30. September 2022

Wenn die Seele tanzt: "Romeo und Julia" als Ballett im Landshuter Theaterzelt

Jubiläen begeht man mit Kunst. Zur Eröffnung der Feier für die vor 20 Jahren gegründeten Städtepartnerschaft zwischen Landshut und Hermannstadt im rumänischen Siebenbürgen hätte es keinen geeigneteren Auftakt geben können. Hermannstadt schenkte am Freitag, dem 23. September, den Landshutern im Theaterzelt auf dem Messegelände einen unvergesslichen Abend. Das renommierte Balletttheater Hermannstadt (Sibiu) führte „Romeo und Julia“ als Rock Story mit Musik von Queen auf.
Romeo (Miguel Teixeira) und Julia (Alba ...
Romeo (Miguel Teixeira) und Julia (Alba Fernandez) in Liebe vereint. Foto: Christoph Reich
20 Jahre Austausch. 20 Jahre Freundschaft. Was könnte besser zu diesem Ereignis passen als das Theaterstück, das seit jeher als Modell für die wahre und ewige Liebe steht: William Shakespeares „Romeo und Julia“. Immer wieder wird es inszeniert als Theater, Oper, Film, Musical und Ballett. Und die Menschen sehen sich niemals daran satt. Denn es geht für uns alle um das Wichtigste, es geht um die Liebe.

Die Schönheit des poetischen Ausdrucks

Der Choreograph Marcello Algeri scheut sich nicht, sich dieses altbewährten Stücks zu bedienen, um uns wieder mal daran zu erinnern, dass nur sie, die Liebe, uns zu retten vermag, vor dem Bösen, der Zerstörung und der Sinnlosigkeit. Seine Inszenierung wirkt wie ein Weckruf an unsere entgleiste Welt. Ohne erhobenen Zeigefinger überzeugt er sein Publikum mit der Schönheit des poetischen Ausdrucks.

Algeri mischt Altes und Neues. Shakespeares Stück zu Musik von Queen, dazu eine Choreographie mit eigener Handschrift. Wie, fragt man sich vor Beginn, passt das zusammen: Shakespeare, Queen und Tänzer aus zehn Nationen? Doch stellt man erstaunt fest, dass es bei Algeri hervorragend funktioniert, denn er versteht es, sich meisterhaft der internationalen Sprachen der Liebe und der Musik zu bedienen, und mischt uns einen magischen Trunk, der die Kraft hat, uns zu verwandeln, uns zu besseren Menschen zu machen, zumindest für die Dauer der Vorstellung. Er berührt uns.

Die Künstler tanzen die Sehnsucht, die Unbeschwertheit, die Suche, den Kampf, die Angst, die Liebe, den Tod. Mit Hingabe übersetzen die Tänzer jede Gefühlsregung in Körpersprache – Modern Dance, in dem immer wieder klassische Elemente auftauchen. Algeri verwandelt die Sprache der intimsten Regungen in Tanzschritte.

Die zwei Protagonisten, die Spanierin Alba Fernandez in der Rolle der Julia und der Portugiese Miguel Teixeira als Romeo, beeindrucken mit ihrer Hingabe zu dem, was sie gerade tun, und nicht zuletzt mit ihrer kraftgeladenen Jugend, die bereitwillig an die ewige Liebe glaubt. Sie tanzen nicht, sie sind Meereswellen, die ineinanderfließen, zu einer großen Welle werden, um sich dann wieder voneinander zu trennen, immer von Neuem, mal gewaltig, mal zärtlich.

Wenn sie in ihrem Liebesreigen alleine auf der Bühne agieren und der Nebel, der sie umhüllt, mit blauem Licht angestrahlt wird, kann man nicht umhin, sie im Himmel zu wähnen. Begleitet werden sie speziell in den Liebesszenen von der Musik Nino Rotas, die er für den Film „Romeo und Julia“ von Franco Zeffirelli von 1968 komponiert hat.

Marcello Algeri hat die Herzen seines Publikums gewonnen. Es ist offensichtlich, dass er nicht nur an das Gute im Menschen glaubt, sondern auch an die Macht der Kunst, den Menschen zum Guten zu wandeln. Getreu dem Konzept Schillers, der das Theater als moralische Anstalt sah.

Alexandrina Slavescu

Schlagwörter: Städtepartnerschaft, Landshut, Hermannstadt

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