12. Februar 2009

Banater Schülerpreis mit siebenbürgisch-sächsischer Namenspatin

Der Verein der Freunde der Lenauschule e. V. mit Sitz in Rastatt wird beginnend mit dem Schuljahr 2008/2009 den Elsa-Lucia-Kappler-Preis für besondere Leistungen im Fach Deutsch verleihen. Er ist für Schüler der 10. und 12. Klassen des Nikolaus-Lenau-Lyzeums in Temeswar bestimmt und mit jährlich 250 Euro pro Klassenstufe dotiert.
Die ersten Elsa-Lucia-Kappler-Preise werden im Frühsommer im Rahmen einer Feierlichkeit zur Vergabe des Deutschen Sprachdiploms Stufe II der bundesdeutschen Kultusministerkonferenz im Festsaal der Schule verliehen. Das teilte Franz Quint, Vorsitzender des Vereines, mit.

Der Preis ist einer großzügigen und zweckgebundenen Spende von Prof. Dr.-Ing. Günter Kappler (Jahrgang 1939) aus Gauting bei München zu verdanken, dem international anerkannten Luft- und Raumfahrttechnik-Wissenschaftler, der die Lenauschule 1956 absolviert hat und zum Kreis der rund 50 Mitglieder des Vereines gehört. Elsa-Lucia Kappler (1908 – 1984) war die Mutter des Preisstifters und Deutschlehrerin, die mit der Lenauschule bzw. ihren Vorgängerschulen in zweifacher Hinsicht verbunden war: als jahrgangsbeste Absolventin 1926 und als Lehrerin in den Jahren von 1956 bis 1960. Mutter und Sohn hatten das Licht der Welt in Sächsisch-Regen in Nordsiebenbürgen erblickt.

Elsa-Lucia Kappler, 1962 ...
Elsa-Lucia Kappler, 1962
Im Gedenken an seine Mutter stellt Prof. Dr.-Ing. Günter Kappler außerdem jährlich 500 Euro für die Schule zur Verfügung. Dieser Betrag soll für Projekte zur Verbesserung der Lehr- und Lernsituation verwendet werden. Damit will der Preisstifter auf den Verbund von Individual- und Gemeinschaftsleistung aufmerksam machen: Die guten Leistungen eines Schülers sind auch den guten Leistungen seiner Lehrer sowie der Güte seiner Schule insgesamt geschuldet, weiß der Wissenschaftler. Günter Kappler führt aus: „Ich hatte Erfolg im Leben, weil ich so hervorragende Lehrer hatte, und meine liebe Mutter hat sich jedes Mal so eingehend für jede Unterrichtsstunde vorbereitet, weil es um die Zukunft ihrer Schüler ging. Gerade damals war es nicht leicht, das wirklich Wertvolle und Bleibende des Unterrichts richtig in all die sinnlosen Phrasen der Partei zu verpacken.“

Elsa Lucia Kappler, geborene Wagner, kam am 24. Januar 1908 in Sächsisch-Regen zur Welt. Nach dem Abitur in Temeswar studierte sie an der Universität in Klausenburg sowie an der Sorbonne in Paris. 1931 erlang sie in Klausenburg den Magister in moderner Philologie, 1933 cum laude das Diplom als Studienrätin für die deutsche Sprache. Im selben Jahr heiratete sie den Rechtsanwalt Dr. Eugen Julius Alexius Kappler. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. 1945 kam die Familie nach Temeswar, wo Elsa Lucia Kappler bis zur Aussiedlung 1960 an mehreren Schulen unterrichtete. Ihre berufliche Laufbahn schloss die Oberstudienrätin als Realschullehrerin 1971 an der Robert-Koch-Schule in Frankfurt/Main ab. „Auch als sie nach der Pensionierung immer wieder als Aushilfslehrerin einsprang, bereitete sie sich sehr konzentriert und detailliert für jede Stunde vor. Ihr war immer bewusst, dass das aufgenommene Wissen Teil des Lebens wird, und sie war nimmermüde, der Jugend durch Wissen eine bessere Zukunft zu gestalten“, erinnert sich Prof. Dr.-Ing. Günter Kappler an seine Mutter, die am 22. Juni 1984 in Baden-Baden aus dem Leben schied. Zu ihren Lebzeiten war sie nicht zuletzt in der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft in Deutschland aktiv. An sie erinnert auch ein Porträt in Tracht mit Bockelhaube des Banater Malers Franz Ferch (1900 – 1981), das demnächst in einer Ferch-Ausstellung zu sehen sein wird.

Prof. Günter Kappler ...
Prof. Günter Kappler
„’Nur was du im eigenem Kopf hast, kann Dir keiner wegnehmen’, brachte sie uns in Temeswar bei, und sie sorgte dafür, dass wir in unserer Ausbildung sehr viel in den eigenen Kopf bekamen“, so Preisstifter Günter Kappler weiter über seine Mutter, die ihm am 9. September 1939 das Leben schenkte. Nach dem Abitur studierte er 1957 bis 1964 zunächst am Polytechnikum in Temeswar, dann an der TH Darmstadt, die er als Diplom-Ingenieur absolvierte. Nach zweijährigem Aufenthalt an der University of Pittsburgh in den USA machte er dort 1966 seinen Master of Science. 1970 promovierte er an der Universität Karlsruhe, wo er als Wissenschaftlicher Assistent am Thermodynamischen Institut tätig war. Bei der MTU in München stieg er in wenigen Jahren vom Mitarbeiter zum Hauptabteilungsleiter in der Forschung auf. Es folgten u. a. eine Professur an der TU München (Lehrstuhl für Flugantriebe), die Aufgabe des Direktors am Institut für Luft- und Raumfahrt der TU München und Verantwortungen in den Geschäftsführungen von BMW Rolls-Royce in Oberursel, Fairchild-Dornier in Oberpfaffenhofen und EPI Europrop International in Unterschleißheim. In dieser Zeit war er u. a. für die Zulassung und Vermarktung der ersten deutschen Triebwerke für die zivile Luftfahrt zuständig, Leiter der Entwicklung einer ganzen Flugzeugfamilie und Leiter der Entwicklung des leistungsstärksten europäischen Turboprop-Triebwerkes. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands baute er das BMW Rolls-Royce Forschungs- und Entwicklungszentrum im brandenburgischen Dahlewitz auf. Seit 2005 wirkt er u. a. in Überprüfungsteams zweier Airbus-Programme des EADS-Konzernes mit, als Berater des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in Fragen der Luft- und Raumfahrtindustrie und als Mitglied des Gutachterausschusses des Luftfahrtforschungsprogrammes des Bundes. Aus einer langen Reihe von Auszeichnungen seien das Bundesverdienstkreuz am Bande, eine Ehrenprofessur an der Luftfahrtuniversität in der chinesischen Hauptstadt Peking, Ehrendoktorwürden u. a. der Bundeswehr-Universität München sowie die Ernst-Messerschmitt- und die Otto-Lilienthal-Medaillen der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt erwähnt. Prof. Dr.-Ing. Günter Kappler hat „wie niemand sonst in Deutschland den Triebwerksbau der letzten Jahrzehnte geprägt“, wird in einer ausführlichen Würdigung in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 10. Juli 2008 festgestellt.

Verein der Freunde der Lenauschule

Für den Verein der Freunde der Lenauschule ist es jedenfalls eine große Ehre, Antrieb durch den „nur offiziell pensionierten deutschen Triebwerks-Papst“ (ebenfalls „Süddeutsche Zeitung“) zu erfahren. „Wir haben von vielen Seiten Zuspruch bekommen sowie viele Absichtserklärungen, dem Verein beizutreten, die jedoch noch nicht alle mit Beitrittserklärungen hinterlegt sind“, blickt Franz Quint auf das erste gute halbe Jahr des am 6. Juli 2008 gegründeten Vereines zurück. Ihm gehören Frauen und Männer aus Deutschland, Rumänien, der Schweiz, Österreich und sogar China, wo ein ehemaliger Lenauschüler seinem Beruf nachgeht, an.

Mitgliederversammlung am 14. Februar 2009

Die zweite Mitgliederversammlung des Vereins der Freunde der Lenauschule findet am 14. Februar 2009 um 14 Uhr in der Gaststätte Kuriatkos Delicatus, Oberndorfer Straße 1B, in 85622 Feldkirchen im Osten Münchens statt. Auf der Tagesordnung stehen u. a. Berichte über die laufenden Aktivitäten des Vereines und die Vorstellung möglicher neuer Projekte. Zu diesem „Lenauarbeitstreffen“ mit anschließendem geselligem Beisammensein sind ausdrücklich auch interessierte Nichtmitglieder willkommen. Aus organisatorischen Gründen wird um Anmeldungen gebeten, diese nehmen Franz Quint (franz.quint@lenauschule.net) oder Werner Roosz (werner.roosz@kabelmail.de) entgegen. Weiteres über den Verein ist unter www.lenauschule.net zu erfahren.

Marius Koity

Schlagwörter: Banat, Schulgeschichte

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