11. Januar 2012

Carl Wolff Gesellschaft feiert Jahresabschlussveranstaltung

Wenn siebenbürgische Unternehmer zusammenkommen, geht es um den Austausch von geschäftsrelevanten Themen. So war denn auch die Jahresabschlussveranstaltung der Carl Wolff Gesellschaft (CWG) in Grafenau bei Böblingen ein „Arbeitstreffen“ in festlicher Atmosphäre: In den Räumen der Firma „Alzner Automotive“ trafen sich am 9. Dezember die Mitglieder der CWG, dem siebenbürgischen Wirtschaftsclub in Deutschland, um das alte Jahr Revue passieren zu lassen. Zuvor war der Vorstand der CWG zur letzten Sitzung des Jahres zusammengekommen. Auf der Agenda ganz oben stand die Entwicklung einer Vision für den Wirtschaftsverein. Ebenfalls hohe Priorität hatte die Terminplanung für das Jahr 2012. Ziel der CWG ist es, verstärkt Kooperationen mit anderen Wirtschaftsclubs einzugehen. Darüber hinaus sprach man auch über Organisatorisches: Da die Zahl der CWG-Mitglieder kontinuierlich wächst, entwickelten die Vorstandsmitglieder einen ersten Entwurf zur neuen Aufgabenverteilung im Vorstand. Udo Schnell, stellvertretender Vorsitzender der CWG, fungierte bei der Veranstaltung des Wirtschaftsclubs als „Reporter“. Hier folgt sein Bericht.
Am Abend treffen wir im Gewerbegebiet „In der Röte“ ein und suchen die relativ neue Bertha-Benz-Straße. Als wir vor dem Firmengebäude stehen, sind wir von dem imposanten Bau beeindruckt: Es ist ein neues Gebäude mit ansprechender Architektur, das aus einer Werkhalle mit einer Fläche von ca. 5000 m2 und einem Bürotrakt besteht. Nach der freundlichen Begrüßung am Empfang werden wir in den Konferenzraum im zweiten Stock begleitet. Als wir den Konferenzraum betreten, sind wir absolut beeindruckt: Gleich am Eingang gibt es rechter Hand eine Bar, linker Hand strahlt ein Kaminofen wohlige Wärme aus. Es herrscht eine weihnachtlich anmutende Atmosphäre. Den Raum dominiert eine festlich gedeckte Tafel für die ca. 40 erwarteten Gäste, auf der Kerzen in mehrarmigen Leuchtern brennen. Auffallend sind die auf dem Tisch und den Sideboards platzierten, aus Blech gefertigten Weihnachtsbäume in unterschiedlichen Größen. Zwischen den nach und nach eintreffenden Gästen entspinnen sich rege Gespräche, alte Bekannte begrüßen sich freudig und neue Bekanntschaften werden schnell geschlossen. Die Gespräche drehen sich um geschäftliche Themen und werden – für Geschäftsanlässe in ungewohnter Weise – mehrheitlich in siebenbürgisch-sächsischer Mundart geführt. Ein Herr im Pensionsalter meint unvermittelt: „Da geht mir ja das Herz auf, wenn ich höre, dass hier alle sächsisch reden“.

Nach dem festlichen Abendessen folgt ein Novum bei den CWG-Treffen: Mitglieder des Wirtschaftsclubs halten kurze Fachvorträge. Zuerst steht das Thema EDV auf dem Programm und zwar in seiner modernsten Ausprägung, dem „Cloud-Computing“. Zusammen mit Jost Kaufmes, der – wie ich – selbstständiger EDV- und Telekommunikationsberater ist, bringe ich den Zuhörern dieses Thema in einem antithetischen, praxisorientierten Vortrag näher.
Geschäftsführer Hans Tekeser (2. v. l.) erläutert ...
Geschäftsführer Hans Tekeser (2. v. l.) erläutert die Produktionsdetails während der Betriebsbesichtigung bei „Alzner Automotive“ in Grafenau.
Im zweiten Vortrag stellt Wilhelm Beer ein Thema aus seinem beruflichen Alltag als Ingenieur in der Industrie vor: Es geht um vielfältige Fördermöglichkeiten aus den Töpfen der EU für Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung in der Industrie. Anschließend folgt für viele Gäste der Jahresabschlussveranstaltung das Highlight des Abends: die Besichtigung des Betriebs des Gastgebers. Hier arbeitet man in Schichten, so dass wir sogar spät abends zusehen können, wie eine 300-Tonnen-Stanze Teile für den Automobilbau aus meterhohen Blechrollen herstellt. Bei jedem Stanzvorgang erzittern der Boden und das gesamte Gebäude leicht. Von der Destination der hier hergestellten Blechteile, nämlich der Automobilindustrie, stammt auch „Automotive“ im Firmennamen. „Alzner“ hingegen steht für den Herkunftsort der Inhaberfamilie, nämlich Alzen im Harbachtal. So verbinden sich hochmoderne Technologien mit siebenbürgischer Tradition.

Wir können live erleben, wie eine neuartige Blech-Abkantmaschine und ein zugehöriger Handlings-Roboter sozusagen „Hand in Hand“ arbeiten. Und wir dürfen das Ergebnis von mordernsten Blechbearbeitungsmaschinen bestaunen, die mittels Hochleistungs-Lasern, mit einer elektrischen Leistung von bis zu sechs Kilowatt, Metallplatten von einer Dicke von bis zu 25 Millimetern formgerecht heraustrennen können. Es sind faszinierende Arbeitsabläufe, die detaillierte Fachkenntnisse und beste organisatorische Fähigkeiten erfordern. Etwa 120 Mitarbeiter hat die Firma Alzner Automotive und beliefert die Automobilindustrie, deren hohe Qualitätsanforderungen schon fast sprichwörtlich sind. Die Besucher lauschen den Erklärungen des Firmeninhabers, es entwickeln sich sogar kurze Gespräche mit den freundlichen Mitarbeitern in der Produktion, auch wenn die Arbeit für einen Moment ruhen muss. Wir erfahren, dass hier auch technische Innovationen, wie Dachträgersysteme für Tanks von Hybrid-Stadtbussen gebaut und weiterentwickelt werden. „Das ist Technik zum Anfassen“, höre ich einen Besucher sagen und: „Jetzt weiß ich, wo die dekorativen Blech-Weihnachtsbäume herkommen - aus der Laser-Schneide-Maschine.“ Nach einer Stunde und vielen Fragen, die Hans Tekeser und seine Frau Ute, die die kaufmännischen Fäden in der Hand hält, sowie die Tochter, die Betriebswirtschaft studiert, geduldig beantworten, gehen wir wieder gemeinsam in den Konferenzraum, wo die Gespräche sich noch eine ganze Weile um das gerade Gesehene drehen, wo aber auch die Geselligkeit bei einigen Gläsern hervorragendem Wein nicht zu kurz kommt. Zum Abschied übergibt Firmenchefin Ute Tekeser jedem Gast einen Lasermaschinen-Blechweihnachtsbaum. Und Hans Tekeser erklärt: „Wir freuen uns, dass die Mitglieder der CWG unsere Gäste waren und wir damit den Gründungsgedanken der CWG unterstützen können, nämlich das siebenbürgische Unternehmertum zu fördern.“

Udo Schnell

Schlagwörter: Carl Wolff Gesellschaft

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