21. September 2025

Aufführung der „Messe von Kronstadt“ in der europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz

Am 30. August erlebte die „Messe von Kronstadt“ anlässlich der Kulturkirchentage in der St. Petrikirche von Chemnitz ihre deutsche Erstaufführung als Gemeinschaftsproduktion von Musikerinnen und Musikern aus Siebenbürgen und aus Sachsen. Eine Kleingruppe aus Heidelberg/Mannheim, geleitet vom Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe Hans Rampelt, hatte diese Aufführung zum Anlass genommen, die europäische Kulturhauptstadt 2025 zu besuchen – als Begleitmannschaft für Heinz Acker, einen der Komponisten dieses Werkes.
In seiner Begrüßungsansprache wies Landesbischof Tobias Bilz auf den starken interkonfessionell-ökumenischen Charakter dieser Messe hin, als Ausdruck von über Jahrhunderte gelebter Toleranz zwischen den Völkern und Religionen Siebenbürgens. Dieser ökumenische Gedanke lag auch der Entstehung des Werkes zu Grunde. Es war Dr. Steffen Schlandt, der Kronstädter Stadtkantor, der aus Anlass des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017 das Werk in Auftrag gab. Die fünf Sätze der Messe sollten von fünf auch konfessionell unterschiedlichen Komponisten in fünf verschiedenen Sprachen komponiert werden, als Ausdruck von Vielfalt und Einheit im Glauben. So setzt sich das Werk aus unterschiedlichsten Herkunftsschichten zusammen, die dennoch ein beeindruckendes Ganzes ergeben. Es sind zunächst die drei führenden Landessprachen Siebenbürgens: Rumänisch, Ungarisch und Deutsch sowie die Kultursprachen Europas von einst und jetzt (Lateinisch und Griechisch bzw. Englisch). So folgt dem einführenden „Kyrie“, komponiert von Zoltán Szalay in ungarischer Sprache, ein klanggewaltiges „Gloria“ in deutscher Sprache, ein Beitrag des Initiators Steffen Schlandt. Der zentrale Mittelteil des Werkes, das „Credo“ in lateinischer Sprache, stammt aus der Feder des Heidelberger Komponisten Heinz Acker und hat der Messe – als gewichtigster Schwerpunkt – auch den Untertitel „Credo in unum Deum“ gegeben. Acker geht dem Text des nizänischen Glaubensbekenntnisses mit lautmalerischer Eindringlichkeit nach. Es folgt die rhythmisch animierte Vertonung des „Sanctus / Benedictus“ („Sfînt / binecuvîntat“) in rumänischer Sprache von Şerban Marcu. Mit ätherisch schwebenden Klängen lässt Brita Falch-Leutert im abschließenden „Agnus Dei – Lamb of God“ das Werk im pianissimo ausklingen. Die unterschiedlichen Konfessionen der fünf Komponisten geben dem Werk auch spezifische Klangschattierungen. Da treffen diverse Religionsausrichtungen – reformiert, katholisch, orthodox, evangelisch – aufeinander, vereint im christlichen Glauben. Die drei deutschen Komponisten verweisen zusätzlich – so das Programmheft – auf die drei typischen Lebensformen deutscher Existenz in Siebenbürgen: einer, der im Heimatland verblieben ist (Steffen Schlandt), einer, der ausgewandert ist, (Heinz Acker) und eine, die zugewandert ist (Brita Falch-Leutert).
Musikerinnen und Musiker aus Siebenbürgen und aus ...
Musikerinnen und Musiker aus Siebenbürgen und aus Sachsen führen die „Messe von Kronstadt“ in der St. Petrikirche in Chemnitz auf. Foto: Hans Königes
Das Werk wurde anlässlich der Kirchentage 2017 in der Schwarzen Kirche von Kronstadt mit großem Erfolg uraufgeführt. Zugegen war auch der Dresdner Oberkirchenrat Friedemann Oehme, Referent für ökumenische Beziehungen in der ev.-luth. Kirche. Beeindruckt von der starken überkonfessionellen Aussagekraft dieser Messe, setzte er sich ein, dass das Werk als Brücke zwischen Ost und West auch in Deutschland aufgeführt wird. Dazu boten sich nun die Kirchentage in der Kulturhauptstadt Chemnitz an, mit einer Aufführung als Gemeinschaftsproduktion der ev. Kantorei aus Siebenbürgen und der St. Petri-Schloßkantorei aus Chemnitz, unterstützt von dem ungarischen Kammerchor Lux Aurumque aus Szeklerburg (Miercurea Ciuc). Auch die Dirigenten kamen aus Ost (Edith Toth aus Mediasch und Jürg Leutert sowie Brita Falch-Leutert aus Hermannstadt) und West (der Chemnitzer KMD Siegfried Petri). Nun erklang das Werk in der vollbesetzten St. Petrikirche, der größten Kirche von Chemnitz. In dem imposanten Hallenbau der neugotischen Kirche entwickelte ein riesiger Gesamtchor, unterstützt von Orgel (Siegfried Petri) und Pauke, eine gewaltige Klangpracht. Dazu mischte sich ein hervorragend eingestimmtes Solistenquartett siebenbürgischer Sänger: Melinda Samson/Sopran, Anamaria Archiudean/Alt, Adelin Ilca/Tenor und Horaţiu Coman/Bass.

Dass Chemnitz über eine bedeutende, in der Romantik fußende Musiktradition verfügt, bewies der erste Programmteil mit zwei Werken einheimischer Komponisten. Zunächst erklang die Kantate „Gott ist gegenwärtig“ des Chemnitzer Komponisten Paul Geilsdorf (1890-1976). Zwei Solisten (Sopran und Bariton), der gemischte Chor, eine Solovioline plus Orgel vereinten sich hier unter der Leitung des Chemnitzer KMD Siegfried Petri zu romantisch verklärtem Lobgesang Gottes.

Auch das nachfolgende Werk, die Kantate „Der Herr ist mein Hirt“ für Sopran (Melinda Samson) und Orgel (Jürg Leutert) zeugte vom kompositorischen Können seines Schöpfers Carl August Fischer (1828-1892), einem Freund von Liszt und Bruckner. Als Gegenstück dazu erklang noch ein jüngst entstandenes Chorstück von Brita Falch-Leutert, „Csillagoknak teremtöje“, das Melodien aus dem ungarischen Sprachraum aufgreift und mit „Sonne, Mond und Sterne“ Gottes Schöpfung im Sinne des Heiligen Franziskus preist.

Langanhaltender Stehapplaus belohnte die imponierende Leistung dieser sächsisch-siebenbürgischen Gesamtproduktion mit Musik, die zum Frieden zwischen Religionen und in der ganzen Welt, so das Konzertplakat, aufruft.

ha

Schlagwörter: Chemnitz, Kulturhauptstadt, Musik, Messe, Kronstadt

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