13. August 2006

Filtsch-Festival als gelungene Generalprobe für 2007

Als eine Generalprobe für das Kulturhauptstadtjahr 2007 kann die 11. Auflage des Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festivals betrachtet werden, die vom 11. bis 16. Juli in Hermannstadt stattfand. Gastgeber war, wie schon im Vorjahr, die Hermannstädter Philharmonie, mit Sitz im neuen Thalia-Saal. Das bisherige Tandem der Initiatoren, Peter Szaunig und Walter Krafft, ergänzte Ioan Bojin, Direktor der Philharmonie, zu einem Trio, das mit viel Idealismus, Feingefühl und Einsatzbereitschaft durch das Festival führte.
Neben Bewährtem der vorangegangenen Auflagen wurden neue Akzente gesetzt, vor allem durch hochwertige Abendveranstaltungen.

Die Tage zwischen dem 11. und 16. Juli (ein Novum, da der Wettbewerb bisher stets im September stattfand) wurden zu einem musikalischen Marathon nicht nur für die Teilnehmer und die Jury, sondern auch für die Zuhörer. 39 Teilnehmer aus neun Ländern - größtenteils aus dem Rumänien, ferner aus Bulgarien, Japan, Österreich, Frankreich, Deutschland, der Moldau, Ungarn und China - stellten sich den technisch-musikalischen Herausforderungen. Von den drei Gruppen war es die dritte (17-31 Jahre), die dem diesjährigen Wettbewerb ein bisher nie erreichtes Niveau verlieh. Die Wertungsspiele der Teilnehmer beurteilte eine internationale Jury, bestehend aus Peter Szaunig und Walter Krafft (Deutschland), Agathe Leimoni (Griechenland), Jenny Zaharieva (Bulgarien), Boldizsar Csiky, Mihaela Constantin und Eniko Orth (Rumänien). Eine erste Hürde mussten die Kandidaten sich allerdings selbst stellen, da eines der Teilnahmekriterien eine einwandfrei ausgeführte Filtsch-Kompositon beinhaltete.

Nach dem Konzert der Hermannstädter Philharmonie erhielt die Solistin, die griechische Jurorin Agathe Leimoni, Blumen von den Jurykollegen Walter Krafft und Peter Szaunig. Ein neues, symphonisches Kapitel des Filtsch-Festival wurde eröffnet. Foto: Oswald Otto Kessler
Nach dem Konzert der Hermannstädter Philharmonie erhielt die Solistin, die griechische Jurorin Agathe Leimoni, Blumen von den Jurykollegen Walter Krafft und Peter Szaunig. Ein neues, symphonisches Kapitel des Filtsch-Festival wurde eröffnet. Foto: Oswald Otto Kessler

Die Eröffnung fand am 11. Juli im Thalia-Saal statt. Ioan Bojin, Hausherr und Erneuerer des Wettbewerb-Festivals, unterstrich in seiner Rede die Bedeutung der diesjährigen Auflage als eine Art Generalprobe für 2007, wenn Hermannstadt gemeinsam mit Luxemburg europäische Kulturhauptstadt sein wird. Für Peter Szaunig, Vorsitzender der Jury, ging mit der Anschaffung eines Steinway-Flügels ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Mihai Diaconescu, Protagonist des Eröffnungskonzertes, wurde von Walter Krafft vorgestellt. Nach dem Rondo capriccioso von Mendelssohn-Bartholdy und einer Nocturne von Chopin interpretierte der 15-jährige Diaconescu leider etwas zu distanziert drei Filtsch-Stücke: die Mazurka, das Impromptu in Ges-Dur und das Adieu in c-Moll.

Die nachfolgenden Abende boten eine Vielzahl von musikalischen Leckerbissen, beginnend mit einem Orgelkonzert der Kantorin Ursula Philippi am Mittwoch in der Evangelischen Stadtpfarrkirche. Ebenfalls Mittwoch fand ein Duo-Abend mit dem international renommierten Cellisten, dem gebürtigen Hermannstädter Cristian Florea, und der jungen Pianistin Oana Crisu (mehrmalige Preisträgerin des Filtsch Wettbewerbes), statt. Oana Crisu war dem temperamentvollen und ausdrucksstarken Cellopart Floreas innerhalb der drei Sonaten von Beethoven, Brahms und Debussy eine stilistisch wie auch emotional ebenbürtige Partnerin. Am Donnerstag fand in der Evangelischen Kirche in Heltau ein Kammerkonzert mit "Cantate Domine" statt, mit Ursula Philippi (Orgel und Cembalo), den beiden Flötisten Elena und Ioan Bojin sowie Kurt Philippi (Basso continuo). Im Thalia-Saal präsentierte sich ebenfalls am Donnerstag das Orchester junger Musiker aus der Karpatenregion, das mit seiner Streicher- und Bläserbesetzung einen jugendlich-frischen Wind entfachte. Wenig subtil interpretierte der Schweizer Geiger György Zerkula Paganinis 1. Violinkonzert. Durchdrungen von Elan und Optimismus erklang sodann Beethovens Schicksalssymphonie. Leider entdeckte der Dirigent (Kálmán Záborszky, Ungarn) nicht die tiefgründige Seele, die sich hinter dem Notenbild verbirgt. Alles in allem besitzt das Orchester ein ausbaufähiges Klangpotenzial. Am Freitag spielte die Griechin Agathe Leimoni in Begleitung der Hermannstädter Philharmonie unter Petre Sbarcea das Klavierkonzert in a-Moll von E. Grieg, leider nicht immer synchron mit dem Orchester. Souveräner hingegen der Italiener Fulvio Turissini mit Robert Schumanns Klavierkonzert in a-Moll. Der sinnlich verinnerlichte Vortrag der Träumerei als Zugabe begeisterte das Publikum.

Vor dem Abschlusskonzert, das am Sonntag stattfand, fuhren die Preisträger nach Mühlbach, wo das Wunderkind Carl Filtsch am 28. Mai 1830 das Licht der Welt erblickte. In der Evangelischen Kirche boten sie ein reichhaltiges Programm, das beim Preisträgerkonzert fast identisch wiederholt wurde.

Nach einer Woche der Musik, der Emotionen, Hoffnungen, aber auch Enttäuschungen war es für kurze Zeit still im Thalia-Saal. Sonntagabend folgte das Abschlusskonzert mit Preisverleihung. An die 39 Teilnehmer wurden 29 Preise und Belobigungen vergeben. Das Niveau der 17- bis 30-jährigen Interpreten war so hoch, dass jeweils zwei 1. bis 3. Preise vergeben wurden. Alle hier zu nennen würde den Rahmen sprengen, doch allen muss zugute gehalten werden, dass sie der Klaviatur des Steinways meisterlich interpretierte Töne entlockten. Manch einer wird wohl in einigen Jahren auf den großen Bühnen der Welt zu hören sein, weissagte der deutsche Konsul Jörg Schulz in seiner Ansprache. Das breit gefächerte Programm umfasste Werke von Bach, Chopin, Glinka, Filtsch, Tschaikowsky, Smetana und Ravel bis hin zu Schostakowitsch und Messiaen. Letzterer wurde von Doris Lindner (Österreich) interpretiert, eine der beiden Erstplazierten in der dritten Kategorie, die ein selbstbewusstes und lupenreines Spiel bot. Nicht unerwähnt bleiben sollten die beiden Teilnehmer Alexander Lialios (1. Kompositionspreis) und Adrian Lazarov (2. Kompositionspreis). Lialios' Eigenkomposition Aquarium, ein impressionistisches Werk mit atonalen Effekten, wurde mit großer Hingabe gespielt. Auch Lazarov interpretierte seine Komposition Worldiana mit überzeugender Ausdruckskraft. Symbolisch endete der Abend mit der pianistisch anspruchsvollsten Filtsch-Komposition, dem Andante mit Variationen in einer leider etwas unterkühlten Interpretation Catalin Dimas, eines der ersten Preisträger der dritten Altersstufe. Beflügelt von dem neuen Steinway-Flügel ging eines der best organisierten und erfolgreichsten Wettbewerb-Festivals zu Ende. Die Hauptinitiatoren Walter Krafft und Peter Szaunig werden auch in Zukunft alles daran setzen, neue Ideen einzubringen und dem Carl Filtsch Wettbewerb-Festival zu noch mehr Prestige und Internationalität zu verhelfen.

Zu danken ist all jenen, die durch ihre finanzielle Hilfe eine Fortführung des Festivals möglich gemacht haben, allen voran das Haus des Deutschen Ostens München, die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung München, die Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt, die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien sowie das deutsche Generalkonsulat in Hermannstadt.

Dagmar Dusil

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische zeitung, Folge 13 vom 10. August 2006, Seite 8)

Schlagwörter: Filtsch, Musik

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