25. September 2008

So schüchterte der kommunistische Staat die Deutschen ein

50 Jahre nach dem politischen Schauprozess „Schwarze Kirche“ organisierten das Evangelische Freundeskreis Sieben­bürgen (EFS) und die Evangelische Akademie Siebenbürgen (EAS) im „Hans Bernd von Haef­ten”-Haus der EAS in Neppendorf bei Hermannstadt vom 11. bis 13. September 2008 ein Gedenksymposium mit dem Titel „Die Zukunft war offen ...“.
20 Personen waren am 20. November 1958 durch das Klau­sen­burger Militärgericht wegen „Vaterlandsver­rats“ zu einigen Jahren Haft bis lebenslänglich verurteilt worden. Der kommunistische Staat bezweckte mit dem Schauprozess eine nachhaltige Einschüchterung der deutschen Minderheit.

Am ersten Tag der Veranstaltung kamen die Zeitzeugen zu Wort. Dr. Maria Luise Roth-Höpp­ner sprach über ihre Erfahrungen während des Prozesses, der Haftzeit und nach der Entlas­sung. Auch Briefe weiterer Zeitzeugen, Theodor Moldovan Sponer und Dr. Gerhard Groß, wurden vorgelesen. Gezeigt wurde ein Film von Christel Ungar-Țopescu, den das Rumänische Fernsehen 1997 ausgestrahlt hatte anlässlich der damaligen Tagung der EAS in Kronstadt zum Thema „Kann aus Leid Segen werden?“. In Interviews berichteten mehrere der Verhafteten des „Schwarze-Kirche-Prozes­ses“.

Im Rahmen der Tagung wurde das „Marty­rologium“ vorgestellt, das die christlichen Blut­zeu­gen aus dem kommunistischen Rumänien würdigt. Dr. Hermann Pitters, emeritierter Kir­chengeschichtler, zeigte als Mitherausgeber die Entstehungs­ge­schichte dieses ökumenischen Ban­des auf, der einer Ergänzung harrt.

Corneliu Pintilescu aus Klausenburg über die politische Unter­drückung in Rumänien zwischen 1957 und 1962. In einem mit Spannung erwarteten Beitrag zum Thema „Der Haftbefehl nahm das Urteil vorweg” bot Prof. Dr. Andreas Möckel (Würz­burg), Sohn des damaligen Haupt­angeklagten Dr. Konrad Möckel, Stadtpfarrer von Kronstadt, einen präzisen Einblick in die damalige Situation. Sein Vortrag basierte auf Prozessunterlagen und Verhörprotokollen.

In der anschließenden Diskussion wurde festgestellt, wie wichtig die Rück­besinnung, Dokumentation und Sensibilisierung für das heutige Unrecht sind. Die Tagung wurde mit einer Mitgliederver­sammlung des „Evangelischen Freun­deskreises Siebenbürgen“ unter der Leitung des Vor­stands­vorsitzenden Pfarrer Dr. Raimar Kremer been­det.

Ruxandra Stănescu

Schlagwörter: Kommunismus, Vergangenheitsbewältigung

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