15. November 2024

Literaturzeitschrift "Helikon": Hommage an Franz Hodjak zum Achtzigsten

Die Nummer 18 der in Klausenburg erscheinenden ungarischsprachigen Literaturzeitschrift "Helikon" vom 25. September würdigt auf breitem Raum den Dichter, Prosaschriftsteller und vielfach preisgekrönten Franz Hodjak anlässlich seines 80. Geburtstages. Von Astrid Hodjak, der Tochter des Schriftstellers, stammen mehrere Illustrationen in der Zeitschrift.
Abgedruckt wurden sieben Gedichte des Autors in ungarischer Übersetzung, auch ein Gedicht auf Hodjak von Király Zoltan. Es folgen Essays sowie ein Studienartikel von Jakabházi Réka, die über Hodjak promoviert hat, ein längeres Interview zweier ungarischer Autoren, Király Zoltán und Szenkovics Enikő, das sie 2024 mit ihm geführt haben. Beide waren übrigens auch spätere Mitarbeiter der mehrsprachigen Klausenburger Studentenzeitschrift Echinox, die es seit1968 gibt und bei der Hodjak als damaliger Germanistikstudent der Babeș-Bolyai-Universität erste Texte veröffentlichte.

Bereits 1970, ein Jahr nach der Gründung des Klausenburger Dacia-Verlages 1969, war Hodjak bis zu seiner Ausreise in die Bundesrepublik 1992 Verlagslektor für die deutschsprachigen Editionen dort. Im „Dacia“ erschienen auch mehrere seiner eigenen Bücher: Gedichte, Prosa, Kinderbücher. Legendär sind Hodjaks Winkelzüge während der Ceaușescu-Diktatur, um zu verhindern, dass verschiedene deutschsprachige Bücher der Zensur zum Opfer fielen.

In einem Artikel über die rumäniendeutsche Literatur stellt Vince Ferenc, Professor für Rumänische Philologie an der Eötvös Loránd Universität in Budapest, Überlegungen an über das Besondere einer deutschsprachigen Minderheitenliteratur aus Rumänien und ihren dilemmatischen, jedoch berechtigten Anspruch, mit ihrem eigenen Sprachidiom an die deutsche Binnenliteratur anzuschließen, um auch ein ausländisches Leserpublikum zu erreichen. Dass Vince seinen Text „In memoriam Gerhardt Csejka“ verfasste, ist folgerichtig, hatte doch Csejka (1945-2022) sich theoretisch intensiv und innovativ mit dem Phänomen befasst, das die meisten rumäniendeutschen Autoren, allen voran Franz Hodjak, seit eh und je und bis heute umtreibt.

Ștefan Damian, selbst Autor, Übersetzer, ehemaliger Redakteur, Kollege und Freund Hodjaks beim Dacia-Verlag, widmet dem Jubilar einen Kurzessay. Darin lässt er Szenen aus dem Verlagsalltag aufleben: die Lese- und oft auch Beurteilungs-Tortour der eingeschickten Manuskripte, Sternstuden der Erfolge, Kollegialität und widerständiges Ertragen von Parteiversammlungen, Kaffeekochrituale und Schnapstrinken als Lebenselixier. Damian war nicht nur Zeuge von Hodjaks schwerem und widersprüchlichem Entschluss zur Ausreise in die Bundesrepublik, sondern hat auch seine hiesigen Publikationen mit stetem Interesse verfolgt.

Über wichtige Lebens- und Schaffensphasen gibt Franz Hodjak den beiden oben genannten Interview-Partnern Auskunft. Er schildert Kindheitserlebnisse als Inspirationsquelle, seine früh erwachte Liebe zum Buch und zur Sprache, spätere Bildungserlebnisse und die drei Säulen seines Denkens: Hegel, Marx und Sartre, die ihn trotz seines Atheismus und allgemeiner Weltuntergangsszenarien nicht müde werden lassen, den Kampf aufzunehmen: „mit der großen Leere in mir und außer mir, ich muss mit ihr kämpfen, […] ich speche auch mit dem Tod, ich spreche auch mit dem Nichts“, denn Sprache sei der einzige sichere Zufluchtsort.

Nicht nur der Status des Staatsbürgers und Minderheitlers Franz ­Hodjak in zwei Welten und zwischen ihnen stellt eine produktive Herausforderung für den Dichter bis heute dar, sondern auch seine multikulturelle Prägung in seinem Herkunftsland, dessen „Quitten- und Holunderduft“ eigentlich eine Garantie sind für die Unmöglichkeit des Heimat­verlustes.

Die Nummer 18 der Helikon enthält eine schöne ungarischsprachige Würdigung des Menschen und Schriftstellers Franz Hodjak und hebt seine Bedeutung für das literarische Leben Rumäniens in den letzten 50 Jahren hervor.

Gudrun Schuster

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Schlagwörter: Hodjak, Klausenburg, Ungarisch

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