14. März 2023

„Privileg“: Neuer Gedichtband von Martin Szegedi

„Man ist in Rente –/ nun wird vom Nichtstun/ der Beutel nicht mehr leer …“. Augenzwinkernd beginnt das erste Gedicht in Martin Szegedis jüngstem Gedichtband, der im Dezember 2022 erschienen ist. Als Privileg versteht der gebürtige Karlsburger sein neues Dasein als Rentner und hat darum seinen inzwischen dritten veröffentlichten Lyrikband so betitelt. „Privileg“ versammelt 75 Gedichte, die aber nicht nur um das Thema Rente kreisen. Ebenso „sind im Buch sozialkritische, autobiografische, lustige und Liebesgedichte anzutreffen“, wie im Klappentext zu lesen ist.
Die Heidenheimer Zeitung (HZ) widmete Martin Szegedi und seinem dritten Buch unter der Überschrift „Von einem, der auszog, um weiter zu denken“ in ihrer Ausgabe vom 25. Januar 2023 eine halbe Seite mit Foto. In Heidenheim ist der lange Jahre als Elektriker im Maschinenbau Beschäftigte seit seiner Ausreise 1984 zu Haus, hier ist er auch bekannt als regelmäßiger Teilnehmer des Heidenheimer Poetry Slams, der 2012 zum ersten Mal stattfand und durch die Corona-Pandemie im März 2020 eine jähe Unterbrechung erfuhr. Bei der Wiederaufnahme des Wettbewerbs im Oktober 2022 konnte Martin Szegedi endlich wieder vor Publikum seine Gedichte vortragen. „Dabei stört es ihn nicht, dass er jedes Mal mit Abstand und sowohl auf wie vor der Bühne der Saalälteste des Abends ist“, so die HZ. „Und auf die nächste Auflage am 15. März freut er sich schon heute.“

Szegedi, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, schreibt seit seiner Kindheit Gedichte. Dass er „seinerzeit in Rumänien nicht in der Form und mit der Art von deutscher Sprache hat aufwachsen können, wie er sich das im Nachhinein gewünscht hätte“, bedauert er, wie er gegenüber der HZ bekennt. „Ich spreche und schreibe keine schöne dichterische Sprache, aber ich, davon bin ich überzeugt, langweile dabei auch nicht. (…) Und auf keinen Fall will ich reine Kunststücke vorführen.“ Er findet überall Themen, schreibt Verse über Alltägliches und legt dabei Wert auf Humor und Selbstironie, so zum Beispiel im Gedicht „Last“: „Na ja… Das Leben/ ist nicht einfach, überall./ Doch niemand bereut’s./ Jeder mit seinem Kreuz.// Und ich/ mit meinem Bandscheibenvorfall“. Bekanntes klopft er auf seinen Gehalt hin ab und versprachlicht es auf überraschende Weise wieder – im Kern sei zwar alles eigentlich schon gesagt, so Szegedi, man könne es aber immer wieder neu formulieren. Deutlich wird das etwa im Gedicht „Rendite“, das diesen Begriff ganz ungewohnt – und wieder augenzwinkernd – definiert: „Von nun an lege ich mein Geld/ in Schnaps an, bis ans End‘./ Wo sonst in dieser Welt/ bekommt man schon 40 Prozent?!“.

Martin Szegedi „lebt für die Dichtung“, wie er der Siebenbürgischen Zeitung mitteilt, und wird weiter schreiben und publizieren; aktuell arbeitet er an seinem elften Gedichtband. Und die Rente, dieses „Privileg“? Er weiß es zu schätzen und umzudeuten, wie das Gedicht „Tausch“ zeigt: „Nein, ich werde nicht in Rente bleiben,/ nur den Beruf mit meiner Berufung tauschen./ Werde manches Gedicht zu Ende schreiben/ und mich nicht von der Leere lassen berauschen.// Wie soll ich mich einlullen lassen/ vom Auf-der-Couch-rumliegen?/ Man kann sich mit dem Nichtstun befassen/ auch ohne sich ihm zu fügen“.

dr


Martin Szegedi: „Privileg“. Gedichte. BoD Verlag, Norderstedt, 2022, 92 Seiten, 10 Euro, ISBN 978-3-7568-8217-5.

Schlagwörter: Lyrik, Gedichtband, Karlsburg, Heidenheim, Buchvorstellung

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