Kommentare zum Artikel

18. September 2010

Kulturspiegel

Oskar Pastior war Informant der Securitate

Der siebenbürgische Dichter und Büchnerpreisträger Oskar Pastior (1927-2006) war von 1961 bis 1968 Informant der Securitate. Presseberichten zufolge führte der rumänische Geheimdienst den gebürtigen Hermannstädter unter dem Decknamen „Otto Stein“. Pastiors Akte wurde vom Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Stefan Sienerth, in den Securitate-Archiven in Bukarest entdeckt. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 30 mal kommentiert.

  • Äschilos

    1Äschilos schrieb am 18.09.2010, 19:51 Uhr:
    Wie sagte der große Philosoph Kierkegaard? : "Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden". Vielleicht ein kleiner Trost für Frau Müller
  • Gernamus

    2Gernamus schrieb am 19.09.2010, 17:39 Uhr:
    Wieder einer von denen (Oskar Pastior), der sich gescheit und erhaben mit seinen "modernen" Reimen glaubte und von Literaturkritikern auch stramm gefördert wurden. Wie bleibt das aber mit dem Siebenbürgisch - Sächsischen Kulturpreis, der vor Jahren diesem Informanten der Securitate verliehen wurde?

  • Christian Schoger

    3Christian Schoger schrieb am 20.09.2010, 10:47 Uhr:
    Nein, gernamus, so einfach sollten Sie es sich nicht machen. Ihr Kurzschluss: Informant ist gleich Informant, also ist Oskar Pastior diskreditiert, untragbar, woraus die Aberkennung aller Ehrenrechte und Auszeichnungen folgt, zeugt nicht von tieferem Nachdenken.
    Selbst in Zeiten der „Political Correctness“ fehlt Ihrer „moralisch“ begründeten Vorverurteilung eine tragfähige Begründung. Dies ist nicht die Stunde zur billigen Abrechnung!
    Sie lehnen Oskar Pastiors Lyrik ab und haben kein Verständnis dafür, dass dem Dichter in der literarischen Welt, seitens der Literaturkritik, von Preisgerichten hohe Anerkennung zuteil wurde. Nun scheint Sie die Meldung, dass Pastior in den Jahren 1961 bis 1968 Informant der Securitate gewesen ist, irgendwie „moralisch“ zu bestätigen.
    Doch wenn Sie sich mit Pastiors Biografie näher beschäftigen würden, was zugegeben etwas Mühe Macht, Zeit kostet und Sie vielleicht dazu nötigt, den gut in der (nervös zuckenden) Hand liegenden Stempel abzustellen, könnten Sie zu einer differenzierteren Betrachtungsweise kommen.
    Übrigens hat Herta Müller inzwischen erklärt, dass sie Anteilnahme und Trauer empfunden hätte. Irritiert Sie das nicht, gernamus? Herta Müller, die sonst stets die Kollaboration mit der Securitate geißelt, reagiert hier mit Anteilnahme und Trauer. Wie ist das möglich? Wenn Sie zu einer ausgewogeneren Sichtweise gelangen wollen, so empfehle ich Ihnen, sich mit der Biografie Oskar Pastiors unter besonderer Berücksichtigung des zeitgeschichtlichen Hintergrundes (Russlanddeportation, kommunistische Diktatur in der Ceausescu-Zeit, Gesellschaft im Klammergriff des rumänischen Geheimdienstes u.a.m.) zu beschäftigen. Nehmen Sie auch die verständnisvollen Reaktionen von Zeitzeugen wie Gerhard Cejka zur Kenntnis.
    Durch eine eingehende, sachliche Auseinandersetzung mit den Hintergründen von Oskar Pastiors nur unter Druck erzwungener Securitate-Mitarbeit winkt Ihnen Erkenntnisgewinn - mag Ihr literarisches Urteil auch unverändert bleiben. Das ist Ihnen ja unbenommen. Dass dieser herausragende Lyriker Oskar Pastior den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis erhalten hat, war, ist und bleibt eine ausgezeichnete Entscheidung des Kulturpreisgerichtes!

  • seberg

    4seberg schrieb am 20.09.2010, 14:23 Uhr:
    Ich stimme Herrn Schoger zu, dass die Verleihung des Kulturpreises an Oskar Pastior eine gute Entscheidung war und bleibt. Danke auch für die Komplettierung der im Artikel einseitig als Erschrecken und Wut dargestellten Reaktion von Herta Müller auf die Nachricht von Pastiors IM-Tätigkeit, wo sie doch schon im selben Interview (und nicht erst „inzwischen“) deutlich machte, dass sich ihre Reaktion zunehmend in Anteilnahme und Trauer verwandelte.
  • Gernamus

    5Gernamus schrieb am 20.09.2010, 16:39 Uhr:
    Herr Schoger,
    Sie bemühen sich mit allen Kräften aus einem Täter ein Opfer zu machen und verlieren schlicht und einfach die Tatsache aus den Augen, dass viele siebenbürgisch - sächsische Landsleuten während der jahrzehntelangen stalinistischen Diktatur unter Anzeige und Bespitzelung nicht selten zu leiden hatten. Haben Sie diese Zeiten eigentlich persönlich miterlebt, wenn man fragen darf? Im Übrigen behaupten heute alle enttarnten Mitarbeiter (Sollen wir sie nennen?) des damaligen Repressionsapparates ..... nur unter Druck gehandelt zu haben. Wieso konnten sich aber in jenen Zeiten in Rumänien rechtschaffene Landsleute, wie eben auch Herta Müller, dem Ansinnen der Securitate widersetzen, sie zur Mitarbeit zu gewinnen? Sie haben sich widersetzt, wurden bedroht, beleidigt (vielleicht auch geschlagen) und haben dadurch oft auch ihre Arbeitsplätze verloren. Und eben für diese standhaften Landsleute sollten Sie, sehr geehrter Herr Schoger, Sprachrohr (Siebenbürger Zeitung), eine Lanze brechen und sich etwas weniger um Rechtfetigungen bemühen. Vielleicht wird darüber in Zukunft auch in der Zeitung etwas zu lesen sein....und ihr tiefes Nachdenken wird ihnen wohl helfen. Die Gerechtigkeit ist niemals teilbar!
  • Christian Schoger

    6Christian Schoger schrieb am 21.09.2010, 10:57 Uhr:
    Ganz richtig, sehr geehrter Gernamus: Es ist unsere mitmenschliche Verpflichtung, allen, die unter der Securitate gelitten haben, unser ungeteiltes Mitgefühl entgegen zu bringen. Das setze ich als selbstverständlich voraus. Können Sie definitiv ausschließen, dass auch Oskar Pastior unter der Securitate gelitten hat? Wenn ja, bitte ich Sie um eine überprüfbar dokumentierte Begründung, damit es das Forum nachvollziehen kann.
    Bei Ihrer Erwiderung stelle ich neuerlich den Hang zum Pauschalurteil fest. Stereotyp bedienen Sie sich eines Schwarz-weiß-Denkens: da Täter, dort Opfer. Doch Sie unterlassen es auch nur ansatzweise zu belegen, dass Oskar Pastior in demselben Maße als Täter einzustufen ist wie IMs, die aus opportunistischen Beweggründen ihre Spitzeltätigkeit furchtbar fruchtbar betrieben haben, die böswillig um des eigenen Vorteils willen Mitmenschen schwer geschadet haben. Sie, verehrter Gernamus, suggerieren, als trage jede und jeder, die bzw. der sich – egal unter welchen Umständen, in welcher individuellen Situation - zur Mitarbeit bei der Securitate verpflichtet hat, als „Täter“ das gleiche Maß an Schuld. Teilen Sie meine Auffassung - es ist die eines Nachgeborenen (mea culpa?) -, dass ein tragisches Charakteristikum dieses Unrechtssystems darin besteht, bisweilen keine zweifelsfrei eindeutigen Zuordnungen von Täter- und Opferstatus zuzulassen. Genau aus diesem Grund sollte jeder, der – wie Sie - fallweise über die Schwere individueller Schuld - wie hier im Falle Oskar Pastiors - befindet, fundiert urteilen. Das macht eine biographische Recherche unbedingt erforderlich. Kennen Sie Pastiors Securitate-Akte? Wohl ebenso wenig wie ich. So sind wir in Unkenntnis der Primärquellen auf die in den Medien zitierten Aussagen, Bewertungen und Kommentare von Stefan Sienerth bis Herta Müller angewiesen. Getrauen Sie sich, Gernamus, so undokumentiert wie bisher Ihre öffentlich verbreitete Vorverurteilung aufrecht zu erhalten? Da wäre ich an Ihrer Stelle sehr vorsichtig.
  • Gernamus

    7Gernamus schrieb am 21.09.2010, 15:30 Uhr:
    Herr Schoger,

    viele erwarten von Ihnen, dass Sie das Problem der Securitate Mitarbeit aller bis dato bekannten Täter (Wie das z.B. in den "Spiegelungen" und in anderen ernsthaften Publikationen zu lesen ist) auch in der Siebenbürgischen Zeitung angehen und analysieren. Bis jetzt war nichts davon zu sehen. Warum wohl?
  • Christian Schoger

    8Christian Schoger schrieb am 21.09.2010, 16:36 Uhr:
    Sehr geehrter Gernamus,

    ich finde es bedauerlich, dass Sie – anders als es einer kritischen Auseinandersetzung angemessen wäre – so abrupt vom konkreten Ausgangsthema abweichen: Ihre aus meiner Sicht nicht gerechtfertigte und ungerechte Vorverurteilung Oskar Pastiors. Mit keinem Satz gehen Sie auf meine Erwiderung ein, stattdessen machen Sie „ein neues Fass“ auf. Sie geben nun vor, im Namen vieler zu sprechen. Haben Sie sich vorab vergewissert, im Namen wie vieler? Handelt es sich um eine ungestützte Annahme?
    Die von Ihnen beanstandete unzureichende Berichterstattung der Siebenbürgischen Zeitung über „das Problem der Securitate Mitarbeit aller bis dato bekannten Täter“ ist ein noch ziemlich unerledigtes Forschungsproblem. Sie finden hierzu Beiträge in verschiedenen Fachpublikationen. Die Siebenbürgische Zeitung hat das Thema sehr wohl aufgegriffen. Wir haben uns auch der von Herta Müller angestoßenen Securitate-Diskussion keineswegs verschlossen (Meldungen, Berichte, Leserecho). In „Untote“ Securitate“ wird über die Ende 2009 in München mit großer Medienresonanz veranstaltete Tagung „Deutsche Literatur in Rumänien im Spiegel und Zerrspiegel der Securitate-Akten“ berichtet - hier online nachzulesen: http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/rumaenien/9613-untote-securitate.html . Beachten Sie vielleicht auch unser SbZ-Interview mit Stefan Sienerth („Aufklären ist ein Beitrag zur Versöhnung“): http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/interviews/9471-aufklaeren-ist-ein-beitrag-zur.html . Doch möchte ich dies nicht weiter ausführen, da Sie vom Thema abgelenkt haben.
  • Gernamus

    9Gernamus schrieb am 21.09.2010, 18:10 Uhr:
    Herr Schoger,
    sprechen Sie in Ihrem eigenem Namen oder fungieren Sie nur als ein kleines Sprachrohr der Siebenbürger Zeitung? Ich bin tatsächlich neugierig, wie in der nächsten Nummer der Siebenbürger Zeitung auf die letzte Enthüllung eines siebenbürgisch-sächsischen Securitate Mitarbeiters konkret reagiert wird. Die Gerechtigkeit ist unteilbar! Im Übrigen lasse ich mir von Ihnen kein Thema vorschreiben und verzichte auch gerne auf Ihre weiteren "Belehrungen".
  • Christian Schoger

    10Christian Schoger schrieb am 22.09.2010, 09:13 Uhr:
    Ihr oben bekundetes Interesse an der Siebenbürgischen Zeitung ehrt uns. Dass Sie keine weiteren "Belehrungen" wünschen, nehme ich in Anbetracht dieses kurzen, wenig ergiebigen Disputs nicht ungern zur Kenntnis.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Christian Schoger
  • gogesch

    11gogesch schrieb am 22.09.2010, 10:20 Uhr:
    Wieso enden viele Diskussionen mit den Redakteuren unserer Zeitung im Streit?

    Ich glaube... es liegt immer an den Anderen... und wenn man dann im Land die konkreten Erfahrungen hört... staunt man einfach...
  • Schiwwer

    12 • Schiwwer schrieb am 22.09.2010, 18:18 Uhr (um 18:20 Uhr geändert):
    Ich schlage vor:
    - die Redaktion der Sieb. Zeitung heuert einen Privatdetektiv an, natürlich mit höherer Ausbildung und Qualifikation, damit er/sie sich eifrig und professionell der Erkundung und Erforschung solcher Themen widmet wie : "Die geheimen Secu-Akten dieses oder jenes Siebenbürgers", oder "Nicht ohne meine Akte. Geheime Geheimakten erstmals in der Siebenbürger Zeitung veröffentlicht"; das sollte so zügig erfolgen, dass die SZ sofort und schneller noch als alle Wissenschaftler der Materie die Ergebnisse publiziert, um allen neugierigen Gernemusen gerecht zu werden.
    - das Salair eben dieses kompetenten Wahrheitsfinders bezahlt nicht die Landsmannschaft oder die Redakteure der SZ, nein, die Musen werden das gern sponsern (absetzbar von der Steuer als wichtige Unterstützung der Siebb. Kultur).
  • Gernamus

    13Gernamus schrieb am 23.09.2010, 13:13 Uhr:
    Herr Schiwwer,
    sind Sie aber umwerfend klug und geistreich! Glückwunsch!
  • Robert

    14Robert schrieb am 24.09.2010, 18:39 Uhr:
    Schlesak schreibt für "Die Zeit": "MEIN FREUND, DER SECURTATESPITZEL OSKAR PASTIOR. Das Menschenvernichtende des Securitate-Infernos war vor Ceausescu. Heute aber steht im Zentrum der Medienaufmerksamkeit die harmlosere Securitate der Tauwetterzeit."
    http://schlesak.blogspot.com/2010/09/mein-freund-der-securtatespitzel-oskar.html
  • seberg

    15seberg schrieb am 24.09.2010, 21:32 Uhr:
    Ja, das sagt Schlesak schon seit ungefähr einem Jahr. Und...?
  • Schiwwer

    16 • Schiwwer schrieb am 25.09.2010, 15:39 Uhr (um 15:40 Uhr geändert):
    ... und man kann trotz allem unrecht gegen unrecht nicht ausspielen; schlesak hat recht und unrecht, denn andere seiner generation werden ihm erzählen, dass er die unsäglichen schikanen, die er erlebt, doch nicht vergleichen könne mit dem, was die anderen im gefängnis, in den starflagern oder am kanal erlebten...

  • rickvonkraus

    17rickvonkraus schrieb am 02.12.2010, 04:33 Uhr:
    We all have our skelletons in the closet, some larger some smaller. Pastior's is a large one. One can honestly qualify it as such if he or she lived through similar circumstances and either gave in or resisted. Herta Mueller resisted and many others, and they are our heroes, examples to follow for those that come after us. Oskar Pastior just fell off that wagon of heroes. Sehr schade. Was his homosexuality the basis for Securitate's blackmail on him ? We don't know, but it would be interesting to know. We all could blame the "system" for our failures, but isn't an extreme system like Nazism or Communsim the ultimate test of our character. That Ms Mueller feels compassion for her friend is understandable, but she should be the first to condemn it knowing what she had to go through to retain her dignity. At a rather smaller scale I did too and am very proud to be able to look into my sons' eyes, both accomplished Americans in their own fields, without flinching. It is time to celebrate our heroes and lower the traitors to the level they deserve regardless of their literary or other accomplishments. At the end of the day we all know that communism and nazism could exist ONLY because of those that gave in !
    I read the Atemschaukel, but unfortunately nothing written by Pastior, so my judgment might be unfair: Pastior didn't show any heroic trait in Ms Mueller's biographical novel, and, let's be honest, probably never even intended or pretended to have one.....but to confirm this last statement it would have been nice and fair for me to have read at least part of Pastior's creations.

    Rick von Kraus, Boston, Massachusetts
  • Carl Gibson

    18Carl Gibson schrieb am 02.12.2010, 10:05 Uhr (um 10:26 Uhr geändert):
    Dear Rick, when we start to analize the relation between Oskar Pastior and Herta Müller, we have to respect a "petit difference" (Flaubert), I think: Before he signed the diabolic alliance "Pakt mit dem Teufel" with the romanian communists and their "securitate" Oskar Pastior "lived in hell" in a real way - He could feel on his own skin, what it means, to be in a "red concentration camp", in GULAG and how it is, to be hungry for years. When he agreed to collaborate with the "securitate" in Communist Romania, he was forced to save his body first - and than his "soul" or his "moral integrity". When a man is "under pressure", he acts in a "existential" way, because he must survive.

    But Herta Müller – she has not lived the hell she described in „Atemschaukel“ – That work, based on Pastior's authentic report from the Unkraine, were my own father spent 5 years in Kriwoj Rog too, is in fact just „second hand“, pure „fiction“. Müllers „hell“ is a product of her rich imagination, far to be realistic. And this is not a subject, that should be described with "surrealistic" means - it is to serious for that.
    We should not forget longer, that Herta Müller was privileged in Communist Romania, many years – so she could travel to Paris in 1984 and her husband Richard Wagner, a member of the communist Party of dictator Ceausescu, came to West-Germany in 1985, but he returned , he went back to the communist paradise! In the same time other germans were killed on the borders of the Iron Curtain. These are substancial differences, I mean, Rick?

    Carl Gibson, historian, former human rights activist an political prisoner in Communist Romania during the dictatorship of Nicolae Ceausescu, founder of the "Free trade Union of Romanian Workers" "SLOMR" in Timisoara in 1979, in a period, when Herta Müller and her husband Wagner still trusted the Communist Party -
    the authentic "heros" were in jail in that time, not in Paris!


  • seberg

    19seberg schrieb am 02.12.2010, 11:08 Uhr:
    Gibsons alte Leier! Trotz Versprechen "das bereits Gesagte werde ich nicht erneut wiederholen". Jetzt endlich auch in die USA hinüber posaunt!

    Da haben sich zwei „Helden“ gefunden, über Literatur zu befinden.

    Ich halte es da mit Bertolt Brecht: „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat“, egal ob Deutschland, Rumänien oder USA!

    Verbrechersysteme wie Nationalsozialismus und Kommunismus werden niemals von Helden verhindert werden können, sondern, wenn überhaupt, von Menschen wie Oskar Pastior oder Herta Müller.
  • Gernamus

    20Gernamus schrieb am 03.12.2010, 16:23 Uhr:
    Die Achse des Guten: Richard Wagner über ehemaligen Securitate - Mitarbeiter... (27.11.2010)
    ".....Man legt uns seit Jahr und Tag nicht nur nahe, dass die Informanten der Securitate im Grunde Opfer gewesen seien, man suggeriert sogar, sie seien womöglich in größerem Maße zum Opfer geworden als wir, die anderen, die nicht mit der Securitate kollaboriert haben, was man eher für einen Zufall zu halten scheint. Nein, es war kein Zufall, es war das moralische Minimum, das uns davon abhielt.
    Die Verharmlosung der Denunziation ist nicht nur ein Fehlschluss, sie ist vielmehr eine Verhöhnung der Opfer. Ohne das Insistieren der Opfer wäre es nie zu dieser Debatte gekommen. Kein einziger unter den Informanten hat von sich aus etwas zu seiner Rolle gesagt. Als Namen genannt wurden, kam es zunächst zu Angriffen auf die Opfer, die es gewagt hatten, die Wahrheit über die Täter zu formulieren ....."

    (Oskar Pastior? Werner Söllner? Horst Weber? Claus Stephani? usw.)

  • Schreiber

    21Schreiber schrieb am 04.12.2010, 01:52 Uhr (um 02:02 Uhr geändert):
    @ Gernamus

    Hallo Gernamus. Ich finde, sie bedienen sich leichtfertig der schwarz-weiß-malerischen Täter-Opfer-Typisierung, die auch in der öffentlichen Debatte oft zu undifferenzierten Gedanken geführt hat, die Kollektivschuldtheorien als "salonfähig" erscheinen ließen: genau so wenig, wie alle strammstehenden und jubelnden Pimpfe in den 30-er und 40-er Jahren des letzten Jahrhunderts die Schuld auf sich geladen haben, die diesen heute von bestimmten (meist linken) Kreisen wohlfeil unterstellt wird, haben es andere, die von den Machtstrukturen des nicht weniger verbrecherischen Kommunistenregimes auf Grund diverser Umstände zu IM-s erpresst wurden. Viel mehr als sie damals Täter gewesen sind, werden sie heute durch Postings wie dem ihren vielleicht zu Opfern gemacht.

    Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie damals in der gleichen Situation anders gehandelt hätten?

    Ich will damit bestimmt keine Spitzeltätigkeit verteidigen. Ich glaube nur, dass wir eine etwas differenziertere Betrachtungsweise üben sollten, um nicht noch mehr "denunziatorisch" zu sein, als die Personen, denen wir gerade dieses vorwerfen. Und das ganz ohne die Zwangslage, in welcher diese sich damals befunden haben...
  • Gernamus

    22Gernamus schrieb am 04.12.2010, 09:01 Uhr (um 09:27 Uhr geändert):
    Weshalb aber haben sich die meisten Landsleute nicht wie die genannten und eventuell auf Vorteile bedachten Literaten zu einer Securitate Mitarbeit erpressen lassen? Ihnen gebührt Ehre! Im Übrigen habe ich, wie dargestellt, in meinem Beitrag die Meinung vom bekannten Richard Wagner widergegeben.
  • Schreiber

    23Schreiber schrieb am 04.12.2010, 16:24 Uhr (um 16:27 Uhr geändert):
    es ging wohl nicht um "auf Vorteil bedacht" sondern um Abwenden von Nachteilen (so verstehe ich Erpressung...). Vielleicht wurden sie eben nicht erpresst?

    Den Anschein der Vorteilsstreberei erweckt es eher, wenn Kollegen einem anderen, der sich nicht mehr wehren kann, nun derart hinterhertreten, gerade so als ob sie schreien "gebt mir nun den Büchner-Preis, der andere verdient ihn nicht mehr".

    Genau hier liegt der Fehler: so wie Pastior den Büchnerpreis nicht deshalb weniger verdient, weil jetzt diese literaturfremden Verdachtsmomente ventiliert werden, wird das Werk der anderen auch nur um einen Deut preiswürdiger, weil sie sich ansonsten fehlerlos geben.

    Nicht auszudenken, wenn sich auch die Akte "Cristina" als authentisch erweisen sollte. Wer da nicht alles Schlange stehen würde, um nach dem Nobelpreis zu haschen...

    Eigentlich finde ich diese spekulativen Vorverurteilungen nur geschmacklos. Mit Geschichtsbewältigung oder Vergangenheitsaufbereitung hat das nichts zu tun.

    Grüße

    Grüße
  • Gernamus

    24Gernamus schrieb am 04.12.2010, 18:56 Uhr (um 19:22 Uhr geändert):
    Spekulative Vorverurteilungen? Immer diese alte Masche.(Entschuldigung!) Direkte Beweise (oder auch Eingeständnisse) der IM-Tätigkeit einiger Literaten wurden doch einwandfrei präsentiert und sind keinesfalls zu übersehen. So ist es verwunderlich und auch realitätsfremd ehemalige Sekuritate - Informanten (Oskar Pastior, Werner Söllner, Horst Weber, Claus Stephani) noch immer als vorverurteilt zu betrachten. Meiner Meinung nach hat Richard Wagner zur ganzen Spitzelgeschichte eine vorbildliche Haltung. Die Vergangenheitsaufbereitung ist in vollem Gange!
    .

    Grüße
  • web

    25web schrieb am 04.12.2010, 21:38 Uhr:
    Herr Schreiber nimmt eine ehrliche und anständige Haltung ein, der Einzige unter den Landsleuten die aus Siebenbürgen und Banat kommen - wie ich jetzt feststelle - der in diesem doch recht schmutzigen Geschehen der angeblichen Securitate - Aufarbeitung in der Beurteilung sehr sachlich bleibt und vesucht noch größeren Schaden - der ohnehin schon entstanden ist - abzuwenden.
  • Schreiber

    26Schreiber schrieb am 05.12.2010, 23:03 Uhr (um 23:05 Uhr geändert):
    @ Gernamus:

    bei IHNEN ist eine immer alte Masche in diesen Foren zu erkennen: zuerst gegen eine ganz konkrete Person unsachlich und spekulativ postieren (Ihr Beitrag nr 2. mit welchem Sie sogar die Aberkennung des Siebenbürgischen Kulturpreises anmahnen ist nicht nur spekulativ sondern schäbig und bezieht sich konkret auf Oskar Pastior) und sobald man dieses auf Substanz hinterfragt, weichen Sie in allgemeine Platheiten aus.

    Was gegen Pastior "ganz eindeutig" vorliegt, gucksdu hier:

    http://www.faz.net/s/RubD3A1C56FC2F14794AA21336F72054101/Doc~EC6BE9C9FB08F4060AFDCD535206487BC~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

    Prof. Sienerth bezeichnet allen anderen Kollegenstank zu Recht als hoch spekulativ. So unseriöse Herangehensweise hindert jede Vergangenheitsbewältigung. Es ist eher Vergangenheitsinstrumentalisierung mit der bei Literaten meist - leider nicht immer - als Tugend festzustellende Kreativität.

    Grüße
  • Gernamus

    27Gernamus schrieb am 06.12.2010, 10:55 Uhr:
    Da Sie Herrn Sienerth ins Gespräch bringen, kann dazu gesagt werden, dass vor Jahrzehnten etliche deutsche Hochschullehrkräfte (z.B. St. Sienerth, P. Motzan oder H. Schuller) sich strikt geweigert haben, einer Sekuritate Mitarbeit dienlich zu sein. Die hatten Mut und Anstand! Dagegen ist bei Ihrem erwähnten Oskar Pastior dessen schriftliches Einverständnis zu einer Sekuritate Tätigkeit noch heute aktenkundig, sowie wenigstens zwei seiner Spitzelberichte über Freunde (Kisch und Schlesak). Ist es ausgeschlossen, dass in naher Zukunft von Oskar Pastior nicht auch noch weitere Spitzelberichte aufgedeckt werden?
    Ihre Beleidigungen gehen ins Leere.
    Grüße
  • Fabritius

    28Fabritius schrieb am 07.12.2010, 10:07 Uhr (um 10:11 Uhr geändert):
    Die Berichterstattung der Siebenbürgischen Zeitung und der meisten Medien ist sachlich und vermeidet Spekulationen. Das Gleiche würde ich in diesem Forum zu einem derart heiklen Thema sehr begrüßen.
    Mit freundlichen Grüßen
  • gogesch

    29gogesch schrieb am 07.12.2010, 15:56 Uhr:
    Wie sollen Emotionen in der Kommunikation rausgehalten werden und alles nur "sachlich" sein?
    Das ist einfach realitätsfremd und das können die beiden Zeitungsredakteure auch nicht.
  • von Randlage

    30 • von Randlage schrieb am 23.02.2011, 07:17 Uhr (um 07:19 Uhr geändert):
    Ich bewundere Sie alle, die Geduld und Mühe aufbringen, um sich mit Kommentatoren wie Herr Gernamus oder Herr Carl Gibson auseinander zu setzen! Wie dumm deren Fragen und Meinungen auch sein sollten - nicht auf diese kommt es an, sondern auf Ihre, Herr Schoger & Co., darauf gegebene Antworten. Opposition, Auseinandersetzung, Streit muss es geben, sonst bleiben wir alle dumm. Also, noch einmal: BRAVO an alle, die Gernamus & Co. nicht ignorieren! Mein Lob und meine Anerkennung gelten - auch auf die Gefahr hin, als "Schleimer" apostrophiert zu werden! (Diesen Ausdruck - Schleimer - kannten wir, meine Generation, früher nicht; dafür kannten und praktizierten wir nach Möglichkeit die Kategorien Höflichkeit und gegenseitige Achtung.) Danke für das „Zuhören“!

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