13. Oktober 2007
AKSL-Tagung: "Hermannstadt – ein Zentrum in Randlage"
Mitte September fand in Hermannstadt die 42. Jahrestagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) in Kooperation mit dem Institut für Geisteswissenschaften der Rumänischen Akademie und dem Hermannstädter Demokratischen Forum der Deutschen statt. Das Generalthema, „Hermannstadt – Zentrum in Randlage“, sowie die Ausstellungen, Buchvorstellungen und wissenschaftlichen Referate waren auf die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen in der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 abgestimmt.
Hermannstadts Randlage, das gewählte Tagungsthema, wurde von Bürgermeister Klaus Johannis in wenigen Sätzen und mit gefühlvollem Witz relativiert. Dies geschah beim von ihm gegebenen Empfang für eine Delegation aus Nordrhein-Westfalen, angeführt von NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (siehe Bericht in Folge 15 dieser Zeitung vom 30. September 2007, Seite 3), aus dessen Etat die Tagung des AKSL gefördert worden ist.
Hermannstadt liegt heute im Zentrum Rumäniens und hat in den letzten Jahren eine verheißungsvolle Entwicklung von einer zur kommunistischen Zeit vergessenen Provinzstadt zum vitalen Kultur- und Wirtschaftsstandort erfahren – durchaus modellhaft für den Fortschritt in diesem Teil der Europäischen Union. Die europäische Pluralität, die Hermannstadt anstrebt, war auch in den Tagungsbeiträgen zu spüren. In der Aula der Brukenthalschule brachten zunächst die zahlreichen Grußworte das Thema ins Bewusstsein der Hörer. Alle Vorträge der Plenumsveranstaltungen unter dem Titel „Hermannstadt in Mitteleuropa“ (deutsch und rumänisch mit Simultanübersetzung) entsprachen diesem Hauptziel der Tagung. So Thomas Näglers Beitrag „Die Gründung der villa Hermanni im Lichte neuerer Forschungen“. Ebenso die Referate der österreichischen Historiker Ernst Dieter Petritsch/Wien: „Hermannstadt und Konstantinopel. Siebenbürgen und das osmanische Reich“ und Harald Heppner/Graz: „Hermannstadt und Wien. Siebenbürgen und das Habsburger Reich“.
Leitthema der zweiten Plenumssitzung war „Hermannstadt in Siebenbürgen und als Haupt der Sächsischen Nation“ mit folgenden Referenten: Konrad Gündisch/Oldenburg: „Hermannstadt und Weißenburg. Zur politischen Geschichte Siebenbürgens“; Ioan Dordea/Klausenburg: „Hermannstadt und die siebenbürgischen Bergstädte“; Ákos Egyed/Klausenburg: „Hermannstadt und Klausenburg. Imre Mikós’ Korrespondenz mit den siebenbürgisch-sächsischen Gelehrten“; Harald Roth/Regensburg: „Hermannstadt und Kronstadt. Zwischen Antagonie und schwesterlichem Einvernehmen“; Vasile Ciobanu/Hermannstadt: „Hermannstadt und Bukarest. Die Sachsen und ihre Institutionen in Rumänien“. An zahlreichen Beispielen – nicht zuletzt am ebenso humor- wie gehaltvollen Beitrag von Harald Roth – wurde deutlich, dass die nicht immer spannungsfreien Beziehungen zwischen Hermannstadt und anderen Städten trotzdem für alle Seiten vielfältigen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Gewinn brachten.
Sowohl im Plenum als auch in den vier Sektionen des Arbeitskreises, die am zweiten Tag ihre Sitzungen hielten, sprachen zum Teil international bekannte Wissenschaftler, die der Tagung ein besonderes Gewicht gaben. In der Sektion Germanistik wurden folgende Beiträge präsentiert: Bianca Bican/Klausenburg: „Der rumänische Schriftstellerverband und seine deutschsprachigen Mitglieder“; Delia Anca Cotârlea/Hermannstadt: „Die Grenzsituation als Randlage im Leben und Werk von Anemone Latzina“; Kurt A. Markel/Tübingen: „Werner Söllners Repliken aus der deutschen Lyrik“. Vier Beiträge kamen in der Sektion Kunstgeschichte zur Sprache: Christoph Machat/Köln: „Die Verteidigungsanlagen der Sachsen im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Siebenbürgen“; Timo Hagen/Heidelberg: „Architektur in Hermannstadt zur Zeit des Dualismus“; Gudrun-Liane Ittu/Hermannstadt „Die Moderne in Hermannstadt“; Manfred Wittstock/ Hermannstadt: „Warum kam Karl Dörschlag nach Siebenbürgen und Hermannstadt?“
Die gut besuchte Sektion Naturwissenschaften tagte sinnigerweise im Biolabor der Brukenthalschule. Robert Offner/Bayreuth referierte über „Die Studiosi Cibiniensis (bis 1850) an Europäischen Universitäten mit besonderer Berücksichtigung der Mediziner“. Marianne Klemun/ Wien sprach über „Naturalisierung der Politik und/oder Politisierung der Natur?“, Erika Schneider/Rastatt zum Thema „Hermannstadt als Zentrum naturwissenschaftlicher Forschung im ausgehenden 18. Jahrhundert“ und Hansgeorg v. Killyen über „Neue Daten über siebenbürgisch-sächsische Ärztevereine in der 1. Hälfte des 20 Jahrhunderts“. Am Nachmittag berichteten Heinz Heltmann/St. Augustin über „Leben und Werk des Hermannstädter Naturforschers Alfred Ludwig Kamner“, Wilfried Schreiber/Klausenburg zum Thema „Heinrich Wachner, ein fast vergessener Geograph“ und Eckbert Schneider/Rastatt zum Thema: „Der Hermannstädter Arzt und Entomologe Dr. Daniel H. Czekelius“.
Die Sektion Volkskunde tagte, in Zusammenarbeit mit dem ASTRA-Nationalmuseum, im „Schatzkästlein“. Folgende Berichte wurden vorgetragen: Corneliu Bucur/Hermannstadt: „Die volkskundlichen Museen Hermannstadts“; Reinhard Johler/Tübingen: „Zwischen Ost und West – die volkskundliche Erforschung osteuropäischer Regionen“ und Irmgard Sedler/Kornwestheim: „Mode im Spannungsbogen zwischen Ost und West. ‚Deutsche‘ und ‚sächsische‘ Schuster in Hermannstadt“. Marius Joachim Tataru/Gundelsheim: „Bauernhäuser und ihre Ornamentik“; Camelia Stefan/Hermannstadt: „Die Sammlungen des Emil-Sigerus-Museums“; Carla Roșca/Hermannstadt: „Keramik in Siebenbürgen“.
An den Begleitveranstaltungen der AKSL-Tagung nahmen zeitweise nahezu 300 Interessierte teil. Abgesehen von dem erwähnten Empfang durch Bürgermeister Klaus Johannis empfing auch Bischof D. Dr. Christoph Klein die Tagungsteilnehmer im Festsaal des Bischofpalais. Am Samstag fand in Heltau eine Feierstunde zum 100. Geburtstag von Dr. Gustav Gündisch, bis zu seinem Tod Ehrenmitglied des AKSL, statt (siehe Bericht in dieser Zeitung). Im Historischen Museum im Alten Rathaus wurde die Ausstellung „Studenten, Gelehrte, Könige. Europäisches Kulturerbe aus Kronstadt“ eröffnet. Im Anschluss stellten die Organisatoren Neuerscheinungen vor: „Das Nachlassinventar Samuel von Brukenthals“ (Herausgeber Monica Vlaicu und Konrad Gündisch), „Hermannstadt und Siebenbürgen. Die Protokolle des Hermannstädter Rates 1391-1705“ (Herausgeber Käthe Hientz, Bernhard Heilig und Thomas Șindilariu), „Die Grenzverteidigung Siebenbürgens im 10. bis 14. Jahrhundert“ (Ioan Marian Țiplic) und „Naturwissenschaftler in Hermannstadt“ (Herausgeber Erika Schneider, Hansgeorg v. Killyen und Eckbert Schneider).
Ein Gottesdienst am 16. September in der Stadtpfarrkirche sowie die Mitgliederversammlungen der zwei Vereine des ASKL (der eine mit Sitz in Hermannstadt und der andere in Heidelberg) rundeten die öffentlichen Veranstaltungen ab. Eine thematische Stadtführung (Jugendstil in Hermannstadt) mit dem Heidelberger Doktoranden Timo Hagen sowie die Bücherverkaufstische gehörten ebenfalls zur Tagung. Nicht zu vergessen auch die Studienfahrt von 52 Tagungsteilnehmern aus Deutschland zu bedeutenden Stätten der ungarischen Vergangenheit und durch das rumänische Westgebirge nach Hermannstadt. Großes Lob gebührt allen Organisatoren und besonders Gerald Volkmer, Geschäftsführer der AKSL, und Thomas Șindilariu, Geschäftsführer des AKSL-Rumänien und Leiter des Archivs der evangelischen Honterusgemeinde Kronstadt.
Hermannstadt liegt heute im Zentrum Rumäniens und hat in den letzten Jahren eine verheißungsvolle Entwicklung von einer zur kommunistischen Zeit vergessenen Provinzstadt zum vitalen Kultur- und Wirtschaftsstandort erfahren – durchaus modellhaft für den Fortschritt in diesem Teil der Europäischen Union. Die europäische Pluralität, die Hermannstadt anstrebt, war auch in den Tagungsbeiträgen zu spüren. In der Aula der Brukenthalschule brachten zunächst die zahlreichen Grußworte das Thema ins Bewusstsein der Hörer. Alle Vorträge der Plenumsveranstaltungen unter dem Titel „Hermannstadt in Mitteleuropa“ (deutsch und rumänisch mit Simultanübersetzung) entsprachen diesem Hauptziel der Tagung. So Thomas Näglers Beitrag „Die Gründung der villa Hermanni im Lichte neuerer Forschungen“. Ebenso die Referate der österreichischen Historiker Ernst Dieter Petritsch/Wien: „Hermannstadt und Konstantinopel. Siebenbürgen und das osmanische Reich“ und Harald Heppner/Graz: „Hermannstadt und Wien. Siebenbürgen und das Habsburger Reich“.
Leitthema der zweiten Plenumssitzung war „Hermannstadt in Siebenbürgen und als Haupt der Sächsischen Nation“ mit folgenden Referenten: Konrad Gündisch/Oldenburg: „Hermannstadt und Weißenburg. Zur politischen Geschichte Siebenbürgens“; Ioan Dordea/Klausenburg: „Hermannstadt und die siebenbürgischen Bergstädte“; Ákos Egyed/Klausenburg: „Hermannstadt und Klausenburg. Imre Mikós’ Korrespondenz mit den siebenbürgisch-sächsischen Gelehrten“; Harald Roth/Regensburg: „Hermannstadt und Kronstadt. Zwischen Antagonie und schwesterlichem Einvernehmen“; Vasile Ciobanu/Hermannstadt: „Hermannstadt und Bukarest. Die Sachsen und ihre Institutionen in Rumänien“. An zahlreichen Beispielen – nicht zuletzt am ebenso humor- wie gehaltvollen Beitrag von Harald Roth – wurde deutlich, dass die nicht immer spannungsfreien Beziehungen zwischen Hermannstadt und anderen Städten trotzdem für alle Seiten vielfältigen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Gewinn brachten.
Sowohl im Plenum als auch in den vier Sektionen des Arbeitskreises, die am zweiten Tag ihre Sitzungen hielten, sprachen zum Teil international bekannte Wissenschaftler, die der Tagung ein besonderes Gewicht gaben. In der Sektion Germanistik wurden folgende Beiträge präsentiert: Bianca Bican/Klausenburg: „Der rumänische Schriftstellerverband und seine deutschsprachigen Mitglieder“; Delia Anca Cotârlea/Hermannstadt: „Die Grenzsituation als Randlage im Leben und Werk von Anemone Latzina“; Kurt A. Markel/Tübingen: „Werner Söllners Repliken aus der deutschen Lyrik“. Vier Beiträge kamen in der Sektion Kunstgeschichte zur Sprache: Christoph Machat/Köln: „Die Verteidigungsanlagen der Sachsen im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Siebenbürgen“; Timo Hagen/Heidelberg: „Architektur in Hermannstadt zur Zeit des Dualismus“; Gudrun-Liane Ittu/Hermannstadt „Die Moderne in Hermannstadt“; Manfred Wittstock/ Hermannstadt: „Warum kam Karl Dörschlag nach Siebenbürgen und Hermannstadt?“
Die gut besuchte Sektion Naturwissenschaften tagte sinnigerweise im Biolabor der Brukenthalschule. Robert Offner/Bayreuth referierte über „Die Studiosi Cibiniensis (bis 1850) an Europäischen Universitäten mit besonderer Berücksichtigung der Mediziner“. Marianne Klemun/ Wien sprach über „Naturalisierung der Politik und/oder Politisierung der Natur?“, Erika Schneider/Rastatt zum Thema „Hermannstadt als Zentrum naturwissenschaftlicher Forschung im ausgehenden 18. Jahrhundert“ und Hansgeorg v. Killyen über „Neue Daten über siebenbürgisch-sächsische Ärztevereine in der 1. Hälfte des 20 Jahrhunderts“. Am Nachmittag berichteten Heinz Heltmann/St. Augustin über „Leben und Werk des Hermannstädter Naturforschers Alfred Ludwig Kamner“, Wilfried Schreiber/Klausenburg zum Thema „Heinrich Wachner, ein fast vergessener Geograph“ und Eckbert Schneider/Rastatt zum Thema: „Der Hermannstädter Arzt und Entomologe Dr. Daniel H. Czekelius“.
Die Sektion Volkskunde tagte, in Zusammenarbeit mit dem ASTRA-Nationalmuseum, im „Schatzkästlein“. Folgende Berichte wurden vorgetragen: Corneliu Bucur/Hermannstadt: „Die volkskundlichen Museen Hermannstadts“; Reinhard Johler/Tübingen: „Zwischen Ost und West – die volkskundliche Erforschung osteuropäischer Regionen“ und Irmgard Sedler/Kornwestheim: „Mode im Spannungsbogen zwischen Ost und West. ‚Deutsche‘ und ‚sächsische‘ Schuster in Hermannstadt“. Marius Joachim Tataru/Gundelsheim: „Bauernhäuser und ihre Ornamentik“; Camelia Stefan/Hermannstadt: „Die Sammlungen des Emil-Sigerus-Museums“; Carla Roșca/Hermannstadt: „Keramik in Siebenbürgen“.
An den Begleitveranstaltungen der AKSL-Tagung nahmen zeitweise nahezu 300 Interessierte teil. Abgesehen von dem erwähnten Empfang durch Bürgermeister Klaus Johannis empfing auch Bischof D. Dr. Christoph Klein die Tagungsteilnehmer im Festsaal des Bischofpalais. Am Samstag fand in Heltau eine Feierstunde zum 100. Geburtstag von Dr. Gustav Gündisch, bis zu seinem Tod Ehrenmitglied des AKSL, statt (siehe Bericht in dieser Zeitung). Im Historischen Museum im Alten Rathaus wurde die Ausstellung „Studenten, Gelehrte, Könige. Europäisches Kulturerbe aus Kronstadt“ eröffnet. Im Anschluss stellten die Organisatoren Neuerscheinungen vor: „Das Nachlassinventar Samuel von Brukenthals“ (Herausgeber Monica Vlaicu und Konrad Gündisch), „Hermannstadt und Siebenbürgen. Die Protokolle des Hermannstädter Rates 1391-1705“ (Herausgeber Käthe Hientz, Bernhard Heilig und Thomas Șindilariu), „Die Grenzverteidigung Siebenbürgens im 10. bis 14. Jahrhundert“ (Ioan Marian Țiplic) und „Naturwissenschaftler in Hermannstadt“ (Herausgeber Erika Schneider, Hansgeorg v. Killyen und Eckbert Schneider).
Ein Gottesdienst am 16. September in der Stadtpfarrkirche sowie die Mitgliederversammlungen der zwei Vereine des ASKL (der eine mit Sitz in Hermannstadt und der andere in Heidelberg) rundeten die öffentlichen Veranstaltungen ab. Eine thematische Stadtführung (Jugendstil in Hermannstadt) mit dem Heidelberger Doktoranden Timo Hagen sowie die Bücherverkaufstische gehörten ebenfalls zur Tagung. Nicht zu vergessen auch die Studienfahrt von 52 Tagungsteilnehmern aus Deutschland zu bedeutenden Stätten der ungarischen Vergangenheit und durch das rumänische Westgebirge nach Hermannstadt. Großes Lob gebührt allen Organisatoren und besonders Gerald Volkmer, Geschäftsführer der AKSL, und Thomas Șindilariu, Geschäftsführer des AKSL-Rumänien und Leiter des Archivs der evangelischen Honterusgemeinde Kronstadt.
HvK
Schlagwörter: Kulturhauptstadt, AKSL, Tagungen, Landeskunde
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