9. April 2017

Saxonia Stiftung nimmt lebenswichtige soziale Aufgaben wahr

Die Saxonia Stiftung in Rosenau feiert Anfang Mai ihr 25-jähriges Bestehen. Geschäftsführer Klaus-Harald Sifft zieht eine positive Bilanz der Stiftung, die Tausende bedürftige Siebenbürger Sachsen sozial unterstützt und Kleinunternehmern durch Kredite unter die Arme greift. Klaus-Harald Sifft, geboren am 15. November 1969 in Kronstadt, ist Absolvent des Honterus-Gymnasiums, hat Maschinenbau studiert und langjährige Management-Erfahrung gesammelt, bevor er im Frühjahr 2014 von Karl-Arthur Ehrmann die Leitung der Saxonia in Rosenau übernahm. Am 13. März 2017 besuchte er das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in der Karlstraße 100 in München, um mit dessen Vorsitzenden Dr. Johann Kremer über die Bedingungen für die Austeilung der Geldhilfen an bedürftige Siebenbürger Sachsen und die Vorgehensweise bei Hilfsanträgen für Medikamente zu beraten. Aus diesem Anlass führte SbZ-Chefredakteur Siegbert Bruss das folgende Interview mit Klaus-Harald Sifft.
Die Saxonia-Stiftung feiert am 6. Mai ihr 25-jähriges Bestehen in Rosenau. Wie fällt die Bilanz dieser sozial-humanitären Einrichtung aus, die seit 2008 auch wirtschaftsfördernde Maßnahmen durchführt?
Auf dem sozialen Gebiet hat die Saxonia-Stiftung seit 1992 nicht nur Menschen in Not, sondern auch soziale Einrichtungen wie Schulen, Waisenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Hilfsvereine für Straßenkinder oder misshandelte Frauen, das Hospiz Dr. Carl Wolff und sogar eine Vollzugsanstalt durch materielle Hilfen, Medikamente und andere Dienstleistungen unterstützt. Im Sozialzentrum in Rosenau funktionierte eine Minipoliklinik, in der auch heute noch ärztliches Personal tätig ist. Geändert hat sich nur die organisatorische Form, weil heute jeder Arzt als individuelle Arztpraxis existieren kann. Dies bringt der Stiftung weniger organisatorische Sorgen, da alle Praxen unter einem Mietvertrag an die Ärzte vergeben sind.

Klaus-Harald Sifft bei einem Vortrag am 12. März ...
Klaus-Harald Sifft bei einem Vortrag am 12. März in Bad Kissingen. Foto: Sebastian Sifft
Wenn die Stiftung auch nicht mehr, wie früher, ausschließlich karitative Aufgaben hat, pflegt sie diese Tradition weiter und betreut überwiegend, aber nicht nur bedürftige Landsleute. Seit der Stiftungsgründung wurden mehr als 10000 ­Personen, früher auch über die Grenzen Siebenbürgens hinweg, heute nur innerhalb des Wirkungsgebiets, mit Geld, Lebensmitteln, Medikamenten, Kleidern, Gehhilfen, Rollstühlen usw. betreut.

Die Wirtschaftshilfe wurde seit 1992 geleistet. Ab 2008 durfte die Saxonia Stiftung nicht mehr die sozialen Aufgaben mit der Wirtschaftshilfe unter einem Dach betreiben. Somit wurde die Saxonia Transilvania Stiftung ins Leben gerufen. Die Projektidee „Hilfe zur Selbsthilfe“ durch Technologie und Wissenstransfer, die unkomplizierte Finanzierung und Beschaffung von hochqualitativen Maschinen ist bis heute eine wahre Sauerstoffblase für viele Kleinunternehmer und Landwirte, die sich an Bankkredite der bürokratischen Hürden und Kosten wegen nicht heranwagen können.


Ein Großteil der vom Sozialwerk unterstützten Personen in Siebenbürgen sind Rentner. Wie hoch ist ihre Rente im Schnitt? Können die 25 Euro, die sie als Geldhilfe vom Sozialwerk erhalten, mehr als ein symbolischer Betrag sein?
Die mittlere Monatsrente unserer Bedürftigen beträgt 800 Lei. Dies entspricht etwa dem Gegenwert von 178 Euro. Die 25 Euro, die das Sozialwerk im Jahr austeilt, sind wohl ein symbolischer Betrag, der aber von allen Bedürftigen mit Dank erhalten wird. Dies geht auch aus den Dankesbriefen hervor, die wir jährlich erhalten.

Heute betreut die Saxonia Stiftung 1 661 hilfsbedürftige Personen. Diese werden entweder durch die Vertreter des jeweiligen Ortsforums oder der Kirche anhand von klaren Bestimmungen ermittelt. Diese Bestimmungen werden mit den Spendern wie dem Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. und Bundesministerium des Innern (BMI) festgelegt und an jedem Jahresanfang ins Territorium übermittelt. 2016 übernahm das BMI die finanzielle Hilfe von 792 Personen, die je 25 Euro im Jahr erhalten. Die restlichen Personen wurden aus Spenden des Sozialwerks betreut.


Rumänien verfügt in 131 Altenheimen über 7152 Plätze. Welche Chancen haben unsere alten Landsleute, einen Platz in den siebenbürgischen Heimen zu finden?
Unsere Alten haben durchaus gute Chancen, in einem Altenheim aufgenommen zu werden. Die Konditionen und freien Plätze können in den Heimen selbst erfragt werden. Ein Teil der Altenheime wird finanziell vom Bundesinnenministerium unterstützt. Wir versuchen, allen Altenheimen zu helfen. Im letzten Herbst bekamen wir eine Spende vom Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen aus Salzburg in Form von neuen Gartengeräten. Die Sachspende ging an die Altenheime Dr. Carl Wolff in Hermannstadt und Blumenau in Kronstadt. So können unsere Heimbewohner die Zeit im Freien auch mit kleinen Gartenarbeiten verbringen. Von der Kirchengemeinde aus St. Englmar wurden Krankenbetten gespendet, die wir an die Altenheime in Schweischer und Blumenau verteilten. Das Sozialwerk in München vermittelte uns zwei Transporte mit Pflegebetten aus einem Nürnberger Altenheim.

Die meisten unserer Alten wollen jedoch nicht ins Altenheim gehen. Sie ziehen es vor, das Alter im eigenen Haus zu verbringen. Dieses sind unsere Zielpersonen. Um ihnen helfen zu können, möchte ich hier auch die Hilfe von Frau Däuwel aus Germersheim und die Hilfe der Neuen Kronstädter Zeitung erwähnen. Sie gehören auch zu unseren wichtigsten Spendern.

Klaus-Harald Sifft war 2014 erstmals als Saxonia ...
Klaus-Harald Sifft war 2014 erstmals als Saxonia-Geschäftsführer beim Heimattag in Dinkelsbühl, hier auf der Festtribüne mit Käthe Paulini (+), Peter Pastior, Ehrenvorsitzender des Sozialwerks, und Ex-Geschäftsführer Karl-Arthur Ehrmann (von links nach rechts). Foto: Lukas Geddert
Wie hat sich die medizinische Versorgung in Rumänien in den letzten Jahren entwickelt? Wie kann die Saxonia-Stiftung in diesem Bereich helfen?
Im rumänischen Medizinwesen herrscht nach wie vor ein totales Chaos. Man hört fast wöchentlich, dass verschiedene Gelder veruntreut werden. Einer Studie zu Folge bekam das Gesundheitswesen 2007 17 Milliarden Lei aus dem Staatshaushalt und 2016 34 Milliarden Lei, das sind umgerechnet knapp 7,47 Milliarden Euro. Also doppelt so viel. Geändert hat sich aber nicht viel. Es gibt nun auch eine Vielzahl an privaten Krankenhäusern und Kliniken, aber eine dortige Behandlung kostet sehr viel und wird nicht oder nur zum Teil von der Krankenkasse bezahlt. Die Hilferufe nach Medikamenten oder medizinischen Geräten versuchen wir gemeinsam mit unserem wichtigsten Partner, dem Sozialwerk aus München, zu beantworten.

In den Ortsforen könnten Infoveranstaltungen zur rumänischen Sozialgesetzgebung veranstaltet werden. Ob es dafür Interessenten gibt, müssten die Forumsleiter herausfinden. Eine Broschüre zu diesem Thema herauszugeben, finde ich jedoch riskant, weil sich die Gesetzeslage in Rumänien genauso oft ändert wie die Wetterlage.


Welche sind die wichtigsten wirtschaftsfördernden Maßnahmen, mit denen Sie Kleinunternehmer in Siebenbürgen unterstützen?
Die Wirtschaftsförderung der Saxonia Transilvania Stiftung wird durch das deutsche Bundesinnenministerium finanziert. Durch dieses Programm erhält die Stiftung jährlich Frischgelder, mit denen Kleinunternehmer der deutschen Minderheit gefördert werden. Es werden Projekte für Produktions- und Ausstattungsmittel im Wert von 5000 bis 35000 Euro, hundertprozentig rückzahlbar in drei bis fünf Jahren, gefördert. Gemeint sind Mittel wie Maschinen, Anlagen, Werkzeuge, Bürotechnik, medizinisches Zubehör, Heizungen, Möbel, Nutzfahrzeuge, aber keine Bauvorhaben oder Personenfahrzeuge. Aus Rückflussmitteln können auch Vertreter des nationalen Umfelds gefördert werden. Zudem stellt die Saxonia Transilvania den Begegnungsstätten der Siebenbürger Sachsen gemeinschaftsfördernde Mittel für Renovierungs- und Ausstattungsmaßnahmen zur Verfügung und finanziert Ersatzteile für Forums- und Schulbusse.


Neben dem sozialen und wirtschaftlichen Einsatz hat die Saxonia mit ihrem Hotel ein drittes Standbein. Weshalb sind die Übernachtungsmöglichkeiten in Rosenau empfehlenswert?
Ein Besuch unserer Pension ist empfehlenswert wegen ihrer idealen Lage. Rosenau hat ein modernisiertes Stadtzentrum mit Fußgängerzone, Zahnradbahn zur Burg und Dino-Park für Kinder. Außerdem kann man hier vier Monate im Jahr skifahren, im Sommer wandern, radfahren oder Denkmäler besuchen. Es ist also alles da, um sich die Freizeit nach Wunsch zu gestalten. Die Mitglieder des Verbands der Siebenbürger Sachsen erhalten bei uns einen 10%-Rabatt beim Vorzeigen der Mitgliedskarte.


Seit drei Jahren sind Sie Geschäftsführer der Saxonia. Welche neuen Akzente haben Sie gesetzt, welche Zukunftspläne haben Sie?
Als ich den Job und die Verantwortung übernahm, kannte ich die Stiftung von ihrer Tätigkeit von außen her. Seit ich nun zum Inventar gehöre, bemerke ich aber, wie vielseitig und interessant die Tätigkeit beider Stiftungen ist. Um auch die Pension zu leiten, musste ich einen Tourismuskurs absolvieren, was ich kurzerhand erledigt habe. Mein Ziel ist es, möglichst viele Kosten zu decken. Bei der Pension haben wir das geschafft. Ich meine hier „wir“, denn ohne das Team der Stiftung und des Hotels wäre diese viele Arbeit nicht zu bewältigen. Meine Mitarbeiter sind Leute, denen die Arbeit Spaß macht und die sich den Anforderungen hier bewusst sind.


Vielen Dank für das Gespräch.

Schlagwörter: Saxonia, Stiftung, Interview, Sifft, Soziales

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Neueste Kommentare

  • 09.04.2017, 11:12 Uhr von Melzer, Dietmar: Lieber Klaus-Harald, wünsche Dir zu diesem Jubiläum, von Herzen alles, alles Gute, Gesundheit und ... [weiter]

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