4. Juli 2025
Streiflichter von den 17. Heimattagen der Deutschen im Banat
„Liebe Landsleute, liebe Freunde, gemeinsam wollen wir feiern, uns erinnern und die lebendige Kultur unserer Gemeinschaft präsentieren“ – so lautete die Einladung des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat (DFD Banat) zu den diesjährigen 17. Heimattagen der Deutschen im Banat, die unter dem Motto „Wir, im Wandel der Zeit“ vom 13. bis 15. Juni in Temeswar stattfanden. Rund 1.000 Teilnehmer – davon die Hälfte aus Deutschland – nahmen an dem dreitägigen Fest teil, das mit Unterstützung durch das Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens organisiert wurde.

Schon nach dem ersten Programmpunkt auf dem Domplatz – ein Blasmusikkonzert der Banater Musikanten Temeswar – war klar: Freitag, der 13., wird ein schönes Treffen mit sich bringen. Nach dem Auftakt blieben die Besucher in der Gegend, denn im Hohen Dom zum Heiligen Georg wurde die Ausstellung „Bistum Csanád-Temeswar Tausend Jahre“, Kurator: S.E. Dr. h.c. Martin Roos, von Dr. Claudiu Călin präsentiert.
Im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus (AMG-Haus) fand um die Mittagszeit die Vorstellung der neuen Webseite des „Funkforums“ von Alois Kommer und Adrian Ardelean statt. Der Präsident des Medienvereins, Alois Kommer, blickte kurz auf Anfangszeiten zurück: „Wir, im Wandel der Zeit – kaum hätten sich die Veranstalter ein Motto aussuchen können, das besser zu dieser Präsentation unseres Medienvereis heute passt. Fast 25 Jahre Funkforum in einer Zeit, in der alles schneller, dynamischer geworden ist. Unsere Medienplattform wurde zu einer Zeit ins Leben gerufen, als es noch eine Herausforderung war, Audiomaterialien hin- und herzuschicken. Noch vor der Social-Media-Revolution. Zu einer Zeit, in der Audio-Beiträge oft am Tonbandgerät und nicht am Computer geschnitten wurden.“ Der Medienverein hat sich modernisiert und www.funkforum.net wurde vorgestellt, als „Anlaufpunkt für diejenigen, die sich gerne über das Leben der deutschen Minderheit in Rumänien und Ungarn informieren möchten, die anspruchsvolle, gut recherchierte Informationen suchen und dafür auch etwas mehr Zeit einbringen können, die nicht einfach nur weiterwischen, weiterscrollen möchten.“
Der Vortrag mit dem schönen Titel „Der Dichtung nie ein Ende – Ehrung Nikolaus Lenaus zum 175. Todestag“, die Lesung des Literaturkreises „Stafette“ und die Ausstellung „Im Traum ein Loch im Zaun“ mit Fotos von Hans Rothgerber und einer Einführung von Astrid Ziegler waren die letzten Programmpunkte im AMG-Haus, bevor sich die Besucher für ein entspanntes Programm ins Banater Dorfmuseum begaben. Durch das reichhaltige Kulturprogramm führten Anca Micluța-Herbei und Adrian Ardelean, die auch am Samstag diese Rolle übernahmen. Mit einem Schwabenball und Unterstützung der Banater Musikanten endete der warme Sommerabend bei Tanz, Mici und Bier.
Der wichtigste Programmpunkt des Samstags war der Festakt im Opernhaus in Temeswar, moderiert von Henrike Brădiceanu-Persem und Benjamin Neurohr. Sie bedankten sich bei den vielen Förderern und Unterstützern, u. a. beim Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens, dem Banater Verein für Internationale Kooperation Banatia und der Landsmannschaft der Banater Schwaben.
Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des DFD Banat, begrüßte im Namen der Gastgeber die Anwesenden und wünschte allen schöne Tage in Temeswar: „Wir alle sollten in diesen Tagen aber auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Stolz unsere Trachten tragen und uns glücklich vor den vielen Kameras zeigen.“
Auf der Bühne folgte die deutsche Konsulin Regina Lochner, die über alte und neue Heimat sprach: „Je mehr Zeit vergeht, desto unterschiedlicher werden wir in unserer alten und neuen Heimat.“ Die Unterstützung durch die deutsche und rumänische Regierung ist für den Erhalt der Minderheit unerlässlich: „Nur so kann der kulturelle Spagat zwischen alter und neuer Heimat, Erinnerung, Seligkeit und Vertrauen in unsere gemeinsame Zukunft gelingen.“
Dr. Paul-Jürgen Porr begrüßte die Gäste im Namen des gesamten Vorstands des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien: „Meines Erachtens ist es mit der Heimat wie mit der Mutter – es gibt nur eine. Sie haben heute ein interessantes Motto gewählt. Die Zeiten wandeln sich tatsächlich. Wir machen schwierige Zeiten durch, charakterisiert durch Klimawandel, Krieg in Europa und starken Rechtsextremismus, den wir im letzten Augenblick in Rumänien verhindern konnten, wenigstens momentan. Die ganze Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein, beginnend mit ihren Führern.“ Jedoch schloss Porr in einer positiven Note: „Wir werden auch diese Zeiten überleben.“
Der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganţ sprach auch über die Gefahr bei den gerade vergangenen Wahlen in Rumänien, „dass von heute auf morgen sich in diesem Land alles zum Schlechteren ändert. Zum Glück konnten wir das in letzter Sekunde abwehren“. Wie das weiter geht, hängt jetzt besonders vom neuen Präsidenten ab, denn die Situation ist nicht rosa, verschuldet „durch die verantwortungslosen Parteien, die uns in diese prekäre Lage hineinmanövriert haben, zusammen mit dem ehemaligen Staatspräsidenten“. Genau diese Parteien sind jetzt gerufen, mit den anderen Parteien zusammen zu arbeiten, um „endlich Verantwortung zu übernehmen und das, was sie kaputt gemacht haben, in kürzester Zeit anfangen zu korrigieren“. Die größte Gefahr ist der Populismus, von rechts und von links: „Es ist besorgniserregend, dass immer wieder die Minderheiten im Fokus stehen, ansonsten ist alles geregelt.“ Dabei unterstrich der Abgeordnete eine Idee, die er auch im Plenum des Parlamentes erläutert hat: „Wir sind uneingeschränkt loyal Rumänien gegenüber, erwarten aber von den anderen politischen Kräften und von Rumänien insgesamt, dass unsere Rechte und auch die internationalen Verträge eingehalten werden.“
Der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz erklärte, dass er sich über den Namen des Events besonders freut, da er sich als Badner auch als Banater Deutscher angesprochen fühlt.
Deian Popov, der Vizepräfekt, begrüßte die Gäste im Anschluss: „Gefeiert werden nicht nur Tradition und kulturelle Werte, sondern auch der bedeutende Beitrag, den die deutsche Gemeinschaft in der Entwicklung des Kreises hatte.“
Der Bundesvorsitzende der Banater Schwaben in Deutschland Peter-Dietmar Leber überbrachte ebenfalls die Grüße der Banater, „die heute nicht mehr im Banat leben“, aber immer wieder hierherkommen, „weil sie hier geboren wurden, ihre Identität geformt und zum ersten Mal – zumindest die Älteren – Gemeinschaft erfahren haben“.
Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, erklärte: „Unsere beiden Landsmannschaften betrachte ich als Geschwisterverbände, denn wir haben nicht nur einen gemeinsamen Ursprung, sondern auch die gemeinsame Geschichte hier in Rumänien hat uns geprägt.“
Jürgen Harich, der Vorsitzende des Weltdachverbandes der Donauschwaben, erklärte: „Viele haben nicht nur ihre Heimat verloren, sondern auch weltweit eine neue Heimat gefunden. Ein besonderer Dank geht an die Heimatverbliebenen, die das Feuer nie ausgehen lassen.“
Die Kulturreferentin des Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm, Swantje Volkmann, überbrachte das Grußwort des Ulmer Oberbürgermeisters Martin Ansbacher.
Dr. Peer Gebauer, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, konnte nicht dabei sein, schickte allerdings eine Videobotschaft.
Im Anschluss fand die Verleihung des Stefan-Jäger-Preises statt, der an Mario Mateaș aus Lovrin ging. In ihrer Laudatio sprach Dietlinde Huhn, die Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Großsanktnikolaus, über die Leistungen des jungen Mannes für die Pflege der deutschen Kultur und des deutschen Brauchtums.
Musikalische Intermezzi mit Ilinca Andronachi und Gheorghe Dima zu Klavierbegleitung von Prof. Simona Mustețiu lockerten das Programm auf. „Die lustigen Lenauschüler“ mit ihrer Lehrerin Daniela Malanciuc beendeten den Festakt und sorgten für ein entspanntes Ende.
Am Nachmittag waren die Gäste wieder ins AMG-Haus eingeladen zur Eröffnung der Ausstellung „110 Jahre Luftfahrtgeschichte im Banat“ und dem Vortrag und der Buchpräsentation „Luftschiffe über dem Balkan, 1915-1918“ von Dr. Jörg Biber.
Im Banater Dorfmuseum in Temeswar endete der Abend mit Aufführungen der Tanzgruppen und Kapellen und einem Schwabenball mit der Rekascher Blaskapelle und der Blaskapelle aus Nadlak.
Der Sonntag begann mit einem kleinen Trachtenumzug vom AMG-Haus zum Festgottesdienst im Hohen Dom, den S.E. Josef Csaba Pál, Bischof, und S.E. Dr. h.c. Martin Roos, emeritierter Bischof von Temeswar, zelebrierten. Im Anschluss erhielt Regina Lochner, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland, die Gerhardmedaille des Bistums Temeswar.
Rund 240 Trachtenpaare und mehrere Musikkapellen begeisterten die Temeswarer und Touristen, als sie durch die Innenstadt zogen. Ein berührender Moment war die Kranzniederlegung am Denkmal Kreuzigung, bevor die Paare Musik- und Tanzdarbietungen auf dem Opernplatz boten.
Am Sonntag ging es weiter mit einem Kulturprogramm: Im Hohen Dom konzertierten Tobias Schmid (Orgel, München) und Vlad Colar (Flöte, Temeswar), im Deutschen Staatstheater Temeswar fand die Aufführung „Menschen. Zu verkaufen“ von Carmen Lidia Vidu statt. Die Aufführung beendete die diesjährigen Heimattage der Deutschen im Banat, danach zogen sich Organisatoren und Gäste zu kleinen privaten Feiern zurück, da man sich zum Teil erst bei den nächsten Heimattagen 2026 wiedersehen wird – turnusgemäß dann wieder in Deutschland, in Ulm, der Patenstadt der Banater Schwaben in Baden-Württemberg.
Ruxandra Stănescu
Artikel in der Hermannstädter Zeitung lesenSchlagwörter: Temeswar, Banater Schwaben, Heimattage
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