5. März 2023

Ein Ehrenmann hat diese Welt verlassen: Nachruf auf Ehrenbundesobmann Dr. Fritz Frank

Am 2. Februar wurde Ehrenbundesobmann Kons. Dr. Fritz Frank, Jahrgang 1923, im 100. Lebensjahr zu Grabe getragen. Mit dem Verstorbenen verliert die siebenbürgische Gemeinschaft eine Institution, die große Fußspuren hinterlässt.
Der gebürtige Klausenburger und Abkömmling Bistritzer Vorfahren, den der Zweite Weltkrieg wie Tausende von Nordsiebenbürgern nach Oberösterreich verschlagen hatte, war dort schon Mitte der 1950er Jahre in der siebenbürgisch-sächsischen Jugendarbeit aktiv und wurde 1962 zunächst zum stellvertretenden, 1969 dann zum Obmann der Landsmannschaft in Oberösterreich gewählt, der er bis 1994 vorstand. Ebenfalls ab 1969 war er zugleich stellvertretender Obmann des Gesamtverbands, der ihn 1988 zu seinem Bundesobmann berief. Als er 75-jährig sein Amt in jüngere Hände legte, wurde er in Anerkennung seiner Verdienste zum Ehrenobmann der siebenbürgischen Landsmannschaft in Österreich gewählt.

Ehrenbundesobmann Kons. Dr. Fritz Frank (1923 ...
Ehrenbundesobmann Kons. Dr. Fritz Frank (1923-2023)
Der Sohn eines aus Bistritz stammenden sächsischen Elternpaars – der Vater hatte eine höhere Beamtenstelle in Klausenburg inne – besuchte in seiner Geburtsstadt zunächst die deutsche Grundschule, dann das rumänische Staatslyzeum und, nach dem Wiener Schiedsspruch von 1940, als Klausenburg mit Nordsiebenbürgen an Ungarn fiel, ein örtliches madjarisches Kollegium, um 1942 schließlich in Budapest ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaft zu beginnen, wobei er die Semesterferien zusätzlich als Hauslehrer in ungarischen Adelsfamilien Siebenbürgens verbrachte.

Bei seinen frühen Berührungen mit den drei wichtigsten Kulturkreisen Siebenbürgens machte der junge Frank prägende Toleranzerfahrungen, wie ihn später seine Mehrsprachigkeit – Englisch und Französisch in Wort und Schrift kamen hinzu – sowohl beruflich als auch landsmannschaftlich zu fruchtbaren Mittlerdiensten befähigen sollte: Nach einjährigem Kriegsdienst hatte sich Frank zunächst in Oberösterreich als Metallarbeiter durchschlagen müssen, nahm jedoch schon 1949 nebenberuflich sein Studium in Graz wieder auf, das er 1955 mit der Promotion zum Doktor der Rechte abschloss. Inzwischen war er in Linz bei VOEST eingetreten, wo er sich im Exportbereich emporarbeitete, das Großunternehmen erfolgreich in der Schweiz, in Ägypten, Algerien, Guinea und dem Iran vertrat, danach als hoch angesehener Leiter des Konzernsekretariats tätig war und schließlich als Abteilungsdirektor pensioniert wurde.

Bei der Schichtarbeit als Eisendreher und Elektroschweißer hatte der „Kriegsheimkehrer“, den es gar nicht „heim“, sondern in eine vorerst fremde Welt verschlagen hatte, soziale Not zur Genüge, aber auch die Vorteile solidarischen Verhaltens kennengelernt. So kam es, dass er in die Sozialistische Partei Österreichs eintrat und dadurch Gelegenheit bekam, etwa als persönlicher Dolmetscher des SPÖ-Vorsitzenden und österreichischen Vizekanzlers Bruno Pittermann an internationalen Begegnungen teilzunehmen und sehr früh schon, vor allen anderen landsmannschaftlichen Spitzenvertretern aus Deutschland oder Übersee, auch mit Regierungsstellen Rumäniens in Kontakt zu treten. Dabei hat er stets die Interessen auch seiner sächsischen Landsleute vertreten und manch schwierigem Fall von Familienzusammenführung zu gutem Ende verholfen.

Seine Gesprächskultur und das früh geübte diplomatische Geschick haben nicht selten auch innerhalb der Föderation der Siebenbürger Sachsen Früchte getragen. Oft genug hat er, wenn unterschiedliche Ansichten zu Verständigungsschwierigkeiten führten, den Weg frei gemacht zu einem für alle Seiten akzeptablen Modus Vivendi und so manch gemeinsamer Unternehmung mit zum Gelingen verholfen, wobei er freilich nie die Anliegen der siebenbürgischen Vereinigungen Österreichs aus den Augen verlor. Ihnen hat er mit Leidenschaft und Ausdauer sehr viel von seiner Lebenskraft gewidmet: zunächst der Landsmannschaft in Oberösterreich, in der er nahezu vier Jahrzehnte lang ehrenamtlich tätig war. Nahe bei Linz erwarb er 1959 einen Grundbesitz mit der denkmalgeschützten Ruine einer mittelalterlichen Burg aus dem Jahre 1365.

Dies alles ist denn auch wiederholt öffentlich anerkannt worden: 1962 wurde Frank für seine erfolgreichen internationalen Einsätze mit der Goldenen Medaille für Verdienste um die Republik Österreich und für seine landsmannschaftliche Arbeit 1988 mit dem Silbernen Verdienstzeichen der Alpenrepublik ausgezeichnet; 1975 würdigte ihn das Bundesland Oberösterreich ebenfalls mit seinem Verdienstzeichen und verlieh ihm den Ehrentitel „Konsulent der oberösterreichischen Landesregierung für Brauchtum und Heimatpflege“; 1983 zeichnete ihn die Stadt Wels für die Organisation und Gestaltung der Heimattage der Siebenbürger Sachsen, die dort regelmäßig stattfinden, mit ihrer Kulturmedaille aus.

Am 9. Februar 2007 wurde Kons. Dr. Fritz Frank in der rumänischen Botschaft in Wien von seiner Exzellenz, dem rumänischen Botschafter Univ. Prof. Dr. Corbea-Hoişie, mit dem Orden „Pour le Mérite“ im Rang eines Kommandeurs ausgezeichnet.

Als Bundesobmann hat er in „siebenbürgisch heimatlichem Geist“ sein Leben lang die Förderung des Gemeinwesens obenan gestellt. Vieles von dem, was die siebenbürgische Landsmannschaft Österreichs in dieser Zeit an Brauchtumspflege, an wirksamer Jugendarbeit, an Eingliederungshilfen und an Unterstützungen für die Landsleute im Herkunftsland, auch an Brückenschlägen nach dorthin Vorbildliches geleistet hat, ist nicht zuletzt seiner die Mitstreiter motivierenden Führungsarbeit zu verdanken.

Er selbst sagte von sich, dass sein ehrenamtliches Wirken einerseits seine Heimatliebe, andererseits sein unerschöpflicher Glaube an die kulturellen und moralischen Werte der Lebensformen seiner Heimat Siebenbürgen stets seine Kraftquelle waren. Mit dieser Kraft und Entschlossenheit kannte man Fritz. Welch eine Ehre, ihn als Lehrmeister, als Mentor und Vorbild kennen und schätzen gelernt zu haben.

Seine zahlreichen Auszeichnungen bestätigen das Erfolgsgeheimnis, ob auf Landesebene, auf Bundesebene, überregional und über die Grenzen hinaus. Ob als Landesobmann, als Bundesobmann, als Mitgründer der Föderation, als Ehrenvorsitzender der HOG Bistritz, als Organisator der zahlreichen Heimattage der Siebenbürger Sachsen in Wels, er legte überall „Hand an“, sein Wort hatte Gewicht, sein Weitblick war stets zukunftsorientiert.

Die Gründung der Föderation 1983 mit seinen damaligen Weggefährten, die Gründung des Siebenbürgischen Keramikmalkurses 1983, der Kulturaustausch und die Jugendlager mit USA/Kanada/Rumänien und Deutschland, und zuletzt die Städtepartnerschaft zwischen Bistritz und Wels, unserer Patenstadt, all das trägt seinen Namen. Auch die Verbundenheit zu den siebenbürgischen Volkstanzgruppen und den Musikkapellen war Fritz wichtig, die Pflege der Tracht als Zeichen unserer siebenbürgischen Abstammung, der Kontakt mit den Nachbarschaften, all das war Teil seiner vielfältigen Tätigkeiten.

Die Kontakte mit politischen Verantwortlichen halfen ihm, sich für die Anliegen der Landsleute in der alten Heimat einzusetzen, das zeigen seine unzähligen Hilfstransporte, die er durchgeführt hat. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forum in Rumänien und dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland waren ihm ein wichtiges Anliegen. Er war ein gern gesehener Gast, der mit seinen Pointen die Menschen zum Lachen bringen konnte. Es werden nicht viele Pfingsttreffen der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl sein, die er nicht besuchte und seine obligatorische Linzertorte mitnahm.

Seine von ihm gehaltenen Ansprachen bei Festivitäten und Gedenkfeiern haben an Nachhaltigkeit bis heute nichts verloren, sondern forderten stets auf, das Kulturgut der Siebenbürger und deren Werte zu bewahren, die Heimat unserer Vorfahren nicht zu vergessen, stattdessen Toleranz zu üben und zu leben, egal welcher Herkunft und Lebensform.

Man darf ihn mit Recht als das Urgestein der Siebenbürger Sachsen bezeichnen, er hat so vieles bewegt in all den Jahrzehnten seiner ehrenamtlichen Tätigkeit und dies hat noch heute seinen Stellenwert sowohl in Österreich als auch über die Grenzen hinaus und es wird seine vorgelebte Disziplin sein, die ihn fast 100 Jahre alt werden hat lassen.

Seine letzten Jahre, gesundheitlich angeschlagen, haben ihn dennoch nicht abgehalten, am landsmannschaftlichen Leben teilzunehmen, und er hat sich stets vergewissert, dass seine Arbeit fortgesetzt wird. Auch wenn er nicht mehr spürbar unter uns ist, wird es sein Geist sein, der uns in unserer Gemeinschaft stärken und leiten wird, in seinem Sinne fortzufahren. Er wird uns fehlen. Im Namen des Bundes- und Landesverbandes,

Ingrid Schuller

Schlagwörter: Österreich, Nachruf, Fritz Frank, Ehrenbundesobmann, Föderation

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