25. Oktober 2008

Rück- und Ausblick auf die Arbeit des Siebenbürgen-Instituts

Im Umfeld der 43. Jahrestagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V. in Stuttgart fanden am 18. und 20. September die Jahresversammlungen und Herbstsitzungen des Landeskundevereins und des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats e.V. statt. Zur Bündelung der Herbsttermine wurde die Jahresversammlung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates erstmals auf das Septemberwochenende vorverlegt, an dem üblicherweise die Vorstandssitzung und die jährliche Mitgliederversammlung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde stattfinden.
In den Berichten über die Arbeit des Siebenbürgen-Instituts während der vergange­nen zehn Monate wurde betont, dass trotz des Mangels an bezahlten Stellen die traditionelle Bandbreite der Tätigkeiten in den Bereichen Dokumentation, Forschung, Tagungen und Publi­kationen erhalten wurde. Demnach kann dank zusätzlicher, nicht vergüteter Überstunden des Institutspersonals, der ehrenamtlichen Leitung des Kulturrates sowie des geschäftsführenden Vorstandes des Landeskundevereins auf eine erfolgreiche Bilanz verwiesen werden.

Zwischen November 2007 und September 2008 wurden zwei Forschungs- und Dokumentations­projekte realisiert, drei internationale Fachta­gungen durchgeführt sowie 10 Publikationen zur Geschichte und Kultur Siebenbürgens herausgegeben. Hierfür wurden Fördermittel des Bundes sowie der Länder Bay­ern und Nordrhein-Westfa­len eingeworben. Die institutionelle Förderung durch Baden-Württemberg blieb unverändert. Für Notsicherungsmaßnahmen nach dem Brand­schaden an der Stadtpfarrkirche Bistritz gelang es dem Kulturrat, eine Förderung des Bundesbe­auftragten für Kultur und Medien in der Höhe von 60 000 € zu erhalten, worüber der Vorsit­zende des Kulturra­tes, Dr. Dr. h.c. mult. Chris­toph Machat, berichtete. Die Durchführung der dringendsten Arbeiten in Bistritz wurde darüber hinaus durch die Bistritz-Spendenaktion des Kulturrates unterstützt, die dank der überwältigenden Spenden­bereitschaft vieler Siebenbürger Sachsen annähernd 30 000 € erbrachte.

Engagement des Verbandes gewürdigt

Seit dem vergangenen Jahr genießt das kulturelle Zentrum Gundelsheim gerade in der siebenbürgisch-sächsischen Öffentlichkeit eine stär­kere Aufmerksamkeit. Der Verband der Sieben­bürger Sachsen in Deutschland trug maßgeblich dazu bei durch seinen intensiveren Einsatz für die Erhaltung des Siebenbürgen-Institutes, durch die von ihm initiierte Spenden­aktion sowie die regelmäßige Präsenz des Institutes und seiner Belange in der Sieben­bürgischen Zeitung. Für diese nachhaltige Unterstützung dankte die Jah­resversammlung des Kulturrates dem Verband. In diesen Dank wurden auch die zahlreichen Benefizaktionen verschiedener Kreisgruppen, Heimatortsge­meinschaften oder Schuljahrgangs­treffen einbezogen, die sich inzwischen verstärkt vor Ort über die Arbeit des Siebenbürgen-Insti­tuts und seiner Bibliothek informieren.
Geschäftsführerin Annemarie Weber mit den ...
Geschäftsführerin Annemarie Weber mit den Vorgängern (v.l.n.r.): Balduin Herter, Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, Dr. Harald Roth, Dr. Gerald Volkmer, Thomas Șindilariu (AKSL-Rumänien).
Zusätzliches Interesse an der Arbeit des Sie­benbürgen-Institutes konnte nicht nur durch den Neujahresempfang und die Präsentation auf dem Heimattag in Dinkelsbühl, sondern auch durch den Tag der offenen Tür am 22. Juni geweckt werden, der in Kooperation mit dem Heimathaus und dem Siebenbürgischen Museum auf Schloss Horneck mit großem Erfolg durchgeführt wurde. Über 1 000 Besucher informierten sich in Aus­stellungen und an Informations­ständen über die vor Ort geleistete Arbeit, so dass auch die entlegensten Winkel der Sieben­bürgischen Bibliothek durch die Besucherströme belebt wurden.

Einen „Tag der offenen Tür“ besonderer Art erlebte die Siebenbürgische Bibliothek am 14. September, als ein von der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend und der Band „Amazonas-Express“ organisiertes Benefizkonzert zugunsten der Bibliothek mit einem überwältigenden Engagement vieler junger Menschen erneut die Aufmerksamkeit auf die Arbeit des Siebenbür­gen-Institutes lenkte. In den Konzertpausen verließen zahlreiche interessierte Besucher den Gundelsheimer Schlossgraben, um die kulturellen Schätze der Bibliothek in Augenschein zu nehmen.

Aber nicht nur die siebenbürgisch-sächsische Öffentlichkeit lenkte verstärkt ihre Blicke auf das Siebenbürgen-Institut. Eine großzügige Spende des Lions-Clubs Ansbach im April 2008 ermöglichte die Anschaffung und Restaurierung antiquarischer Kostbarkeiten sowie den Kauf wichtiger technischer Geräte für die Sieben­bürgische Bibliothek. Sie steht damit auch für jenes Inter­esse, das Menschen der Arbeit in Gundelsheim entgegenbringen, die keine siebenbürgischen Wurzeln haben, eine Aufmerksamkeit für die Geschichte und Kultur Siebenbürgens, die es in Zukunft verstärkt zu fördern gilt.

Diesem Zweck diente auch die Fachberatung des Siebenbürgen-Institutes bei der Produktion eines ARD-Dokumentarfilms über die Familien­geschichte des in Siebenbürgen geborenen Musi­kers Peter Maffay. Aber auch die Lehrveranstal­tungen, die der wissenschaftliche Leiter in den vergangenen Semestern an der Universität Hei­delberg zur Geschichte des Donau-Karpaten­raums anbot, hatten das Ziel, der Geschichte Siebenbürgens einen Platz in der Untersuchung der Vergangenheit und Gegenwart Europas einzuräumen. Mehrere Studenten konnten so für eine Bearbeitung siebenbürgischer Themen ge­wonnen werden.

Geschäftsführerstelle wieder besetzt

Im Rahmen der wissenschaftlichen Anbindung des Siebenbürgen-Instituts an die Universität Heidelberg konnte der wissenschaftliche Leiter, Dr. Gerald Volkmer, zwischen Oktober 2007 und September 2008 ein drittmittelgefördertes For­schungsprojekt bearbeiten. Aufgrund der Vorga­ben der fördernden Institution war er gezwungen, die halbe wissenschaftliche Leiterstelle auf ein Vierteldeputat zu reduzieren. Die dadurch frei gewordenen Mittel konnten für die Bezah­lung einer Assistenz der Geschäftsführung auf Minijobbasis verwendet werden, die Thomas Șindilariu für zwölf Monate übernahm. Um das erwähnte Projekt abzuschließen, tritt der wissenschaftliche Leiter im Oktober 2008 einen neunmonatigen Forschungsauf­enthalt in Wien an, der vom österreichischen Wissenschaftsmi­nisterium gefördert wird. Die Stelle des wissenschaftlichen Leiters, dessen Antrag auf unbezahlten Urlaub genehmigt wurde, wird für diese Zeitspanne von der Geschäftsführung des Sie­benbürgen-Instituts vertreten.

Nach dem Wegfall der institutionellen Förde­rung des Siebenbürgen-Instituts durch das Land Nordrhein-Westfalen im Jahr 2004 konnte die volle Stelle des Geschäftsführers nicht mehr finanziert werden. In den nachfolgenden Jahren hatten Dr. Harald Roth und dessen Nachfolger Dr. Volkmer als wissenschaftliche Leiter zusätzlich zu ihrer bezahlten halben Stelle unentgeltlich die Geschäftsführung vertreten. Durch den erfreulichen Anstieg der Spenden in den vergangenen Monaten, welche die Stiftung Sieben­bürgische Bibliothek, der Arbeitskreis für Sie­benbürgische Landeskunde und der Verband der Siebenbürger Sachsen für die Förderung des Siebenbürgen-Instituts einnehmen konnten, war der Kulturrat wieder in der Lage, die Geschäfts­führung des Institutes zu 100 % zu besetzen. Für diese anspruchsvolle Aufgabe konnte er die Germanistin und Journalistin Annemarie Weber gewinnen, die am 1. September dieses Jahres die Arbeit in Gundelsheim aufnahm. Frau Weber wurde auf der Vorstandssitzung des Landeskun­devereins und auf der Jahresversammlung des Kulturrates mit guten Wünschen in ihrem neuen Amt begrüßt und einstimmig zur Geschäftsfüh­rerin der beiden Vereine gewählt. Thomas Șindi­lariu, Leiter des Archivs und der Bibliothek der Kronstädter Honterusgemeinde, wird fortan als Rumänien-Beauftragter des Instituts die Verbin­dungen zu Siebenbürgen intensivieren.

Die Tätigkeit des Siebenbürgen-Instituts im Jahr 2009 wird der Neujahrsempfang des Kul­turrates am 10. Januar einleiten, der in Zusam­menarbeit mit dem Trägerverein des Sieben­bürgischen Museums Gundelsheim auf Schloss Horneck stattfinden wird. Für den Heimattag in Dinkelsbühl 2009 ist die traditionelle Präsenz des Siebenbürgen-Instituts bereits fest eingeplant. Die Sommerakademie des Nachwuchs­kreises Studium Transylvanicum wird nach einer sehr erfolgreichen Premiere in Deutsch-Weißkirch Anfang September 2009 erneut vor Ort durchgeführt. Die Mitgliederversammlung des Landeskundevereins wird am 19. September 2009 im pfälzischen Landau stattfinden und von Vorträgen zur Kulturgeschichte des Weinbaus in Siebenbürgen und der Pfalz eingerahmt. Schließlich wurde das neunte Diplomanden- und Doktorandenkolloquium für Mitte November 2009 in München ins Auge gefasst. Einige Sektionen des Arbeitskreises für Siebenbür­gische Landes­kunde werden 2009 Tagungen in Eigenregie durchführen, darunter die Sektionen Naturwis­senschaften, Genealogie oder Schulgeschichte.

Das Siebenbürgen-Institut plant, im nächsten Jahr drei Projekte zur Dokumentation und Digi­talisierung verschiedener Bestände zur siebenbürgischen Kulturgeschichte in Angriff zu nehmen. Neben den Periodika (Zeitschrift für Sie­benbürgische Landeskunde, Siebenbürgische Familienforschung und Mitteilungen aus dem Siebenbürgen-Institut) ist für 2009 die Heraus­gabe von drei Büchern zur Literatur- und Kir­­chengeschichte Siebenbürgens vorgesehen, die in den Publikationsreihen des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde erscheinen werden. Der durch Frau Romy Friedemann vertretene Beauftragte der Bundesregierung für Kul­tur und Medien stellte vorbehaltlich der üblichen Prüfungen für die präsentierten Projekte Förderungen in Aussicht und betonte damit die gute Zusammenarbeit mit dem Kulturrat.

Jahresversammlung des AKSL

Auf der Mitgliederversammlung des Arbeits­kreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V., die am 20. September im Anschluss an die Jah­restagung des Landeskundevereins stattfand, begrüßte der Vereinsvorsitzende Dr. Ulrich A. Wien die Anwesenden herzlich. Die Versamm­lung gedachte der im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder. Drei Nachrufe erinnerten an verdienstvolle Mitglieder: den Altvorsitzenden Dr. Günther H. Tontsch, die Übersetzerin und Altphilologin Dr. Lore Poelchau und den Vor­sitzenden des Hilfsvereins „Johannes Honterus“, des Trägers des Heimathauses auf Schloss Hor­neck, Dr. Christian Phleps. Danach berichtete Dr. Wien über die Tätigkeit des Vereins nach der im September 2007 stattgefundenen Mitglieder­versammlung in Hermannstadt. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Verein auf 620 Mitglieder angewachsen. Der 2006 gegründete Schwester­verein in Hermannstadt könne inzwischen 110 Mitglieder aufweisen.

Es folgte der Bericht von Dr. Gerald Volkmer, der bis zum September 2008 die Geschäfte des Arbeitskreises führte. Er erläuterte die personel­le Zusammen­setzung des Siebenbürgen-Insti­tuts, schilderte die Arbeit der Bibliothek, des Archivs und der Geschäftsstelle in den abgelaufenen zehn Monaten und ließ die 2008 durch- geführten Forschungsprojekte und Tagungen Revue passieren. Zum Schluss dankte er den Mitarbeitern des Siebenbürgen-Instituts und sei­nem Vor­gänger, Dr. Harald Roth, für ihr anhaltendes außerordentliches Engagement.

Dr. Harald Roth berichtete im Namen der Heraus­geber der Schriftenreihen über die 2008 erschienenen Publikationen. Er kündigte für die nächsten Monate vier Neuerscheinungen an. Im Namen der Redaktionen der Zeitschrift für Sie­benbürgische Landeskunde und der Siebenbür­gischen Familienforschung berichtete Dr. Stefan Măzgăreanu über die jeweilige Herausgabe eines Doppelbandes für 2008. In der Aussprache betonte Dr. Wien die Bedeutung einer auf Dauer in Vollzeit besetzten Geschäftsstelle und die Notwendigkeit ihrer finanziellen Sicherung. Dr. Volkmer bedankte sich ausdrücklich bei den 45 Landeskundevereinsmitgliedern, die über drei Jahre hinweg 110 000 Euro aus ihren eigenen Mitteln aufgebracht hätten, um die Arbeit der Geschäftsstelle sicherzustellen.

Schließlich stellte Hon.-Prof. Dr. Gündisch den Mitgliedern die neue Geschäftsführerin Anne­marie Weber als eine Person vor, die sich nicht nur in der journalistischen Arbeit, sondern auch im Bereich der Forschung und des Wissenschafts­managements bewährt habe. Nach der einstimmigen Entlastung des Vorstands durch die anwesenden Mitglieder lud Dr. Wien alle Inte­ressier­ten zur Mitgliederversammlung am 19. Septem­ber 2009 ins pfälzische Landau herzlich ein.

GV

Schlagwörter: Siebenbürgen-Institut, AKSL, Siebenbürgische Bibliothek, Kulturrat

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