31. Oktober 2007

Karl Scheerer - eine Meisterleistung für die Bergschule

Der Historiker Dr. Karl Scheerer, Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „Asociația Restau­ro Niermann“, hat den Anstoß zur kürzlich vollendeten, erfolgreichen Generalsanierung des Jo­seph-Haltrich-Lyzeums, der „Bergschule“, in Schäßburg gegeben. Scheerer, der vor seiner Aus­reise nach Deutschland selbst ein Jahr lang Bergschüler gewesen ist, hatte das Gebäude bei einem Siebenbürgen-Besuch mit seiner Gattin besichtigt.
Über dessen damaligen Zustand entsetzt, beschlossen sie einzugreifen. Gute Kon­takte zu Dr. Uwe Stiemke, einem hohen Bonner Regierungsbeamten und Vorsitzenden der Her­mann-Niermann-Stiftung, Düsseldorf, brachten den Stein ins Rollen: Stiemke erklärte sich be­reit, die für die Sanierung benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Mit dem Betrag von 500 000 DM erhöhte die Hermann-Niermann-Stiftung die vom Lions Club bereits gespendeten 10 000 DM sowie die 2 000 DM, die von Scheerers früherem Dienst­herrn und dem Bürgermeister von Bad Königs­hofen anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand gespendet worden waren. Als sich nach und nach der tatsächliche Umfang des Gesamtprojektes abzeichnete, wurden die Mit­tel laufend großzügig aufgestockt und beliefen sich zuletzt auf rund zwei Millionen Euro. Dr. Scheerer, pensionierter Schulmann, reiste zu­sam­men mit seiner Gattin Annemarie nach Schäß­burg, um dort als Vertrauensperson und Projekt­verantwortlicher die Sanierung zu betreuen. Gemeinsam mit seiner Frau vollendeten sie eine Meisterleistung: Alle zur Bergschule gehörenden Gebäude sind nicht nur von Grund auf renoviert, sondern auch funktionell und zeit­gemäß ausgestattet worden.
Bischof D. Dr. Christoph Klein (links) dankt Dr. ...
Bischof D. Dr. Christoph Klein (links) dankt Dr. Karl Scheerer für seinen langjährigen Ein­satz bei der Renovierung der Bergschule in Schäßburg. Foto: Raimar Hubatsch
Die neue Ausstattung der Bergschule entspricht westlichem Standard. 810 Schüler in 36 Klassen können von nun an das „Flair dieser Bildungsanstalt genießen“, erklärte Scheerer, der auch stellvertretender Vorsitzender des Zen­trumforums Schäßburg ist und sich in der Leh­rerfortbildung engagiert, in einem Gespräch mit der Wochenschrift Jurnalul Sighișoara. Auch das modern ausgestattete Internat mit 79 Betten in zwei Gebäuden und allen notwendigen Ein­rich­tungen wird auswärtigen Schülern Lebens­be­dingungen für eine gleichwertige Bil­dung bieten.

Bis zur Vollendung der Sanierungsarbeiten ergaben sich jedoch laufend neue Probleme. Mit dem Fortschreiten des Projektes tauchten un­terschiedliche technische, finanzielle und eigentumsrechtliche Fragen auf. Zu allem Überfluss schlug die Unterstützung durch die späteren Nutznießer zeitweilig ins Gegenteil um und steigerte sich bis hin zu persönlichen Verleum­dun­gen. Die Hermann-Niermann-Stiftung war kurz davor, das weitere Engagement in Schäß­burg einzustellen, das Ehepaar Scheerer stand kurz vor der Abreise. Der letztendliche Erfolg des Groß­projektes ist dem ungebrochenen Durch­haltevermögen des Ehepaares, der Unterstüt­zung wohlwollender Persönlichkeiten und dem energischen Eingreifen von Behörden, u.a. der Stadt Schäßburg, zu verdanken.

„Die Übergabe der renovierten und neu ausgestatteten Bergschule konnte bereits im Herbst 2002 stattfinden“, so Scheerer in seinem Bei­trag zur Festschrift „400 Jahre Schule auf dem Berg“. „Während der Baumaßnahme an der Berg­schule musste ich feststellen, dass die übrigen Gebäude das Joseph-Haltrich-Lyzeums in ei­nem noch beklagenswerteren Zustand waren, als die Bergschule selbst. (…) Dass die Instand­set­zungsarbeiten buchstäblich im letzten Au­gen­blick begannen, zeigte die Tatsache, dass in der Grundschule noch vor Beginn der Arbeiten eine Decke einstürzte und nur wie durch ein Wun­der kein Kind zu Schaden kam. (…) Es wur­de immer deutlicher, dass die Gebäude jahrzehn­telang nicht instand gehalten worden wa­ren und dadurch mittlerweile für Schüler und Lehrer zum Sicherheits- und Gesundheitsrisiko geworden waren. Früher oder später hätten die Schulen wegen Bau­fälligkeit geschlossen werden müssen.“

„2003 wurde der Bibliothekstrakt einschließlich eines zusätzlichen Klassenraums, die Grund­schule und das Nebengebäude (im Inter­natshof) fertig gestellt und neu ausgestattet“, so Scheerer weiter. „2004 konnte das Gymnasium einschließlich eines Neubaus und neuer sanitärer Anlagen (in der Schanzgasse) der Bestim­mung übergeben werden. Die Instandsetzung und Ausstattung der Brand­ruine („Adlerhorst“ des Internates) war im Frühjahr 2006 abgeschlossen und konnte nach nahezu 15 Jahren wieder der Schule zur Nutzung übergeben werden. Jetzt galt es nur noch, das Hauptgebäude des Internats (Alberthaus) einer General­sanie­rung zu unterziehen (…) Dankens­werterweise erklärte sich die Stadt bereit, die Kosten für die Dachsanierung und die Instandsetzung der Fas­sade bereitzustellen“.

Dr. Karl Scheerer, dessen Verdienste um die Bergschule während der Einweihungsfeier am 6. Oktober 2007 in der Bergkirche von zahlreichen Ehrengästen gewürdigt wurden (diese Zeitung berichtete), dankte in seinem persönlichen Schlusswort Dr. Uwe Stiemke und der Hermann-Niermann-Stiftung für die ungewöhnlich große finanzielle Hilfe: „Sie haben damit dieser ehrwürdigen Bildungsstätte und der Stadt Schäßburg, aber insbesondere den Schülerinnen und Schülern, die eines Tages die Geschicke dieses Landes mitbestimmen werden, einen großen Dienst erwiesen.“

In Rumänien engagiert sich die Hermann-Nier­mann-Stiftung seit 1993. In den letzten sechs Jahren erreichten die finanziellen Zuwen­dungen die Höhe von einer halben Million Euro pro Jahr. Daraus wurden beispielsweise Reno­vierungsarbeiten am ehemaligen Evangelischen Lehrerseminar in Hermannstadt ausgeführt sowie Sicherungsarbeiten an den Kirchenbur­gen in Trappold und Petersberg. Arbeiten an der Kirchenburg in Wurmloch, die neben der Altstadt von Schäßburg auf der UNESCO Weltkulturerbeliste steht, sind in Planung.

Hermann Theil

Schlagwörter: Schulgeschichte, Schäßburg, Hilfsprojekt

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