26. März 2025

Stiftung Siebenbürgische Bibliothek: Eine Rückschau und eine neue Unterstiftung

Das Jahr 2024 ist für die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek wieder einmal ein herausforderndes Jahr gewesen. Die Turbulenzen in Wirtschaft und internationaler Politik, die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, die Unsicherheiten angesichts der hohen Inflation im Jahr 2023 und ihre Fortsetzung im Jahr 2024 haben auch die Stiftungsarbeit vor große Herausforderungen gestellt. Aber dank der umsichtigen und diversifizierten Anlagestrategie, die die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek seit ihrer Gründung im Jahr 1999 verfolgt, konnten Verwerfungen vermieden und das nötige Kapital erwirtschaftet und ausgeschüttet werden. Das sichert weiterhin den Betrieb und die öffentlichkeitswirksame Arbeit von Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv, das unter der Trägerschaft des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats e.V. steht. Damit wird die Zentrale unseres gemeinsamen kulturellen und historischen Gedächtnisspeichers fortgesetzt.
Höhepunkt war die Feier am 29. Juni 2024 zum 25-jährigen Jubiläum der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek auf Schloss Horneck. Dabei blickten die zahlreichen Anwesenden auf ein Vierteljahrhundert der fruchtbaren und erfolgreichen Anstrengungen unserer Gemeinschaft und der ehemaligen, an der Stiftungsarbeit beteiligten Landsleute zurück. Erneut wurde deutlich, wie wichtig und zentral die gemeinsamen Anstrengungen sind, um unsere Geschichte und Kultur für zukünftige Generationen zu sichern. Denn das, was wir heute nicht bewahren und für die Zukunft in Bibliothek und Archiv erschließen, geht für immer verloren. Dies stellt die Stiftungsarbeit vor große Herausforderungen, was die langfristige finanzielle Absicherung des Siebenbürgen-Instituts betrifft, denn obwohl das Stiftungsvermögen mittlerweile deutlich über dem ursprünglich angestrebten liegt, wird tatsächlich ein Vielfaches davon benötigt, um das Siebenbürgen-Institut mit seinen Beständen und Mitarbeitern dauerhaft und unabhängig von der öffentlichen Hand abzusichern. Hierbei ist die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek besonders auf die finanzielle Solidarität und Unterstützung unserer Gemeinschaft angewiesen. Ohne sie wird es auf lange Sicht nicht möglich sein, dem Stiftungszweck gerecht zu werden.

Trotz des fortgesetzten Trends eines leider zu verzeichnenden rückläufigen Spendenaufkommens sind Stiftungsvorstand und Stiftungsbeirat allen Unterstützern, die uns und somit das Siebenbürgen-Institut finanziell zukunftssicher aufstellen wollen, für ihr Engagement außerordentlich und aufrichtig dankbar. Wir bauen und zählen weiterhin auf Sie und hoffen, dass sich der Kreis der „Willigen“ erweitert.

Neben Einzelspenden sowie Zuwendungen anlässlich diverser Anlässe (Geburtstage, Jubiläen, Trauerfeiern, etc.) und Vermächtnissen ist die Einrichtung einer Unterstiftung eine einzigartige Möglichkeit, das Andenken an wichtige Menschen für die Zukunft zu bewahren und sichtbar zu machen.

Aus diesem Grund freut sich der Stiftungsvorstand sehr, dass das neue Jahr 2025 mit der Gründung einer weiteren, unselbständigen Unterstiftung beginnen konnte. Das Ehepaar Renate und Joachim Hellriegel hat sich nach langjähriger und großzügiger Spendentätigkeit entschlossen, zusätzlich eine eigene Unterstiftung ins Leben zu rufen. Mit diesem Schritt möchten sie nicht nur mit gutem Beispiel vorangehen, sondern auch an eine bemerkenswerte Persönlichkeit erinnern, die sowohl für ihre Familie als auch für die sächsische Gemeinschaft von besonderer Bedeutung ist. Es handelt sich um D. Dr. Georg Adolf Schuller, den bekannten Biografen von Samuel von Brukenthal und Johann Filtsch. In nebenstehendem Beitrag erläutern Renate und Joachim Hellriegel ihre Motivation zur Einrichtung der Unterstiftung und geben einen kurzen Einblick in Leben und Wirken des auf diese Weise Geehrten.

Vorstand und Beirat der Stiftung danken herzlich den beiden Stiftern für ihr langjähriges Engagement, das in der Gründung der Unterstiftung seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Verbunden mit diesem Dank ist auch die Hoffnung, dass dieses Beispiel möglichst viele Nachahmer findet und weitere Unterstiftungen gegründet werden. Es soll an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen werden, dass eine namensgebundene Unterstiftung einer Mindestausstattung von 10000 Euro bedarf. Sie dient automatisch der Sicherung unseres kulturellen Gedächtnisses in Gundelsheim.

Ein Schwerpunkt im letzten Jahr bestand darin, die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek und deren Stiftungszweck einer größeren (sächsischen) Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dazu wurden anlässlich des Heimattages in Dinkelsbühl sowie des „Großen Sachsentreffens“ in Hermannstadt Präsentationen durchgeführt, die über die Aufgaben und Ziele der Stiftung informieren.

JEDE SPENDE ZÄHLT und hilft, den Kapitalstock der Stiftung auszubauen, und damit hilft JEDE SPENDE auch, unsere 900-jährige Geschichte zu bewahren und künftigen Generationen zugänglich zu machen.

Spender und Spenderinnen haben nach wie vor als Vorteil die steuerliche Absetzbarkeit der Spenden, falls gewünscht, die Veröffentlichung in den Spenderlisten oder ab einem Betrag von 1000 Euro einen Eintrag in der Stiftertafel.

Der Vorstand der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek hofft, dass wir gemeinsam den bislang erfolgreichen Weg fortsetzen können!

Weitere Informationen, Stiftertafeln und Fotos sind zu finden unter: www.stiftung-siebenbuergische-bibliothek.de

Der Vorstand

Das Konto der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek bei der Volksbank Oberberg eG, BIC: GENODED1WIL, hat die IBAN: DE75 3846 2135 0211 0290 13.

Warum wir die Unterstiftung D. Dr. G. A. Schuller eingerichtet haben

Auslöser war die 53. Jahrestagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) zum Thema „Wege der Aufklärung bei den Siebenbürger Sachsen. Facetten einer Provinz im Wandel“ im September 2021 in Weißenfels an der Saale, auf welcher Samuel von Brukenthal anlässlich seines 300. Geburtstages gewürdigt wurde. Erstaunt und mit Freude sah ich, dass etliche Tagungsteilnehmer eine Biografie dieses Mannes „unter dem Arm“ trugen, denn verfasst wurde diese zwischen 1904 und 1939 von D. Dr. Georg Adolf Schuller – meinem Urgroßvater. Noch heute ist das Werk Quelle und Maßstab unseres Wissens über den bedeutendsten Gubernator Siebenbürgens.

Ich begann über meinen Urgroßvater zu recherchieren; dabei waren neben innerfamiliären Quellen ganz besonderes das Siebenbürgen-Institut mit seiner Bibliothek und dem Archiv eine wertvolle Unterstützung, vor allem auch in Person seiner Mitarbeiter und dessen Leiterin, Dr. Ingrid Schiel.

Auf einem Familientreffen der Nachfahren von G.A. Schuller auf Schloss Horneck im Juli 2022 konnten wir den rund 50 Zuhörern interessante Erkenntnisse über den Lebensweg ihres Ahnherren präsentieren, auch viele seiner Schriften im Original bzw. in Nachdrucken zeigen.

Bei der Suche nach den familiären Wurzeln ist uns klar geworden, wie wichtig der Zugang zu den Quellen der eigenen Geschichte ist, wie wertvoll die sichere Aufbewahrung von Dokumenten sein kann und welchen Einfluss wechselnde politische Verhältnisse darauf haben. Das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv und der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde sind Institutionen, denen wir vertrauen und deren Bestehen wir deshalb langfristig gesichert wissen wollen. Damit sie ihre wertvolle Aufgabe erfüllen können, brauchen sie aber Personal und Geld. So wie die sächsischen Dorfbewohner aus eigener Kraft ihre Kirchenburg gebaut und über die Jahrhunderte erhalten haben, müssen wir heute mit Einsatz aller verfügbaren finanziellen Mittel unsere „Bücherburg“ pflegen.

Die Gründung einer Unterstiftung innerhalb der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek bietet uns die Möglichkeit, etwas zum Erhalt dieses reichen kulturellen Erbes beizutragen. Mit der Benennung nach unserem Vorfahren können wir gleichzeitig eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte würdigen. D. Dr. Georg Adolf Schuller hat in Jahrzehnten uneigennütziger Arbeit einen bedeutenden Beitrag zum kulturellen Leben der Siebenbürger Sachsen geleistet. Sein Hauptwerk, die Biografie des Barons von Brukenthal, konnte umständehalber zu Lebzeiten nicht mehr veröffentlicht werden. Bedingt durch Auswanderung und neue gesellschaftliche Verhältnisse, liegt der Fokus der Folge-Generationen nicht mehr auf den historischen Wurzeln; im „Lexikon der Siebenbürger Sachsen“ (1993) fehlt Schullers Name. Um ihn wieder ins allgemeine Gedächtnis zu rufen und ihn hier zu verankern, wollen wir unsere Unterstiftung nach D. Dr. G. A. Schuller benennen.

Renate und Joachim Hellriegel

Schlagwörter: Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, Rückblick, Unterstiftung

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