28. Februar 2017

Essayserie: Evangelische Identität in Rumänien heute

Kronstadt – Zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums am 30. September 2017 in der Schwarzen Kirche haben Stadtpfarrer Christian Plajer und Pfarrerin Adriana Florea eine Essay-Serie zur Frage „Was bedeutet ‚Evangelische Identität in Rumänien heute‘?“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln angekündigt. Die Beiträge kommen von bekannten Vertretern ihrer Fachdisziplinen – nicht zwingend Mitglieder der evangelischen Gemeinschaft.
Im ersten Essay beobachtet der Sozialpsychologe und Leiter des Meinungsforschungsinstituts IRSOP in Bukarest, Petre Datculescu, Konstanz und Wandel in der evangelischen Gemeinschaft. Diese sei in Rumänien zwar relativ klein – im Vergleich zu 80 Prozent Orthodoxen und zahlreichen anderen Glaubensausrichtungen –, doch überwiegen in den Interessen der verschiedenen Religionsanhänger die Gemeinsamkeiten vor den Unterschieden: mehr Wohlstand, weniger Korruption, mehr Lebensqualität, mehr Europa.

Während die evangelische Bevölkerungsgruppe weltweit multiethnisch ist und starke Differenzen hinsichtlich Wohlstand, Berufswahl, politischen Neigungen, sozialen Einstellungen, Religiosität und Kirchenbindung zeigt, lassen zwei Studien (IRSOP GmbH: Das heutige Verhältnis von Kirche und Gemeinde im deutschsprachigen evangelischen Raum; Dr. Stefan Cosoroabă: Online-Befragung der Siebenbürger Sachsen in Deutschland) vier wichtige Merkmale der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde erkennen: 1. Demografisch: fortgeschrittenes Alter, mehr Frauen, höheres Bildungsniveau. Dies impliziert: ein höheres Bedürfnis nach Sicherheit, eher konservative Haltung, stärkere Vergangenheitsbindung, geringeres Interesse an Veränderungen. 2. Gemeinschaftliche Verbundenheit: keine Bedrohung der Identität, keine Suche nach neuer Identität, über 80 Prozent glauben an den Fortbestand der evangelischen sächsischen Gemeinde. 3. Starke Kirchenbindung: 97 Prozent der Siebenbürger Sachsen in Deutschland schätzen die dortige evangelische Kirche, doch nur 50 Prozent fühlen sich darin zuhause. Es überwiegt die emotionale Bindung an die siebenbürgische evangelische Kirche: für 60 Prozent gilt dies noch heute, für 79 Prozent durch gute Erinnerungen, 73 Prozent geben an, diese Kirche hätte ihr Leben bestimmt. 4. Weltoffenheit: Sie ist das stärkste Merkmal der evangelischen Gemeinde in Rumänien und äußert sich durch Mischehen, transkulturelle Freundschaften, Interesse an Fremdsprachen, Auslandsstudien etc.

Die ethnische Heterogenität in Rumänien wird als neues Zuhause empfunden. Über 70 Prozent der Evangelischen in Rumänien sowie der Siebenbürger Sachsen in Deutschland befürworten die Öffnung der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien für Mitglieder aus dem rumänischen Umfeld, 88 bis 99 Prozent den Zugang aller Gesellschaftsmitglieder zu ihren kulturellen, diakonischen oder Bildungseinrichtungen.

NM

Schlagwörter: EKR, Evangelische Kirche

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