25. Oktober 2024
Roman über den mysteriösen Tafelmaler von Mediasch
„Meister von Mediasch“ wird er in der Fachwelt genannt, der großartige Künstler, der den Altar der Mediascher Margarethenkirche geschaffen hat. Seit über hundert Jahren versuchen Kunsthistoriker, Daten und Informationen über den Schöpfer des Altars zu finden. Vergeblich. Ein paar begründete Thesen gibt es, aber Genaues weiß man nicht. Man nimmt an, der Künstler hatte siebenbürgische Wurzeln und sein Handwerk an der Malschule des Wiener Schottenstifts erlernt. Auch geht man davon aus, dass er als Vorlage für die Altartafeln Kupferstiche von Israhel van Meckenem genutzt hat. Alles andere bleibt im Dunkel der (Kunst)Geschichte verborgen.

Und so entwirft der Autor Cornelius Scherg in seinem Roman „Ein Altar jenseits der Wälder“ die Biographie des „Meisters von Mediasch“, so wie diese sich hätte entfalten können. Scherg gibt ihm den Namen Zacharias Frank.
Beim Lesen tauchen wir ein in die Zeit lange vor der Reformation, in das Ende des 15. Jahrhunderts. Die Haupthandlung beginnt in der Malschule in Wien und erzählt in chronologischer Folge Leben und Wirken des aus Mediasch stammenden Protagonisten mit seinen Schwierigkeiten und Erfolgen: von der Auftragserteilung durch den ungarischen Königsrichter von Mediasch bis zur feierlichen Einweihung und Segnung des vollendeten Altars. Einen nicht geringen Raum nimmt in dem Roman der Malvorgang der Altartafeln ein. Dabei gelingt es Scherg ausgezeichnet, dem Leser die Altartafeln sehr anschaulich vor Augen zu führen, indem er statt langatmiger Beschreibungen erzählt, wie die Tafeln entstehen.
Die Haupthandlung wird regelmäßig durch Rückblenden unterbrochen, in denen der Leser Einblick in die Kindheit, Jugend und künstlerische Entwicklung von Zacharias erhält. Darüber hinaus entfaltet Cornelius Scherg vor dem geistigen Auge des Lesers ein buntes, abwechslungsreiches Bild der Mediascher Gemeinschaft im ausgehenden 15. Jahrhundert. Intrigen und Konflikte, Freundschaft und Liebe ergänzen dieses Gesellschaftsbild, sodass aus einem Bildungs- und Künstlerroman ein spannender, leicht zu lesender Gesellschaftsroman wird, dessen Lektüre die unterschiedlichsten Leserinteressen befriedigen wird.
Hervorzuheben ist der Anhang des Romans, in dem Abbildungen der acht Altartafeln des Mediascher Altars den ihnen entsprechenden Kupferstichen des Israhel van Meckenem gegenübergestellt werden. So erhält der Leser neben einem interessanten Roman auch die bildhafte Ergänzung zum Gelesenen.
Das Buch kann von der Heimatgemeinschaft Mediasch zum Preis von 15 Euro zzgl. Versandgebühren bezogen werden. Schreiben Sie eine E-Mail an buecher[ät]mediasch.de.
Klaus Servatius
Cornelius Scherg: „Ein Altar jenseits der Wälder“. Der Tafelmaler von Mediasch – eine mögliche Lebensgeschichte. Heimatortsgemeinschaft Mediasch e.V., 2024, 116 Seiten, ISBN 978-3-00-079470-4.Schlagwörter: Buch, Mediasch, Margarethenkirche
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