28. Juni 2024
„Flucht und Vertreibung sind Menschheitsthemen“ - Gedenkstunde für die Opfer von Flucht und Vertreibung in Berlin
Berlin - Am 20. Juni begeht die Bundesregierung alljährlich den Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung mit einer Gedenkstunde. Bundesfamilienministerin Lisa Paus eröffnete die diesjährige Veranstaltung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin mit einem Grußwort.

Paus: „Hinter jeder Flucht steht eine persönliche Geschichte“
Die von der Bundesregierung jährlich zentral in Berlin gestaltete Gedenkstunde, die zum zweiten Mal in Folge im Konzerthaus am Gendarmenmarkt stattfand, wurde in diesem Jahr von der Bundesministerin für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, Lisa Paus MdB, eröffnet. Die Ministerin verwies darauf, dass Flucht und Vertreibung Menschheitsthemen seien. Dabei rief sie zunächst die Geschichte der deutschen Vertriebenen in Erinnerung, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten, und gedachte dabei auch der „rund zwei Millionen Opfer“, die dies nicht überlebten. Im Folgenden zog sie vorsichtige Parallelen zur heutigen Zeit und erklärte: „Hinter jeder Flucht steht eine persönliche Geschichte und mitunter viel Leid. Nicht immer werden Geflüchtete jedoch mit offenen Armen empfangen.“ Die Integrationsarbeit, die gerade auch der Bund der Vertriebenen ehrenamtlich leiste, sei daher umso verdienstvoller.Die stellvertretende Generaldirektorin der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen, Irena Vojáčková-Sollorano, knüpfte an die Begrüßungsworte von Lisa Paus an, indem sie betonte, dass das Gedenken an Flucht und Vertreibung in der Vergangenheit den Blick auf die Gegenwart schärfe. Dabei stellte sie persönliche Bezüge her, zumal sie selbst als tschechisches Flüchtlingskind nach Deutschland gekommen sei und ihr bei der Ankunft und in der Eingliederung gerade deutsche Vertriebene zur Seite gestanden hätten.
Podium: Flucht und Vertreibung damals und heute
In einem Podiumsgespräch mit Betroffenen unter der Leitung des zuständigen Abteilungsleiters im Bundesministerium des Innern und für Heimat, Jörn Thießen, wurden die Erfahrungen aus Vergangenheit und Gegenwart miteinander in Verbindung gebracht. Dabei machte der 1941 im nordböhmischen Neustadt an der Tafelfichte (tschechisch Nové Město pod Smrkem) geborene Oswald Wöhl anhand seiner Familiengeschichte erfahrbar, wie schlimm die Entwurzelung aus der Heimat seine Familie getroffen hatte.
Mohammed Rabbie, ein syrischer Flüchtling, wiederum berichtete davon, wie er 2015 aus Furcht vor dem sogenannten Islamischen Staat nach Deutschland gekommen sei, hier die Freiheit und die Vorzüge der Demokratie schätzen und lieben gelernt habe und unterdessen freiberuflich als Journalist arbeite. Als er erklärte, seit Kurzem die deutsche Staatsbürgerschaft zu besitzen, ergriff Oswald Wöhl spontan seine Hand und bescherte der Veranstaltung damit einen besonders bewegenden Moment.
Fabritius: Krieg, Vertreibungen und ethnische Säuberungen sind immer Verbrechen
In guter Tradition sprach der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius, das Schlusswort der Gedenkstunde und wies zunächst darauf hin, dass vor 80 Jahren der Krieg zwar noch nicht vorbei war, die Flucht der Deutschen insbesondere aus dem Donauraum aber bereits begonnen hatte.
Im Weiteren stellte Fabritius die Verbindung des nationalen Gedenktages mit dem Weltflüchtlingstag heraus, indem er daran erinnerte, dass bei der Gründung des UNHCR und der Verabschiedung der Genfer Konvention auch das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen eine wichtige Rolle gespielt hatte. Zum Abschluss mahnte er: „Gerade wir, meine Damen und Herren, wissen und wollen niemals vergessen, dass jeder Krieg, jede Vertreibung, jede ethnische Säuberung – gleichgültig wo, wann und mit welcher Begründung – immer Verbrechen sind.“
Geschmackvoll musikalisch begleitet wurde die Gedenkstunde von Stipendiaten der Stiftung Kurt-Sanderling-Akademie des Konzerthausorchesters Berlin, die Werke des ukrainischen Komponisten Jefim Golyscheff und des in Preßburg geborenen Ernst von Dohnányi darboten. Eingespielte Interviews aus dem Zeitzeugenportal des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland rundeten die Veranstaltung ab.
Quelle: Bund der Vertriebenen
Schlagwörter: BdV, Flucht und Vertreibung, Gedenktag, Bernd Fabritius, Lisa Paus
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