9. Mai 2025

Stichwahl bei Präsidentschaftswahl in Rumänien: George Simion gegen Nicușor Dan

George Simion, Vorsitzender der rechten AUR-Partei, hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl am 4. Mai mit 40,96 Prozent der Wählerstimmen deutlich gewonnen. Bei einer Wahlbeteiligung von 53 Prozent stimmten 3.862.761 Wähler für ihn. Er zieht als Favorit in die Stichwahl am 18. Mai gegen den Zweiplatzierten, den Bukarester Oberbürgermeister Nicușor Dan, der als parteiloser Kandidat 1.979.767 Stimmen (das sind 20,99 Prozent) erzielte.
Euronews übertrug am 8. Mai das erste TV-Duell ...
Euronews übertrug am 8. Mai das erste TV-Duell zwischen George Simion (rechts) und Nicușor Dan. Bildschirmfoto YouTube
Der gemeinsame Kandidat der Regierungsparteien Crin Antonescu kam mit 20,07 Prozent auf Platz drei und verfehlte damit den Einzug in die Stichwahl. Der frühere Premierminister Victor Ponta landete auf dem vierten Platz mit 13 Prozent, gefolgt von Elena Lasconi, Vorsitzende der ökoliberalen Partei USR, mit 2,68 Prozent, die nach diesem schwachen Ergebnis als Parteivorsitzende zurücktrat. Der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz leitet nun als Interims-Vorsitzender die USR, der sich bei der Stichwahl dezidiert für Nicușor Dan ausspricht.

George Simion bekennt sich als „Souveranist“ zu Călin Georgescu, der den ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl vom 24. November 2024 gewonnen hatte, aber nach der Wahlannullierung und der Entscheidung des Verfassungsgerichts nicht mehr zur Wahl antreten durfte. Simion will, dass Rumänien und die anderen Nationen Europas selbstbestimmter auftreten (MEGA = Make Europe Great Again), und lehnt, ähnlich wie US-Präsident Donald Trump, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, der slowakische oder der ungarische Staatspräsident weitere Militärhilfen für die Ukraine ab. Nicușor Dan steht hingegen bedingungslos zu den Projekten der Europäischen Union und der NATO. Er warnt vor dem „Isolationismus“, der Rumänien im Falle des Wahlsiegs von Simion drohen würde.

Die Protestwahl kam auch wegen der hohen Korruption und schwachen Leistung der politischen Klasse zustande. Rumänien leidet unter großer wirtschaftlicher Instabilität, Inflation und Haushaltsdefizit sind so hoch wie in keinem anderen EU-Staat.

Die Meinungsforschungsinstitute lieferten, wie vor einem halben Jahr, fehlerhafte Prognosen zum Wahlausgang. Simion wurde ein Wahlsieg mit 30 Prozent vorausgesagt, in Wirklichkeit erzielte er ein Drittel mehr: rund 41 Prozent. Das liegt daran, dass die Umfragen nur inländische Wähler berücksichtigen. Dabei stimmten von 970.000 Wählern im Ausland 61 Prozent für Simion, 25,44 Prozent für Dan und 6,74 Prozent für Antonescu. Ein weiterer Schwachpunkt der Umfragen liegt an den rechten Wählern, die wegen des öffentlichen Drucks oft keine Angaben zu ihrer Wahlpräferenz machen.

Unter dem Eindruck des gescheiterten Kandidaten der Regierungskoalition trat Ministerpräsident Marcel Ciolacu am Tag nach den Wahlen von seinem Amt zurück. Seine Partei, die PSD, bleibt vorläufig in der Regierung. Interims-Staatspräsident Ilie Bolojan ernannte am 6. Mai den bisherigen Justizminister Cătălin Predoiu (PNL) als Interimspremier. Während Marcel Ciolacu und seine Partei keine öffentliche Unterstützung für einen der beiden Kandidaten aussprachen, stellen sich die PNL, der Ungarnverband und die USR geschlossen hinter den proeuropäischen Kandidaten Nicușor Dan. Ebenfalls für ihn gibt es Wahlempfehlungen seitens des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland (siehe separater Artikel in dieser Zeitung).

sb



[Dieser Artikel wurde am 10. Mai 2025 um 23:30 Uhr aktualisiert.]

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Schlagwörter: Präsidentschaftswahlen

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