Veranstaltung im österreichischen Parlament würdigt Beitrag der Heimatvertriebenen zur Zweiten Republik
Vor 80 Jahren wurden Millionen deutschsprachiger Menschen – darunter zahlreiche Altösterreicher aus den ehemaligen Kronländern der Habsburgermonarchie – aus ihrer Heimat vertrieben. Das Parlament nahm am 26. Juni das Gedenkjahr zum Anlass für eine Vortragsveranstaltung, in deren Zentrum das Schicksal jener stand, die nach dem Zweiten Weltkrieg entwurzelt wurden und in Österreich eine neue Heimat fanden. Dabei wurde nicht nur an persönliche Verluste und Entbehrungen erinnert, sondern auch an die bedeutende Rolle, die die Vertriebenen beim Aufbau der Zweiten Republik spielten.
Nationalratspräsident Walter Rosenkranz eröffnete die Veranstaltung und betonte die Verantwortung, die Österreich und auch das Parlament für die Wahrung des Erbes der Vertriebenen haben. Durch die Veranstaltung führte Norbert Kapeller, Präsident des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ). Mit einem Zitat von Marion Gräfin Dönhoff erinnerte Kapeller an das Leid von 18 Millionen Altösterreichern vor 80 Jahren, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihr Hab und Gut, ihre Heimat und oft auch ihr Leben verloren, oft auf unmenschlichste Weise. Kapeller bedankte sich bei Nationalratspräsident Rosenkranz für die Ermöglichung dieser Gedenkfeier im Parlament und betonte die Bedeutung der Altösterreicher für die österreichische Zeitgeschichte und ihre kulturellen Beiträge, da die familiären Wurzeln von mindestens drei Millionen Österreichern ins alte Österreich reichen. Kapeller freute sich, neben den zahlreichen Ehrengästen aus Politik, Diplomatie und Kirche die Repräsentanten der Heimatverbliebenen aus verschiedenen ehemaligen Heimatgebieten (Rumänien, Ungarn, Slowakei, Serbien, Slowenien, Kroatien, Tschechien) zu begrüßen, die heute die Kultur in diesen Gebieten weitertragen. Ein besonderer Willkommensgruß erging ebenfalls an die ehemalige ORF-Korrespondentin Barbara Coudenhove-Kalergi.
Rosenkranz: Vertriebene leisteten unschätzbaren Beitrag zur Zweiten Republik
In seinen Eröffnungsworten erinnerte Nationalratspräsident Walter Rosenkranz an die Vertreibung, Gewalt und Entmenschlichung, die sich etwa in Form des „Brünner Todesmarsches“ mitten im Herzen Europas vollzogen habe. Das Gedenken daran sei zugleich als Auftrag zu verstehen und das Parlament biete sich dafür als „symbolträchtiger Ort“ an. So fänden sich im Bundesratssaal nicht nur die Wappen der neun Bundesländer, sondern auch jene der ehemaligen Kronländer, die an eine Verantwortung erinnerten, die über die Staatsgrenzen hinausgehe. Wer die Vertreibungen als Völkerrechtsbruch benenne, betreibe keine Spaltung, sondern diene der Wahrheit, so Rosenkranz – und diese sei Grundlage für die Versöhnung und den Blick in die Zukunft. Es gebe keine gerechte Vertreibung, keine legitime Kollektivschuld und keine Ausgrenzung, die mit der Freiheit vereinbar wäre.
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