Kommentare zum Artikel

8. Dezember 2010

Rumänien und Siebenbürgen

Wer war eigentlich IM „Moga“? – Stellungnahme von Claus Stephani

Zu dem Bericht von Peter Motzan "Ein Bericht des IM 'Moga' und seine Folgen", der mir vorab von der Redaktion zugeschickt wurde, mit der Bitte, dazu in vorgegebener Kürze eine Stellungnahme zu schreiben, will ich mich nun äußern. Es geht auch hier um die Berichte des IM „Moga“ alias Claus Stephani. Wie ich vor knapp 50 Jahren zu diesem Decknamen kam und wann er nicht mehr meiner war, habe ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 20. November 2010, Seite 35, dargestellt, und dazu stehe ich. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 9 mal kommentiert.

  • Carl Gibson

    1Carl Gibson schrieb am 08.12.2010, 15:40 Uhr:

    "Wer ist Wer" in der Securitate- IM- Szene? Die Frage, welche Person hinter bestimmten Decknamen steckt, lässt sich am einfachsten über eine direkte Anfrage bei der CNSAS stellen.
    Es kann sein, dass die "Siebenbürgische Zeitung" im Interesse der Öffentlichkeit solche Anfragen bei der CNSAS in Bukarest stellen kann. Auf einen Versuch käme es an.
    Auf jeden Fall können "professionelle Aufklärer" diese Anfrage stellen, Forscher, die bei der CNSAS "akkreditiert" sind, zum Beispiel Dr. Motzan oder Dr. Sienerth vom IKGS, die sich hauptberuflich mit diesen Recherchen beschäftigen und neben "Literatur" auch mit "Geschichte" sowie der Aufarbeitung von Kommunismus und Diktatur in Rumänien konfrontiert sind.
    Das Verwirrspiel "Who is Who" bei der Securitate sollte endlich ein Ende nehmen, da es eben nicht zulässig ist, wenn sich IMs aus der Affäre ziehen wollen, nur weil der Materie eine "Janusköpfigkeit" innewohnt, die die Identitäten von Opfer und Täter schnell verwischen kann, gerade wenn keine Gewissheit da ist.
    So einfach können Zuträger, Denunzianten und inoffizielle Mitarbeiter des Geheimdienstes "Securitate" sich nicht aus der Affäre ziehen: Denn die "Spitzelberichte" ( in der Regel eigenhändig verfasst) sind eindeutig - zudem können Schriftproben grafologisch untersucht werden. ( Meine Original-Dokumente stehen im Internet - eine Vergleich mit belastbarem Material wäre jederzeit möglich.) Betroffene, die vom IM „Moga“ belastet wurden, können doch sicherlich das "corpus delicti" vorlegen, veröffentlichen!? Die IMS „Voicu“ , „Gruia“, „Walter“ „Matei“ etc. haben sich "geoutet" bzw. sie wurden unter dem Druck der Beweislast quasi überführt ( zumindest in den Augen der mehr oder weniger informierten Öffentlichkeit. Bei anderen „Sorin“, Mayer“ etc. ist noch vieles sehr strittig, auch deshalb, weil die Akte „Cristina“ selbst hochgradig janusköpfig ist und Herta Müller diese Ambivalenz in ihrem ZEIT-Artikel „Die Securitate ist noch im Dienst“ vom 28. Juli 2009 in die Welt gesetzt hat. Damit wurde ein gefährliches Paradigma geschaffen, ein Muster, das von Mogas und anderen IMs schamlos ausgenutzt werden kann.
    Maschinenschrift-Berichte der Securitate-Offiziere hingegen sind mit Vorsicht auszuwerten, da sie in der Regel das weiter geben, was der Securitate und dem kommunistischen System genehm war - eben "die Sicht der Securitate".
    Die rumänische Gauck-Behörde CNSAS kann sicher auch von Fall zu Fall Auskunft geben, ob es bei bestimmten Personen eine "Opfer-Akte" gibt - oder ob auch eine Täter-Akte existiert. Danach erst stellt sich die Frage der Authentizität bzw. der Instrumentalisierungs- und Diversionsabsicht der alten Securitate oder neuer Kräfte mit ähnlichen Intentionen.
    Carl Gibson
  • bankban

    2bankban schrieb am 08.12.2010, 17:20 Uhr:
    Aussage gegen Aussage. Herr Stephani behauptet ja in seinem FAZ-Artikel, dass seine Tätigkeit für die Securitate in etwa 1965 vorbei gewesen sei, weil man ihn für unwillig und unaufrichtig betrachtete.

    Doch gibt es nun in einer anderen Akte einen Bericht aus dem Jahr 1974, welcher Bericht einem "Moga" zugeschrieben wird. "Moga" war der Deckname von Herrn Stephani in den 1960er Jahren. Dieser Bericht von 1974 nun ist nicht unterschrieben und maschinenschriftlich erstellt. Herr Stephani behauptet, er hätte damit nichts zu tun.

    Wie lässt sich nun dieser Sachverhalt bewerten. Meiner Meinung nach kommen ungefähr folgende Möglichkeiten in Betracht:

    a) Der Name "Moga" wurde nach 1965 noch einmal vergeben - an eine andere Person als Herr Stephani.
    b) Vielleicht hat Herr Stephani einmal im Jahr 1974 in einem mündlichen Gespräch mit jemandem völlig naiv die obigen Einschätzungen abgegeben, ohne zu wissen, dass diese Person X damit zur Securitate rennt und alles weitererzählt. Da man dort wusste, unter welchem Namen Herr Stephani zu führen ist, hat man den Bericht unter seinem Decknamen abgeheftet. Da Herr Stephani mit dem Bericht ja nichts zu tun hatte, konnte er ihn auch nicht unterschreiben.
    c) Angesichts der Tatsache, dass seine Mitarbeit in den 60er Jahren belegt ist (und auch er sie nicht bestreitet), muss Herr Stephani auch das akzeptieren, wenn jemand es ihm nicht glauben will, dass seine Tätigkeit 1965 aufhörte. Mag der erwähnte Bericht auch ohne Unterschrift dastehen - der Anfangsverdacht seiner Verbindung mit Herrn Stephani muss solange bestehen, bis ein weiterer Berichts eines weiteren "Moga" auftaucht, der zweifellos nicht (!) von Herrn Stephani stammen kann. Das und nur das wäre eine völlige Entlastung von Herrn Stephani.
    d) Eine weitere Möglichkeit könnte sein, dass der Bericht von 1974 von einem Securitateoffizier (warum auch immer) völlig aus der Luft gegriffen und erfunden wurde - sei es um eigene "Erfolge" und "Eifer" vorzutäuschen, sei es ... warum auch immer.
    Und es ließen sich sicherlich noch weitere Deutungen anfügen. Daher ist es notwendig, dass sich ausgebildete Historiker, deren hauptberufliche Spezialisierung die Geschichte der Securitate ist, sich mit dem Thema befassen. Nicht frei dozierende Glücksritter aus Badeorten, die ihre Ressentiments und narzisstischen Kränkungen abarbeiten wollen. Nicht Germanisten, die das Rüstzeug der historischen Quellenkritik nicht in jahrelanger Arbeit erworben haben. Nicht Angehörige der Erlebnisgeneration, welchen das Thema per definitionem zu nahe geht. Sondern Historiker mit Fachstudium, mit zeitlichem und sonstigen Abstand zum Thema.
  • cyberes

    3cyberes schrieb am 08.12.2010, 23:08 Uhr:
    Was sind "professionelle Aufklärer"? Ist das ein neuer akademischer Grad? Welchen Studiengang schließt man damit ab und wozu befähigt der? Wo erwirbt man den? Wie ist das eigentlich mit der Bezeichnung als "Forscher"? Jeder kann sich ja, wie wir wissen, als Philosophen oder Wissenschaftler ausgeben, weil die Bezeichnungen nicht geschützt sind. Wie wird ein Akkreditierter genannt, der nicht forscht sondern schnüffelt? Weil er beispielsweise ein Buch über Verschwörungstheorien schreiben will? Sind "akkreditierte Forscher" und "professionelle Aufklärer" Synonyme?

    Puuuh! Ich glaub ich brauch einen Historiker! ;0)
  • Carl Gibson

    4Carl Gibson schrieb am 09.12.2010, 11:42 Uhr:
    In dieser sehr ernsten Diskussion, wo es um die mögliche Vernichtung von Existenzen geht, können "Anonyme" nicht mitreden, schon gar nicht "polemisch". Nur wer seine und andere "Securitate- Akten" kennt, kann faktisch etwas beisteuern. Fragen wir uns doch einmal: Wem nützt das Ganze? Wer trat die Lawine los? Wer wollte es, dass die Fälle "Voicu", "Gruia", "Matei", "Mayer", "Sorin", "Moga", "Stein" etc. bekannt wurden? Cui bono?
    Ist das alles nicht irgendwo ein Sturm im Wasserglas, ein riesiges Ablenkungsmanöver unbekannter Kräfte, wenn wir bedenken, dass wir hier in der BRD mit dem Vollzug der Wiedervereinigung Zehntausende IMs der Staatssicherheit der DDR übernommen haben, um deren Wirken oder Weiterwirken sich kaum einer kümmert? Messen wir da nicht mit zweierlei Maß? Wem nützt es, dass wir uns auf einige konzentrieren und alle anderen ignorieren? Wer will vom Gesamtphänomen ablenken?
  • Bäffelkeah

    5 • Bäffelkeah schrieb am 09.12.2010, 12:05 Uhr (um 12:07 Uhr geändert):
    Mit Ihnen ist es schier zum Verzweifeln, Herr Gibson!
    Waren nicht Sie es, der im vergangenen Jahr kampagnen- und gebetsmühlenartig anstehende Enthüllungen herbeipredigen wollte? Haben Sie nicht ständig von Aufklärung, zu der Sie keinen (wissenschaftlichen) Beitrag geleistet haben, von notwendiger Identifizierung von Spitzelnamen schwadroniert? "Es besteht noch Hoffnung - die 'Wahrheit' kommt oft spät ans Licht, aber sie kommt, ... Die Sonne bringt manches an den Tag". (O-Ton Carl Gibson) - Und jetzt werfen Sie allen Ernstes die Frage nach dem Nutzen auf, nach dem Motto: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern"? Standpunktlosigkeit hat einen Namen - den Ihren, Herr Gibson!
  • bankban

    6bankban schrieb am 09.12.2010, 12:42 Uhr (um 12:46 Uhr geändert):
    "In dieser sehr ernsten Diskussion, wo es um die mögliche Vernichtung von Existenzen geht, können "Anonyme" nicht mitreden, schon gar nicht "polemisch"."

    Es geht um Argumente, Herr Gibson, nicht um Identitäten. Haben Sie das immer noch nicht begriffen? Müssen gerade Sie, der wegen anonymer Mehrfachidentität bei Freitag.de gesperrt wurden, hier über Anonyme herziehen ?

    (http://piratepad.net/ep/pad/view/ptbQukT6K3/latest)

    "am Donnerstag (15.04.) konnte man ein Lehrbeispiel für Kommunikationstechniken verfolgen.

    Blogger C. Gibson hatte sich mit seinem zweitaccount enttarnt. Er unterschrieb bei Bloggerin Weltzeituhr mit Carl Gibson. Unmittelbar darauf fiel das einem anderem Blogger auf und er verwies auf diesen Fehler. Gibson ging darauf nicht ein und eröffnete einen neuen Thread, in dem er den anderen Blogger, mit Vorwürfen zu seiner Anonymität angriff. Gibson wollte damit schnell von seiner wunden Stelle ablenken, den anderen Blogger in eine Verteidigungshaltung zwingen und Zeit für mögliche Vertuschungen gewinnen. Kurze Zeit später meldete sich Jörn Kabisch und bat um Aufklärung. Die weiteren Aufklärungskommentare waren Gibson mehr als peinlich, so dass er sich entschloss, um die Fortführung der Diskussion zum Thema zu bitten. In der Zwischenzeit war M. Göller alarmiert. Das wichtigste war jetzt, die Aufmerksamkeit vom Enthüllungsthread weg zu bekommen. Also setzte er seinen Kommentar ganz unten an und mit der unmissverständlichen Forderung, der Blogger, der den Fehler entdeckte, solle Antwort auf etwas geben, das mit dem Blogeintrag von Gibson überhaupt nichts zu tun hatte.
    Methode: Ablenken -> auf eine andere Ebenen bringen; Angreifen -> in Verteidigungshaltung bringen; vollmüllen -> zur Aufgabe bewegen.

    So war es.

    Wer es von der Technik nachvollziehen möchte, kann gern in die viel kommentierten Blogbeiträge schauen.
    Interessant sind dann auch die Ping-Pongs zwischen wenigen Personen und das assistierende Wechselspiel."
  • cyberes

    7cyberes schrieb am 10.12.2010, 02:09 Uhr (um 02:20 Uhr geändert):
    Als ich schrieb "Wie wird ein Akkreditierter genannt, der nicht forscht sondern schnüffelt? Weil er beispielsweise ein Buch über Verschwörungstheorien schreiben will?", hatte ich, um ehrlich zu sein, mit dem Verschwörungsgedanken nicht mit einem so prompten 'Treffer' gerechnet, lieber Carl Gibson (C.Gibson: "Wem nützt es, dass wir uns auf einige konzentrieren und alle anderen ignorieren? Wer will vom Gesamtphänomen ablenken?)
    Ich nehme an, dass die Arbeit bei der CNSAS Ihnen Einblicke verschaffte in Implikationen ungeheuren Maßstabs, die weit über die niederen Machenschaften der Securitate hinausgingen - wenn ich dem Pfad Ihre feinen Andeutungen folge. In diesem Zusammenhang scheint mir die Frage nach dem Thema Ihrer Arbeit bei der CNSAS nur folgerichtig. Genauso folgerichtig, wie die Fragen, die Sie stellten, wieder an Sie zurückzureichen.
    Wem nützt es also, sich beispielsweise auf eine unbescholtene Nobelpreisträgerin zu konzentrieren und andere zu ignorieren? Wem nützt es, persönliche Animositäten, um es ganz vorsichtig auszudrücken, auszuleben? Und wie lenkt insbesondere wer vom Gesamtphänomen ab?

  • Bäffelkeah

    8 • Bäffelkeah schrieb am 10.12.2010, 10:57 Uhr (um 11:27 Uhr geändert):
    Beitrag um 11:31 Uhr von Moderation geändert.
    Berechtigte Fragen, die cyberes hier an die Adresse von Carl Gibson richtet. Eine eingehende Antwort setzte die Fähigkeit zu selbstkritischem Reflektieren voraus und also schwindet bei mir die Hoffnung...
    Auf Herrn Gibsons Blogspot liest man zur Person: "Carl Gibson
    Freier Schriftsteller, Publizist (Blog), Sach- und Fachbuchautor, philosophische Praxis, Journalist, Dozent, Berater, Literatur- und Zeitkritiker".
    Anknüpfend an die Devise "Ich schreibe, also bin ich", pflegt er wohl oder übel die Steigerungsform: "Ich schreibe viel, also gelte ich mehr".
  • Joachim

    9Joachim schrieb am 10.12.2010, 12:35 Uhr:
    Ich warte schon seit Jahren auf Antworten von Carl Gibson......

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