29. August 2014

Heinrich Oczko: Medwesch

Aus dem Nachlass erstveröffentlicht in: Der Medwescher Tramiter. Det Saksesch Bliët der Medwescher Himetgeminschuft. Bäluech zem „Mediascher Infoblatt“, Nr 19, Juni 2014, S. 6, dort ins Mediascherische umgelautet.
Heinrich Oczko

Medwesch

En härzich Stådt wor Medwesch iest
und äs et sächer uch nooch hetj;
gåstfrändjlich, eangderhåltsem, froa
uch liëwenslåstich sen de Letj.

Em hess se iest de Fläosemåcher,
dä vill vu sech erziëhle keangden,
vol Stuulz åf den Tramiterturm;
‘si‘n hiuhen hut em sälde feangden.

Hiesch Medcher gåw et änjden hä,
dåt wird wohl nemmester bestredjen,
dåt wor und äs uch enzt bekånt
äm Såchselånd bä ålle Ledjen.

Uch mir hått ient et ugedon,
hiesch, blond, uständich uch beschieden.
Doch wä de Läw um heschte wor,
kåm eabårmhärzich båld det Schieden.

Åf wåt de Medwescher um miesten
stuulz kenne sen zea jeder Zetj,
dåt se’ griuß Männer, weltbekånt,
dä hä gewirkt hu senjerzetj.

Wåt hut doch Stephan Ludwig Roth
fiurt Såchsevuulk geliest, gelidden
und äs dro fiur senj Iwerzejung
åfriëcht bäs än den Diud geschridden!

Und Hermann Oberth hut bewisen,
dått åf de Moon em flejje kån.
Änirscht verspetelt, äosgelåcht,
äs hië nea ’n ugesähä Mån.

Carl Römer, Hermann Kirchner bruechten
det Lied „Äm Hontertstreoch“ zestånd;
dåt hut sich schiun de Welt eriuwert,
äs åf der gånzen Iërd bekånt.

Net ze vergiëße Schuster Dutz.
Die soot de Wohrhiet mät Humor
und träfft den Nueģel äng åft Hieft,
esi, dått jedem et wird klor.

Wåt jeang Letj villecht iwerhieren,
dåt wird eas Ålden irscht verständlich;
esi, wonn hie zem Bäspäll soot:
„Na jchea – der Mänsch wird ålt uch schändlich.“

Das Gedicht (Juni 1979) aus einem handschriftlichen Heft wurde von Doris Hutter eingeschickt, die auch die folgende Kurzbiografie ihres Vaters dankenswerterweise beigesteuert hat: Heinrich Oczko wurde 1908 in Roseln als Sohn des dortigen Notärs geboren, ging in Agnetheln, wo seine Großmutter wohnte, zur Schule, in Mediasch ins Gymnasium und studierte in Bukarest Germanistik und Romanistik. Als Gymnasiallehrer lebte er mit seiner Familie in Agnetheln und siedelte 1987 nach Deutschland aus, wo er in Herzogenaurach bis zu seinem Tode 1990 lebte.

In Agnetheln schrieb Heinrich Oczko zu verschiedenen Anlässen für „Kränzchen“, Nachbarschaft und Verwandtschaft eine beachtliche Anzahl von Gelegenheitsversen, darunter einiges auch in Mundart. 1969 bis 1983 war er Urzelsprecher und schrieb seine Reden ebenfalls in Versen, auch in Rumänisch, als es auf Deutsch noch nicht erlaubt war. In den 1970er Jahren begleitete er die Agnethler Blaskapelle als Moderator der Konzerte und ging überall, wo die sächsischen Ortschaften Spitznamen hatten, auf deren Entstehungsgeschichte oder sonst wie Verbindungen dazu ein. Für das Konzert der Blaskapelle 1979 in Mediasch entstand dieser Text Medwesch.

Hanni Markel und Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Gedicht, Mediasch, Agnetheln, Mundart

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