19. Dezember 2023

Gerhard Zank mit seinem Münchner Klaviertrio im Nymphenburger Hubertus-Saal

Zugegeben: Die Kammermusik gehört leider zum Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr in den Tagesablauf von uns Menschen. Wenn dies für mehrere Jahrhunderte aber der Fall war, so heißt das noch lange nicht, dass diese Art von Musik für immer verschwunden ist. Was aber drei Musiker künstlerisch mit den einfachsten Mitteln des Instrumentalspiels durch ihr Musizieren alles an Gefühlen ausdrücken können, konnte man im Benefizkonzert des Lions-Clubs München Marienplatz Anfang November im Nymphenburger Hubertus-Saal in München erleben.
Bereits nach den ersten Klängen des Divertimentos in A-Dur (Hob. XV:35) von Joseph Haydn war man von der Qualität des Dargebotenen ergriffen: Präzision, homogener Klang, keine gekünstelte Interpretation, sondern ein im Laufe von Jahren gewonnenes Miteinander, das alle Grenzen der Kunst sprengt. Hier sind wahre Meister am Werk! Wie Perlen einer Kette reihten sich die Sechzehntelpassagen des Klavierparts (Donald Sulzen) mit den abwechselnden atmenden Phrasen der Violine (Michael Arlt) und des Cellos (Gerhard Zank). Obwohl es sich dabei „nur“ um ein Haydn-Trio handelte, wurde der Zuhörer von der Interpretation der drei Künstler – vereint unter dem Namen Münchner Klaviertrio – fasziniert und von dem brillanten Finale mitgerissen. Gegründet wurde das Münchner Klaviertrio 1982 vom Hermannstädter Cellisten Gerhard Zank, der auch heute eine prägende Rolle im Musikensemble spielt.
Das Münchner Klaviertrio, rechts der Cellist ...
Das Münchner Klaviertrio, rechts der Cellist Gerhard Zank. Foto: Dorian Zank
Ein weiter Sprung in der Musikgeschichte wurde mit dem folgenden Dumky-Trio, op. 90, von Antonín Dvořák vollzogen. Bei der Interpretation dieser slawischen Volksweisen durch das Münchner Klaviertrio beherrschte das Musikantische dieser „slawischen Tänze für Kammermusik“ das Musizieren. Die vielen Ritenuti und Accellerandi wurden mit einer solchen Leichtigkeit vollzogen, dass man als Zuhörer an den hohen Schwierigkeitsgrad der Interpretation gar nicht denken konnte. Es klang alles so natürlich und schwungvoll, als würde ein einziger Musiker als Interpret wirken. Nimm dich nicht so wichtig – so irgendwie müsste der Leitgedanke dieses vollkommenen Musizierens gewesen sein. Bereits Johannes Brahms war von der Fülle an musikalischen Ideen seines böhmischen Kollegen Dvořák begeistert: „Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle. Aus seinen Abfällen könnte sich jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben“. Die vollkommene Interpretation dieses mehrteiligen Meisterwerkes rief beim zahlreichen Publikum einen wohlverdienten langen Applaus hervor. Für die Aufführung des Quintetts, op. 44, von Robert Schumann hatte das Münchner Klaviertrio zwei Gäste eingeladen: Verena Kurz (Violine II) und Tilo Widenmeyer (Viola). Dieses Werk entstand in Schumanns „Kammermusikjahr“ 1842. Diese Art von Kammermusik – Klavier und ein Streichquartett – erlebte danach eine große Verbreitung. Selbst in Siebenbürgen und im Banat widmeten mehrere Komponisten dieser Besetzung ihre Aufmerksamkeit. Es war der Beginn und gleichzeitig der Höhepunkt in der Salonmusik jener Zeit. Daraus ist später das Konzert für Klavier und Streichorchester entstanden.

Wenn in der Interpretation des Klaviertrios die künstlerische Transparenz im Mittelpunkt stand, so konnten mit Hilfe des erweiterten Instrumentariums schon größere Klangwelten erzeugt werden, so z.B. im zweiten Satz, überschrieben mit „In modo di una marcia“. Ganz anders war die Rolle der einzelnen Instrumente im letzten Satz des Klavierquintetts, in dem, bedingt durch seinen kontrapunktischen Aufbau, jede Stimme nacheinander zur Geltung kam. Das triumphale Ende dieses Werkes riss das begeisterte Publikum mit sich: Wenn das Konzert mit einer fast barockartigen Triosonate begonnen hatte, endete es nun in einem hochromantischen, schwungvollen und heroischen Klang.

Nach dem Konzert bestand die Möglichkeit, sich diese Musik aus der reichhaltigen Auswahl der bisherigen Einspielungen dieses Meisterensembles mit nach Hause zu nehmen. Auch dies gehörte zur Initiative des Lions-Clubs München, der so mit diesem Benefizkonzert des Münchner Klaviertrios hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen in der Landeshauptstadt München geholfen hat. Respekt!

Dr. Franz Metz

Schlagwörter: Musik, Münchner Klaviertrio, Zank, Konzert

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