14. März 2006

Hermannstadts Bürgermeister Klaus Johannis wirbt in Berlin

Die Internationale Tourismusbörse ITB gilt als weltgrößte Tourismusmesse. Ein Forum, das Hermannstadts Bürgermeister Klaus Johannis nutzte, um seine Stadt als "Europas Kulturhauptstadt im Jahr 2007" vorzustellen. Die 1150 von deutschen Siedlern gegründete Stadt möchte sich ein Jahr lang als lebendige und junge europäische Metropole präsentieren. Einen generellen Aufwind verzeichnet der rumänische Fremdenverkehr jetzt schon, stellten deren Vertreter auf einer Pressekonferenz in Berlin fest.
Hermannstadt (Sibiu) werde mit einem bunten Kultur-Programm aus Musik, Theater, Literatur und Kunst zeigen, wie ein harmonisches Miteinander unterschiedlicher ethnische Gruppen möglich sei, erklärte Klaus Johannis, der auch Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien ist. Eine geführte Tour durch die wichtigsten orthodoxen, evangelischen, römisch-katholischen und Roma-Kirchen werde eine "Stadt mit vielen Kulturen, Sprachen und Religionen" vorstellen. Den Problemen der Roma soll ein Filmfestival gewidmet werden. Unter den Konzerten wird eine Auffassung des von dem Komponisten Hans Peter türk vollendeten Oratoriums des siebenbürgischen Musikschöpfers Rudolf Lassel (1861-1918) mit dem Bach-Chor Hermannstadt und der Meissner Kantorei Dresden herausragen.

Klaus Johannis wies vor deutschen und rumänischen Journalisten auf der vom Präsidenten der Rumänischen Zentrale für Tourismus, Staatssekretär Ovidiu Iuliu Marian, veranstalteten Pressekonferenz darauf hin, dass seine Heimatstadt heute "eine der schönsten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Rumäniens und Europas" sei. Natürlich war den nicht-rumänischen Journalisten völlig unbekannt, dass der Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann in Hermannstadt als Leibarzt Samuel von Brukenthals gewirkt hat.

Seine Sammlung wird im Apothekenmuseum gezeigt. Johannis vergaß auch nicht darauf hinzuweisen, dass die Gemäldegalerie im Brukenthalmuseum und das Astra-Freilichtmuseum europäischen Rang haben .Auch die vielfältigen touristischen Möglichkeiten der Stadt wurden gebührend herausgetrichen.

2005 kamen fast 20 Prozent mehr Touristen

Nach dem Einbruch 2004 geht es mit dem Tourismus in Rumänien wieder aufwärts. Staatssekretär Marian konnte auf einen Zuwachs der Einreisen deutscher Staatsbürger um 19,4 Prozent auf 354 000 verweisen. Ioana Nan, Leiterin des Touristenamtes in Berlin, berichtete, dass ihre Dienststelle wie die in München verstärkt Anfragen von potentiellen Reisenden, die noch nie in Rumänien waren, hätten. Sie führt das auf den verstärkten Auftritt ihres Landes in den Medien anlässlich des bevorstehenden Beitritts zur Europäischen Union zurück. Deutschland ist nach wie vor der wichtigste touristische Quellmarkt für ihr Land. Zwar kommen aus Bulgarien und Ungarn des Einkaufens oder des Familienbesuchs halber zahlenmäßig mehr Menschen. Aus Italien wurden 17 Prozent, aus Frankreich 18 Prozent, aus den Niederlanden 35 Prozent mehr Einreisen gezählt. Der touristische Umsatz betrug 2005 688 Millionen Euro. Da die Rumänen als Touristen nur 543 Millionen Euro ausgaben, wurde erstmals seit 16 Jahren ein Überschuss von 145 Millionen Euro erzielt.

Für 2006 ist Staatssekretär Marian optimistisch. Nach Neckermann, TUI und IST hat erstmals FTI Ziele an der Schwarzmeerküste im Programm. Ab Ende März verkehrt außer der staatlichen Fluglinie Tarom und der privaten Gesellschaft Carpatair der erste Billigflieger Blue Air zwischen Frankfurt-Hahn und Bukarest. Schon jetzt fliegt das Unternehmen zwischen dem niederländischen Maastricht und Bukarest. Marian schätzt, dass weitere Unternehmen folgen werden. Entsprechende Gespräche würden geführt.

Dreiviertel aller Reisenden kommen mit dem Auto. Deshalb wird das Land bis 2008 6,6 Milliarden Euro in den Straßenbau investieren. Im Vordergrund stehen die Autobahnen von Kronstadt (Brașov) nach Großwardein (Oradea) und von Bukarest nach Konstanza. Noch in diesem Jahr beginnt der Bau der Autobahn von Bukarest nach Kronstadt. Marian verwies auch darauf, dass mit dem EU-Beitritt sich die Abfertigungszeiten an den Grenzen nach Ungarn verkürzen würden.

In den Ausbau der touristischen Infrastruktur seien im Vorjahr 400 Millionen Euro geflossen. Die Zahl der Hotels wuchs um elf Prozent auf 3 900. Die Zahl der Häuser mit drei bis fünf Sternen wuchs um ein Drittel. Für die kommenden drei Jahre stehen zur Förderung von Investitionen im Tourismus 330 Millionen Euro zur Verfügung. Das meiste Geld soll im Gebirge für neue Skigebiete, die Ausschilderung von Wanderwegen und den Bau von Schutzhütten und die Ausrüstung der Bergwacht ausgegeben werden. Für die Infrastruktur in Kurorten sind 90 Millionen Euro, für Donaudelta und Schwarzmeerküste 30 Millionen vorgesehen. Für die Innenstadtsanierung in Hermannstadt (Sibiu) stehen sechs, für den Flughafen 22 Millionen Euro zur Verfügung. Weitere 15 Millionen sollen unter anderem in Hermannstadt und Umgebung unter anderem für die Verbesserung des touristischen Informationssystems ausgegeben werden. Bis 2007 sollen dort vier neue große Hotels öffnen.

Einen weiteren touristischen Impuls erwartet Marian von der Ernennung des Donaudeltas zur "Europäischen Landschaft des Jahres 2007/08". Diesen Titel vergibt die Naturfreunde Internationale zur Förderung eines umweltverträglichen Tourismus. Schon in diesem Sommer soll das neue Musik-Festival "Bucovina Sacrâ" vom 18. bis 20. August vor der Kulisse der Moldauklöster stattfinden.

Horst Schinzel

Schlagwörter: deutsch-rumänische Beziehungen, Hermannstadt, Tourismus

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