reliefs und Objekte sorgten bereits 1969/70 auf der Textilbiennale Lausanne und der Biennale in Venedig für Furore: Die Arbeiten sind dicht aus vibrierenden Fasern gewebt, in ihrer „zotteligen“ Masse und monumentalen Größe vermitteln sie eine raue Körperlichkeit und erinnern an die Berge der transylvanischen Heimat. Sie repräsentieren Natur und Archaik und handeln zugleich von bewussten und unbewussten elementaren Erfahrungen.

Nach ihrer Übersiedlung 1970 nach Deutschland setzen Ritzi und Peter Jacobi ihre Arbeit mit den verschiedenen Textilfasern, aber auch Schichtungen von fragilem Papier zunächst gemeinsam fort und wenden sich dann getrennt diesen und weiteren Arbeitsfeldern zu. In ihrem Werk arbeitet Ritzi Jacobi später auch mit großen, belassenen Kartonelementen, die ebenso lapidar wie bestimmt den umgebenden Raum erobern. Seit den 1990er Jahren erweitert sie ihr materielles Repertoire um Metall und zeigt auch hier abstrakte Schraffuren und Schichtungen zwischen Fläche und Raum, Verdichtung und Auflösung. Einzelausstellungen, teils gemeinsam mit Peter Jacobi, fanden von der National Gallery of Victoria in Melbourne über das Musée d’Art Moderne in Paris bis hin zum Cleveland Institute of Arts in Ohio statt, die Werke befinden sich weltweit in den großen Museen. In den letzten Jahren hat Ritzi Jacobi vor allem an großformatigen Tapisserien, teils als Auftragsarbeiten gearbeitet und war international als Expertin in Jurys und Gremien gefragt. 2019 fand ihre letzte Einzelausstellung in der Galerie Diehl in Berlin statt. Nun ist sie nach langer, schwerer Krankheit in Düsseldorf, wo sie seit 2000 lebte, gestorben.

th

Schlagwörter: Künstlerin, Nachruf, Jacobi, Textilien

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