19. Juli 2016

Beeindruckender Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Nordamerika

Auf Einladung der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS) in den USA fand der Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Nordamerika am Wochenende des 24. bis 26. Juni in Youngstown, Ohio in den USA statt. Ein letztes Mal trat Thomas J. Manning in seiner Funktion als ATS-Präsident ans Rednerpult. Inzwischen amtiert Joan Miller-Malue als neue Präsidentin. Als Vertreter des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland reiste der Stellvertretende Bundesvorsitzende Edwin-Andreas Drotleff, kommissarischer Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD), an, auch mit dem Motiv, vor Ort zu erfahren, wie die Siebenbürger Sachsen in Übersee ihre Kultur pflegen und bewahren. Im Folgenden schildert Drotleff seine persönlichen Eindrücke vom Heimattag unserer Landsleute in Nordamerika.
Voller Vorfreude und Neugier sagte ich Anfang des Jahres zu, für den Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. den Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Nordamerika zu besuchen. Dieser wird von unseren Freunden in den USA und Kanada gemeinsam begangen. Diesmal fand er in Youngstown, Ohio in den USA statt. Es ist gang und gäbe, dass sich die Mitglieder innerhalb der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen regelmäßig besuchen, um so auch den direkten Austausch und die Kommunikation aufrecht zu erhalten und die Zusammenarbeit zu stärken. Hier bietet sich selbstverständlich eine Veranstaltung wie der Heimattag an. Die Reise in die USA war mit der Tatsache verbunden, dass ich noch nie dieses Land besucht hatte. Und vor allem interessant war es zu sehen, wie die Siebenbürger Sachsen dort unsere Kultur bewahren.

Der Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Nordamerika fand am letzten Juni-Wochenende von Freitagabend bis Sonntagnachmittag statt. Dabei begann der Freitag mit einer gemütlicheren Runde, bei der man sich sofort wohlfühlen musste, wenn man die Veranstaltungen von Kreisgruppen und auch Bälle der Siebenbürger Sachsen hier in Deutschland kennt. Es war eigentlich ganz genauso wie daheim in Deutschland. An der Tür ein Tisch mit der Eintrittskasse, die Essensausgabe, von der man aus der Ferne die arbeitenden Mitglieder des örtlichen „branch“ (vergleichbar mit unseren Kreisgruppen) hören konnte, natürlich eine Bar, an der wohlwollend ausgeschenkt wurde, und viele Landsleute, die sich begrüßten und Neuigkeiten austauschten. Ein Ball eben. Doch eine entscheidende Sache war anders, die mich (und sicherlich auch andere, die anderes aus Deutschland gewohnt sind) sehr gefreut und auch emotional berührt hat: Die herzliche und liebevolle Art und Weise, willkommen geheißen zu werden, auch wenn man sich nicht kennt. Die Art und Weise, wie sich um einen gekümmert wird, auch wenn man eigentlich noch fremd ist. Dies ist sicherlich eine Tugend der Siebenbürger Sachsen, aber garantiert auch eine Eigenschaft der Menschen in den USA, von der man sich in dem im Vergleich eher distanzierten und kühlen Deutschland vielleicht mal eine Scheibe abschneiden könnte.

So verbrachte man gemeinsam den ersten Abend mit tollen Gesprächen über die eigene genaue Herkunft aus Siebenbürgen, natürlich nicht ohne die Bekanntschafts- und Verwandtschaftsverhältnisse abzufragen, und die Arbeit innerhalb des Verbandes und der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) sowie der Organisationen in den USA und Kanada. Natürlich spielte auch Musik, zu der getanzt werden konnte, wobei die gemeinsame Sternpolka zusammen mit den vielen anwesenden Jugendlichen den Höhepunkt darstellte. Es herrschte am ganzen Abend eine freundschaftliche und familiäre Stimmung, die einen einfach nur mitriss.
Schwungvoller Auftritt der Kitchener Transylvania ...
Schwungvoller Auftritt der Kitchener Transylvania Dancers aus Kanada beim Heimattag in Youngstown. Foto: Alfred Löwrick
Festlicher wurde es am Samstag mit dem Aufmarsch der Flaggenträger und derjenigen, die Tracht trugen, sowie mit geistlichen Worten. Nach dem Festbankett und den kurzen Begrüßungen der Gäste und Ehrengäste folgte das kulturelle Programm. Der New Castle Eintracht Männerchor, die Erie Siebenbürger Singers, St. George´s Croatian Lodge 66 Happy Children und natürlich die Kitchener Transylvania Dancers aus Kanada boten ein breites Spektrum an Kultur mittels Gesang, Tanz und Musik. Interessant war hierbei die Einbindung der kroatischen Kulturgruppe aus der Gegend als Zeichen der Zusammenarbeit und Offenheit gegenüber anderen Kulturgruppen. Hier unterstützt man sich gegenseitig, um die jeweils andere Kultur bekannter zu machen. Das ist insbesondere richtig und wichtig, wenn man sich vor Augen führt, dass die ATS in Sachen Kulturarbeit nicht mehr so stark aufgestellt ist. Daher bietet es sich an, auch bei anderen Kulturgruppen, anderen Ethnien aufzutreten, um einfach bekannt zu bleiben. Und im Gegenzug erfolgte dann der Auftritt der kroatischen Gruppe an diesem Heimattag. (Vielleicht ist das eine nachahmenswerte Idee für unsere Veranstaltungen oder gar den Heimattag in Deutschland. Es wäre sicher reizvoll und eine Bereicherung, aber vor allem auch Werbung für die eigene Sache.) Im Anschluss ließen die Besucher den Abend wieder mit Musik und Tanz ausklingen in gewohnter Sachsen-Manier.

Den Abschluss bildete der Sonntag mit dem Gottesdienst, den Festreden und Auftritten der siebenbürgischen Tanzgruppen aus den USA und Kanada. Sehr emotional und ergreifend war die Rede von Thomas J. Manning, dem Präsidenten der ATS. Es war der letzte Heimattag für ihn in dieser Position, denn ab Juli hat dann Joan Miller-Malue das Präsidenten-Amt übernommen. So dankte Manning den Mitgliedern und Ehrenamtlichen der ATS sowie allen Anwesenden für die letzten Jahre. Die Gäste des Heimattages würdigten dies mit stehenden Ovationen und lautstarkem Applaus. Der Bundesvorsitzende der Siebenbürger Sachsen in Kanada, John Werner, dankte Manning für seine Arbeit. Nicht weniger emotional wurde es, als er der verstorbenen Käthe Paulini gedachte. Sie hinterlasse eine große Lücke und es sei noch immer schwer zu fassen, dass sie nicht mehr da ist.
Gemeinschaft, Gastfreundschaft und  Gemütlichkeit ...
Gemeinschaft, Gastfreundschaft und Gemütlichkeit waren Trumpf beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Nordamerika vom 24. bis 26. Juni in Youngstown: ATS-Präsident Thomas J. Manning (Dritter von links), neben seinem Stellvertreter Dr. John Boehm (Zweiter von links), dem Bundesvorsitzenden der Siebenbürger Sachsen in Kanada, John Werner (Vierter von links), und dem Stellvertretenden Bundesvorsitzenden Edwin-Andreas Drotleff. Foto: Alfred Löwrick
John Werner hob zudem den anstehenden Föderations-Kulturaustausch der Kanadier hervor. Vom 21. Juli bis zum 2. August besuchen Mitglieder der „Transylvania Club Dance Group“ und der „Transylvania Hofbräu Band“ aus Kitchener/Ontario mit John Werner an der Spitze ihre Landsleute in Österreich und Deutschland. Ich darf hier dazu aufrufen, die vielfältigen Veranstaltungen zu besuchen. Treffen Sie unsere Freunde aus Übersee, Sie werden es nicht bereuen!

In meiner Festrede hob ich hervor, dass es bemerkenswert sei, was die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen weltweit im Zusammenhang mit der Rettung der Institutionen auf Schloss Horneck selbst erreicht hat. Und auch an diesem Heimattag wurden wieder mehrere hundert Dollar für diese Sache gesammelt. Zuvor hatten unsere Freunde aus Nordamerika bereits eine beträchtliche Summe gespendet.

Abseits der Reden und des tollen kulturellen Programms, insbesondere dank der mitreißenden Auftritte der Tanzgruppen am Sonntag, fanden viele direkte Gespräche statt.
Die Kitchener Transylvania Dancers in Aktion. ...
Die Kitchener Transylvania Dancers in Aktion. Foto: Alfred Löwrick
Man konnte erfahren, dass hier wie da die gleichen Probleme und Situationen herrschen beim Bemühen um den Erhalt der siebenbürgisch-sächsischen Kultur. Es fehlt der Nachwuchs, es mangelt an helfenden Händen, die Gäste an Veranstaltungen bleiben aus, die finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt. Es eint uns, dass wir weiter machen, es weiter versuchen. Und das war der Punkt, der mich persönlich begeisterte und der jedem auch hier in Deutschland bewusst sein sollte. Unsere Landsleute in Nordamerika sind in einer fortgeschritteneren Phase der Verbands- und Kulturarbeit zum Erhalt ihrer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft. Es ist zum Beispiel durchaus schwierig, Helfer für Veranstaltungen, aber auch Teilnehmer zu finden; deshalb sind auch diese etwas kleiner als in Deutschland, sie finden gleichwohl statt. Natürlich gilt das auch für uns in Deutschland, wir können uns nicht beklagen, was unsere siebenbürgisch-sächsische Kulturarbeit angeht. Jedoch sollten wir uns den Eifer erhalten und in ein paar Jahren oder Jahrzehnten mindestens genauso erfolgreich, wie unsere nordamerikanischen Freunde heute, unsere Kulturarbeit betreiben.

Wenn jemand die Möglichkeit hat, zu einem Heimattag oder allgemein einmal zu den Siebenbürger Sachsen nach Nordamerika zu reisen, sollte er dies unbedingt tun. Man kommt motiviert und begeistert wieder nach Hause, und natürlich mit vielen neuen Freundschaften. Ich danke Thomas J. Manning und John Werner für die Einladung und Gastfreundschaft und auch Joan Miller-Malue dafür, dass sie sich das ganze Wochenende über so nett um mich gekümmert haben.

Edwin-Andreas Drotleff


Schlagwörter: Heimattag, Kanada, USA, ATS, Verband, Youngstown, Föderation, Kulturaustausch

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