19. Juli 2011
Kinderferienheim in Radeln feierlich eröffnet
Nicht viele siebenbürgische Dörfer erfreuen sich so großer (und prominenter) Aufmerksamkeit wie gegenwärtig das kleine Radeln bei Reps im Kreis Kronstadt. Es ist dadurch „privilegiert“, dass Rockstar Peter Maffay mithilfe vieler Unterstützer hier, in seiner siebenbürgischen Heimat, ein Ferienheim für traumatisierte Kinder aufbauen lässt. Dieses wurde am 9. Juli, „465 Tage nach dem ersten Spatenstich“, wie Maffay nicht ohne Stolz sagte, in feierlichem Rahmen eröffnet.
Hochrangige Gäste waren anwesend, u. a. der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, der rumänische Außenminister Teodor Baconschi und die Tourismusministerin Elena Udrea, die Abgeordneten des deutschen bzw. des rumänischen Parlaments, Dr. Susanne Kastner und Ovidiu Ganț, sowie der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius. Zugegen waren zahlreiche weitere Vertreter der deutschen und rumänischen Politik, der Diplomatie, der orthodoxen und der evangelischen Kirche, namentlich der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Reinhart Guib, sowie vieler Institutionen, Stiftungen und Unternehmen, die im Laufe der vergangenen Monate das Vorhaben des Musikers unterstützt haben. Selbst der Chefredakteur der BILD-Zeitung, Kai Diekmann, war zugegen.
Die Peter Maffay Stiftung mit Hauptsitz in Tutzing, gegründet im Jahre 2000, betreibt bereits in Spanien und Deutschland ähnliche Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche mit schwierigen Lebensverhältnissen aktive Ferienaufenthalte mitten in der Natur erleben dürfen.

Doch soll das Projekt künftig auch die Sanierung des Kirchenburgensembles umfassen und der gesamten Ortschaft dienen: vorgesehen sind intensive Arbeiten an der Infrastruktur und an der Wasserversorgung, der Bau einer Pflanzenkläranlage, das Betreiben eines ökologischen Bauernhofes und eines Ärztehauses und das Wiederbeleben traditioneller Handwerke.


Es folgte ein musikalisches Intermezzo, dargeboten auf der Panflöte von der international geschätzten Musikerin Petruța Küpper. Wie Peter Maffay anschließend in seiner Rede betonte, sollte das Ferienheim in Radeln in erster Linie ein Refugium für die Kinder sein, denen „das Erlebnis einer existentiell bedrohlichen Lebenssituation eine große Angst vor neuerlicher Verletzung und Sicherheitsverlust hinterlassen hat. Viele von ihnen haben ein berechtigtes Maß an Misstrauen gegenüber der Welt und anderen Menschen erzeugt“, sagte der Musiker. „Es ist ein lebendiges Zeugnis für den Willen vieler, den sozial benachteiligten Kindern eine Pause von ihrem Schicksal zu verschaffen, Wunden zu heilen und ihnen Kraft für die Bewältigung ihres Schicksals zu geben.“

Eine Überraschung für die Gäste der Veranstaltung war die spontane Ansprache von Wilhelm Makkay, dem Vater des Musikers, der nach vielen Jahrzehnten nach Siebenbürgen zurückgekehrt ist, nicht nur um der Eröffnungsfeier beizuwohnen, sondern auch um seinen 85. Geburtstag in der Heimat zu feiern.

Elena Udrea, Rumäniens Ministerin für Tourismus und Regionalentwicklung, betonte die große Chance, die Radeln nun im Bereich des Kulturtourismus erhalte. Die Initiative einer Person, selbstlos so viel für die Hilfsbedürftigen der Gesellschaft zu tun, verdiene höchsten Respekt. „Jedoch wird die größte Belohnung das Lächeln der Kinder sein“, sagte die Ministerin.
Staatsminister Bernd Neumann hob in seiner Ansprache die enge Verbundenheit von Deutschland und Siebenbürgen hervor, ebenso den besonderen Beitrag, den die Siebenbürger Sachsen zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben ihres Landes im Laufe der Jahrhunderte geleistet hätten.

Es folgten nach weiteren Ansprachen der Segen über die neuen Bauten und die feierliche Schlüsselübergabe an Peter Maffay. Dorfbesichtigung und Kulturprogramm, dargeboten u. a. von Kindergruppen, ergänzten den Nachmittag. Im Pfarrhof und an mehreren Stellen im Dorf konnten die einzelnen Etappen des Projektes auf Aufrollern nachgelesen werden. Demnach sei die Wahl für eine Kirchenburg getroffen worden, weil hier „unsere Bedürfnisse nach Gemeinschaft und Geborgenheit auf einzigartige Weise baulich verwirklicht“ würden. Auf einer anderen Tafel der Dokumentationsausstellung wurde mitgeteilt: „Auch wenn eine Sicherung und Restaurierung der Kirche und der Ringmauer nicht unmittelbar erforderlich ist, um das Kinderferienheim zu betreiben, betrachten wir die Sanierung als konsequenten Schritt in Richtung einer nachhaltigen und vollständigen Nutzung des Radelner Kirchenburgensembles als Schutzraum für Kinder“. Zudem erhoffen sich die Initiatoren des Projekts, dass ihr Vorhaben einen „Modellcharakter“ erhalte.

Christine Chiriac
Schlagwörter: Radeln, Maffay, Kinder
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