4. September 2018

Aus für "Tage der Wusch" im Harbachtal? Aussiedlerbeauftragter Bernd Fabritius interveniert bei rumänischen Behörden

Eigentlich sollte an dieser Stelle der Termin für die vierten „Tage der Wusch“ (Zilele Mocăniței) auf dem inzwischen wieder hergerichteten Streckenabschnitt der Schmalspurbahn im Harbachtal ankündigt werden. Der Verein „Freunde der Schmalspurbahn“ (Asociația Prietenii Mocăniței) beabsichtigte, auch im September 2018 wieder Fahrtage zu organisieren. Aber daraus wird voraussichtlich nichts! Nach den Sonderfahrten im letzten Mai muss die Rumänische Eisenbahnbehörde Autoritatea Feroviară Română (AFER) „Wind“ von den Aktivitäten des Vereins bekommen haben und untersagte zunächst den gesamten Eisenbahnverkehr auf der Strecke zwischen Harbachsdorf (Cornățel) und Holzmengen (Hosman).
Nach vorliegenden Informationen sind künftig alle Aktivitäten bezüglich Unterhaltung und Betrieb der Strecke durch von AFER bevollmächtigte Personen zu überwachen und zu kontrollieren. Diese Personen müssen gleichzeitig als Angestellte des Vereins tätig sein und finanziert werden. Diese sowie weitere zu erfüllende Auflagen entsprechen den allgemeinen gesetzlichen Reglungen für den Betrieb privater Regelspurbahnen in Rumänien, da es für schmalspurigen Kleinbahnbetrieb keine gesonderten, einfacheren Bestimmungen gibt.

Seit mehreren Jahren arbeitete das Team zumeist junger Leute um den Vorsitzenden Mihai Blotor an der Instandsetzung der sieben Kilometer langen Teilstrecke zwischen Harbachsdorf und Holzmengen. Erstmals fanden am 26. und 27. September 2015 die „Tage der Schmalspurbahn“ statt. Mit der von der Firma Calea Ferată Îngustă (CFI) geliehenen ungarischen Dampflok 764.243 und einem Personenwagen konnte von Harbachsdorf aus bereits 3,2 Kilometer weit Richtung Holzmengen gefahren werden. Abgesehen von mehreren weiteren Sonderfahrten wurden auch im September 2016 und 2017 Zilele Mocăniței veranstaltet. Am 16. September 2017 konnte erstmals der gesamte Streckenabschnitt bis Holzmengen mit einem aus drei Personenwagen bestehenden Zug befahren und die Dampflokomotive zur Rückfahrt über die instandgesetzte Weiche wieder an die Spitze des Zuges umgesetzt werden.

Fahrtage mit einem historischen Dampfzug auf ...
Fahrtage mit einem historischen Dampfzug auf der Harbachtalbahn sind ein tolles Erlebnis für Jung und Alt. Foto: Radu Tompa
Die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf mussten jedoch stets fast vollständig für die Bereitstellung der Lokomotive zu den Fahrtagen aufgewendet werden; nur ein kleiner Restbetrag ließ sich in die Aufarbeitung der Strecke investieren.

Die strengen behördlichen Vorgaben sind angesichts fehlender finanzieller Mittel nicht ohne Weiteres zu erfüllen. Damit werden die Bemühungen des Vereins, den Zugverkehr auf dem Streckenabschnitt der Harbachtalbahn zwischen Hermannstadt und Agnetheln zu reaktivieren, zunächst gestoppt. Anstatt die Arbeit des Freundeskreises Asociația Prietenii Mocăniței nachhaltig ideell und materiell zu unterstützen, damit wieder Leben ins Harbachtal kommt, wird Stillstand verordnet und – wie es scheint – möglicherweise eine Chance, das von Abwanderung und Niedergang gezeichnete Gebiet durch aufblühenden Tourismus voranzubringen, vertan.

Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Bernd Fabritius, hat den zuständigen Transportminister und den Kreisrat Hermannstadt angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Fabritius verweist auf die besondere historische Bedeutung der Schmalspurbahn für die Deutschen in Siebenbürgen und die Entwicklung der Region Harbachtal als ehemaliges Siedlungsgebiet der Siebenbürger Sachsen. Der Aussiedlerbeauftragte wird noch im September ins Harbachtal fahren und sich vor Ort über die aktuelle Situation informieren.

Dieter Frisch

Schlagwörter: Wusch, Habachtal, Agnetheln, Zug, Tourismus, Bernd Fabritius

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