29. Dezember 2008

Brukenthalschule: Eindrucksvolles Bild einer lebendigen Einrichtung

Das eben erschienene fünfte Jahrbuch der Brukenthalschule dokumentiert deren Arbeit in drei Jahren, in denen „unglaublich viel los“ war. Das Jahrbuch ist mit 144 Seiten umfangreicher als seine Vorgänger, hat ein größeres Format (DIN A 4) und enthält eine Fülle guter Farbfotos. Es richtet sich vor allem an Schüler und Eltern, aber auch an die Absolventen und Freunde der Schule und an alle, die an den deutschsprachigen Schulen in Rumänien interessiert sind. Dem Autorenteam gehören Lehrer, Schüler und Eltern an, die sich in ihrer Arbeitssprache äußern können. Der Band ist zweisprachig (die Beiträge in deutscher Sprache überwiegen) und enthält nur wenige übersetzte Texte. Statistiken, Tabellen und Bildunterschriften sind durchgehend zweisprachig. Ein kurzer Text stellt die Schule in englischer Sprache vor.
Das Kapitel „Aus vergangenen Zeiten“ be­ginnt mit einem knappen, grundsätzlichen Beitrag von Prof. Paul Philippi: „Zur Tradition des deutschen Schulwesens in Siebenbürgen“. Die (zweisprachige) „Chronologische Schulgeschichte“ führt, illustriert mit guten Bildern, bis zur Gegenwart und endet mit Erinnerungen an die Festveran­staltungen zum 625-jährigen Jubiläum der Schule. Eine kurze Geschichte des neu gestalteten und neu erforschten Huet-Platzes, des Stand­ortes der Schule, und eine biographische Skizze über Samuel von Bru­kenthal runden diesen Teil der Festschrift ab.

Das Kapitel „Die Schule heute“, der Hauptteil des Bandes, bietet für alle Interessierten wichtige Informationen: die Stundentafel für die einzelnen Klassen (5-12), die Angebote an Wahlfä­chern, die Struktur des Schuljahres, die Prüfun­gen, die Ergebnisse von Prüfungen und Schüler­wettbewerben und eine Übersicht über „Part­nerschaftlichen Beziehungen zu Schulen im Aus­land“ – insgesamt 19 (!), womit die Schule an ihre Grenzen stößt: „Wir hoffen, von uns aus alle Beziehungen weiter pflegen zu können, aber neue kann es vorerst nicht mehr geben“, heißt es im Text.

Die Klassen- und Schülerzahl hat sich in den letzten Jahren nicht verändert: jeweils drei Klas­sen pro Jahrgangsstufe im Gymnasium (5-8), jeweils vier im Lyzeum (9-12) mit den Profilen Mathematik-Informatik intensiv, Mathematik-Informatik, Naturwissenschaften und Philologie mit insgesamt 790 Schülern. Im Bericht heißt es: „Wenn es keine Zugangsbeschränkungen durch Aufnahmeprüfungen gäbe, könnte die Schülerzahl beinahe doppelt so hoch sein, was aus räumlichen Gründen untragbar wäre.“ Durch Baumaßnahmen wurde die räumliche Situation in den letzten Jahren wesentlich verbessert, aber die zwölf Klassen des Gymna­siums müssen am Nachmittag ab 14 Uhr unterrichtet werden.

Im Schuljahr 2007/2008 gab es für die 790 Schüler 66 Lehrerinnen und Lehrer („Profes­soren“), viele von ihnen mit einem Teillehr­aufrag. 41 unterrichteten in Deutsch, für 23 von ihnen ist es die eigene Muttersprache. Die Liste der 91 Lehrer, die in den letzten drei Schul­jahren an der Schule unterrichtet haben, enthält die jeweilige Angabe des Faches und der Unterrichtssprache. Wenn in einigen Klassen einzelne Fächer in rumänischer Sprache unterrichtet werden, die dem Gesetz nach deutsch unterrichtet werden könnten, „ist das einzig und allein durch den Mangel an deutschsprachigen Fachlehrern zu erklären“ – das Haupt­problem der deutschsprachigen Schulen und Abteilungen. Aber auch in dieser Beziehung ist die Situation in der Brukenthalschule vergleichsweise sehr gut.

Das Unterkapitel „Lehrer, Eltern und Schüler berichten“ enthält lebendige und anschauliche, mit Farbfotos illustrierte Berichte über die vielfältigen Aktivitäten der letzten drei Schuljahre. Interessant ist der Beitrag der Vorsitzenden des Elternverbandes, Margareta Kamla: „Weshalb habe ich die Brukenthalschule ausgewählt“ (in rumänischer Sprache). Etwas versteckt in diesem Teil findet sich der Bericht des Direktors Gerold Hermann über „Drei unglaubliche Jah­re“, in dem er mit persönlicher Note eine Aus­wahl besonders wichtiger Ereignisse skizziert. Hier seien nur einige Beispiele genannt: die Einweihung der neuen Sporthalle und die Bau- und Renovierungsarbeiten an der Schule; die Feiern zum 625. Jubiläum der Schule; der (von der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung unterstützte) „Wettbewerb zur Geschichte der Sie­benbürger Sachsen“, der 2008 zum zweiten Mal erfolgreich durchgeführt werden konnte; der Besuch von Bundespräsident Köhler, der wie seine drei Vorgänger die Schule besuchte („ein beeindruckendes Erlebnis durch Offenheit und Spontaneität“) Höhepunkte im Kulturhaupt­stadtjahr und Projekte mit Schulen aus dem Ausland, wie das Gemeinschaftsprojekt mit dem Lycée classique de Diekirch in Luxemburg; ein 80-minütiger Spielfilm, gedreht in Hermann­stadt und Umgebung, in Luxemburg und wieder in Hermannstadt („Exil oder ...“), mit einem geradezu professionell gestalteten Buch in Fran­zösisch, Deutsch, Letzebuergesch und Rumä­nisch, das, ohne Absicht, die Renovierungs­arbei­ten in der Hermannstädter Altstadt dokumentiert; die schulinterne Lehrerfortbildung in Wol­kendorf und das Projekt „Weltethos“ in Rumä­nien, nach dem Projekt von Prof. Küng, an dem sich die gesamte Schule, beteiligte. Der Bericht schließt mit dem „Versuch einer nüchternen Situationsanalyse“ (Juni 2008). Für den Außen­stehenden überraschend, für den Fachmann we­niger: Die Probleme, die er als „Grund zur Be­sorgnis“ über „Entwicklungstendenzen“ nennt, unterscheiden sich nicht wesentlich von denen einer vergleichbaren Schule in Deutschland. Das Kapitel „Unser Terminkalender“ dokumentiert eine Auswahl von Ereignissen (Ver­anstaltungen, Unternehmungen, Besuche, Ausflüge, Lager, Projekte) während dieser drei Jahre, illustriert mit Farbfotos. Das Jahrbuch schließt mit großformatigen Klassenfotos aller 28 Klassen, jeweils mit der Liste der Schüler.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei dem vorliegenden Jahrbuch um eine interessante Dokumentation der Arbeit und des Lebens an einer lebendigen Schule handelt. Für Freunde der Schule, für ehemalige Schülerin­nen und Schüler der Brukenthalschule und für alle an den deutschsprachigen Schulen in Ru­mänien Interessierten ist das Jahrbuch eine aktuelle Ergänzung der Festschrift zum 625-jäh­rigen Jubiläum der Schule: „Eine Pflanzstätte des Gemeinwesens“.

Walter König


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Schlagwörter: Hermannstadt, Brukenthal, Schulgeschichte, Brukenthalschule

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