11. Juni 2020

Ein Heimattag zwischen Bildschirmen: Digitaler Heimattag aus Sicht der Webmaster

Der Heimattag 2020 hat stattgefunden. Nicht in Dinkelsbühl, sondern digital. Was sich so einfach liest, wäre ohne die Möglichkeiten, die das Internet bietet, und ohne das Webmaster-Team von Siebenbuerger.de, bestehend aus Robert Sonnleitner, Günther Melzer, Gunther Krauss und Hans-Detlev Buchner, nicht möglich gewesen. Bei Siebenbuerger.de liefen die Fäden zusammen, bevor sie die ganze Welt umspannt haben.
Auf den Internetplattformen YouTube und Facebook ...
Auf den Internetplattformen YouTube und Facebook konnte man die zahlreichen Beiträge des Digitalen Heimattages verfolgen. Foto: Günther Melzer
Nach der Absage des Heimattages wurde die Idee eines virtuellen Heimattages von der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend (SJD) ins Spiel gebracht und vom Bundesvorstand des Verbandes aufgegriffen – zu einem Zeitpunkt, als die Webmaster mit dem Relaunch (siehe Folge 8 vom 25. Mai 2020, Seite 3) der Internetpräsenz des Verbandes beschäftigt waren. Es hat sich allerdings schnell herauskristallisiert, dass die alten Herren vom Internet zusammen mit den Jugendlichen von der SJD die Idee umsetzen können. In einer Telefonkonferenz mit SJD-Bundesjugendleiter Fabian Kloos und Manuel Krafft, Internetreferent der SJD, einigten sie sich auf ein Sendekonzept und konkretisierten den groben Programmentwurf des Bundesvorstands. Einen Tag nach dem Relaunch von Siebenbuerger.de ging der Bundesvorsitzende Rainer Lehni am 10. Mai mit der Ankündigung des digitalen Heimattags an die Öffentlichkeit. Nach der Arbeit ist vor der Arbeit.

Das Sendematerial musste erstmal eingesammelt und aufbereitet werden. Hier wurden die Bundeskulturreferentin Dagmar Seck, der Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung Siegbert Bruss und der Internetreferent Robert Sonnleitner aktiv. Die SJD hatte bereits Gespräche mit den Musikbands geführt und sagte die Organisation der abendlichen Konzerte zu sowie jeweils einen Sendeblock am Samstag und am Sonntagnachmittag. Günther Melzer steuerte einige Schätze aus seinem Archiv bei, wie zum Beispiel die Trachtenschau von 2009 oder den Trachtenumzug von 2019. Bei ihm liefen auch alle Videos für die Aufbereitung und die Veröffentlichung zusammen. Für die Veröffentlichung der Videos wurde in erster Linie auf YouTube gesetzt und zusätzlich auf Facebook. Beide Plattformen bieten die Möglichkeit, vorproduzierte Videos und Livesendungen zu einem festgelegten Zeitpunkt zu veröffentlichen.

Die Vorbereitungszeit war jedoch insgesamt recht kurz und mit vielen Unwägbarkeiten gespickt. „Mer lossen as net“ ist aber eine siebenbürgisch-sächsische Lebenseinstellung, die den Beteiligten eine große Hilfe war. Kurzfristig ergaben sich interessante Kooperationen wie diejenige mit Robert Adams, der sich für das Live-Streaming angeboten hat, oder mit Eduard Schneider, der einen Zusammenschnitt seiner Filmaufnahmen aus Siebenbürgen angeboten hat. Es wurden aber auch Inhalte angeboten, die man gar nicht unterbringen konnte, so dass leider auch etliche Absagen erteilt werden mussten.

Link zum Video Eine Woche vor Pfingsten war das Programm des Heimattags endlich spruchreif und konnte veröffentlicht werden. Gunther Krauss erstellte auf Siebenbuerger.de eine Programmtabelle mit einem Direktlink zu dem Video des jeweiligen Sendeblocks auf YouTube. Für eine bessere Übersicht wurde die jeweils laufende Sendung zudem extra hervorgehoben. Der Newsletter von Siebenbuerger.de, der turnusgemäß am 1. Juni erscheinen sollte, wurde von Hans-Detlev Buchner auf Freitag, den 29. Mai, vorgezogen, und enthielt die aktuellsten Informationen und Ankündigungen zum digitalen Heimattag. Unterdessen wurden Ankündigungen, Video-Teaser und das Programm schon munter über Facebook und Whatsapp von einem zum nächsten Interessenten weitergeleitet.

Die Fertigstellung der Videos zog sich hingegen hin. Die Unwägbarkeiten waren da. Für das „Singen vor dem Bildschirm“ (SVDB) der SJD konnten die Musiker nicht zusammenkommen, so dass jeder seinen Part separat aufnehmen musste und das Video zum Schluss zusammengeschnitten wurde. Das Video des Filmemachers Eduard Schneider aus Mühlbach wurde dank des reichlich vorhandenen Filmmaterials lang und länger und, nachdem es in etlichen Nachtsitzungen mehrere Male neu zusammengeschnitten wurde, erst auf den letzten Drücker eingereicht.

Die Eröffnung des Digitalen Heimattages 2020 konnte mit einer Ausnahmegenehmigung des Landratsamtes Ansbach als einzige Veranstaltung vor Ort an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen mit Unterstützung der Siebenbürger Sachsen aus Dinkelsbühl durchgeführt werden. Aufgezeichnet wurde sie am 29. Mai von Hermann Depner, der auch schon bei vorangegangen Heimattagen als Kameramann aktiv war. Über Nacht wurde dieses Video bearbeitet, mit weiteren Videobotschaften zusammengeführt und am 30. Mai um 14.00 Uhr mit einer großen Resonanz sowohl auf YouTube wie auch auf Facebook uraufgeführt.

Link zum Video Ebenfalls auf beiden Plattformen wurden die Archivaufnahmen „Siebenbürgisch-sächsischer Humor“ und „Siebenbürgisch-sächsische Trachtenschau“ am Samstag sowie „Pfingstbotschaft/Trachtenumzug“ und „Gestickte Sinnsprüche aus Siebenbürgen“ am Sonntag übertragen. Die Trachtenschau sorgte vor allem auf Facebook für Aufsehen und wurde hier über 100 Mal geteilt. Der Sendeblock mit der aktuellen Pfingstbotschaft der Heimatkirche und der Aufzeichnung vom Trachtenumzug des letzten Heimattags führte bei einigen Zuschauern zu Irritationen und veranlasste sie zu der Frage, ob der Heimattag jetzt doch noch in Dinkelsbühl stattfinde. Diese Archivaufnahmen wurden alle von Günther Melzer im Rahmen seiner Dokumentationen von früheren Heimattagen aufgenommen, bis auf die Aufnahmen von den Mundartlesungen „Siebenbürgisch-sächsischer Humor“, die im Haus der Heimat in Nürnberg entstanden sind.

Gespannt war das Webmaster-Team auf das Angebot der SJD. Der Sendeblock am Samstag wurde mit einer Anmoderation per Videokonferenz durch das Team des SJD-Podcasts „SJDeeptalk“ über die Schaltzentrale bei dem Internetreferenten der SJD Manuel Krafft live übertragen, allerdings nur auf YouTube. Der Programmpunkt „Unser Nachwuchs präsentiert sich“ erfreute sich in diesem Jahr wie auch in anderen Jahren einer regen Teilnahme. So konnte die stellvertretende Bundesjugendleiterin Natalie Bertleff etliche Videos von Nachwuchskünstlern und -künstlerinnen vorstellen. Neu, aber durchaus gelungen war anschließend die Kochshow „Kochen mit Chrästel“. Am Sonntag präsentierte die SJD ein Nachmittagsprogramm auf YouTube und auf Facebook. Nach der anderthalbstündigen Sendung „Tanzen vor den Bildschirmen“ mit zahlreichen Videos, die von den Tanzgruppen eingesendet wurden, folgte die 20-minütige Sendung „Singen vor den Bildschirmen“. Abgerundet wurden die Blöcke der SJD durch Interviews, die von den mittlerweile erfahrenen Interviewerinnen Anita und Bettina Mai per Videokonferenz geführt wurden. Die siebenbürgisch-sächsische Generation der Digital Natives, die mit den digitalen Technologien aufgewachsen ist, hat sich bei dieser Aufgabe bewährt. Sie geht souverän mit Techniken wie der Videokonferenz und dem Live-Streaming um, manchmal sogar etwas sorglos, ohne auf vorhandene Ressourcen zu achten. Es wäre aber zu wünschen, dass sie sich auch bei zukünftigen Heimattagen stärker bei den Medienproduktionen engagiert.

Link zum Video Das Mittagsprogramm wurde am Sonntag von der Blaskapelle „Original Karpatenblech“ bestritten, die es mit Witz und Charme verstand, das Publikum gut zu unterhalten, und damit sowohl auf YouTube wie auch auf Facebook nach Aufrufzahlen zu einem Überraschungserfolg kam. So mancher sah diese Sendung am Sonntag gleich zwei Mal: einmal gleich bei der Veröffentlichung am Vormittag und einmal als Tischmusik bei der anschließenden Grillparty. Etwas untergegangen ist leider der Sendeblock mit der Lesung von Iris Wolff und der Präsentation der Ausstellung über die Deportation durch Irmgard Sedler. Bei „normalen“ Heimattagen genießen solche Programmpunkte aber auch oftmals nur ein Nischendasein. Für sonstiges zugesandtes Material wurde am Sonntagnachmittag ein Sendeblock eingefügt, in dem der Singkreis Kampestweinkel, die Blaskapelle Deutschtekes und die Kreisgruppe Waldkraiburg ihren Auftritt hatten.

Mit Spannung erwartet wurde der Film von Eduard Schneider, der in den letzten Wochen mit mehreren Teasern beworben wurde. Und es wurde ein Ritt der besonderen Art durch die Vergangenheit und die Gegenwart Siebenbürgens. Alte Aufnahmen, Drohnenaufnahmen mit passender Musikuntermalung, Naturaufnahmen, Aufnahmen aus dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben Siebenbürgens. Es war ein Film, der sowohl auf YouTube wie auch auf Facebook die Leute in seinen Bann zog und „viral ging“.

Link zum Video Die größte Resonanz hatten allerdings die Live-Partys auf YouTube mit den siebenbürgischen Musikbands. Vorgeglüht wurde bereits am Freitagabend mit der Band „Kassettophon“. Dank ausgiebiger Werbung und dem Frontmann Jürgen aus Siebenbürgen waren gleich zu Beginn mehrere hundert Zuschauer bei der Übertragung dabei. Allein, es kam kein Ton herüber. Im zweiten Anlauf ist der Start dann doch noch geglückt und es gab eine hervorragende Party mit bis zu 800 Zuschauern im Livestream und zahlreichen Rückmeldungen im YouTube-Chat und auf Instagram. Selbst aus Kanada waren Leute dabei.

Am Samstagabend war mit „Rocky 5“ eine Band am Start, die ihr Musikerhandwerk versteht. Auch hier haben 800 Leute im Livestream mitgefeiert und, den Instagram-Storys nach zu urteilen, weitergefeiert bis zum Morgengrauen, wie es sich für eine ordentliche Zeltplatzparty beim Heimattag in Dinkelsbühl auch gehört hätte. Dank der Zeltplatz-Aktion der SJD konnte man auf Instagram auf zahlreichen Fotos und Storys sehen, wie der #DaHeimattag2020 von den Jugendlichen gefeiert wurde. Vonseiten des Webmaster-Teams wurde die Instagram-Community ebenfalls mit Storys gefüttert, die zum Mitmachen animiert haben.

Das große Finale kam dann am Sonntagabend, als „Schlager-Taxi“ dem Publikum in gewohnter Manier einheizte. Nachdem die Bands an den vorangegangen Tagen das Streaming selbst realisiert hatten, hat „Schlager-Taxi“ diese Aufgabe dem Fachmann Robert Adams überlassen. Bei diesem Konzert wurde auch der Rekord des Wochenendes mit über 1.300 Zuschauern im Livestream aufgestellt. Die Konzerte stellten die anderen Veranstaltungen des digitalen Heimattags mit jeweils über 10.000 Aufrufen und langen Wiedergabezeiten in den Schatten. Sie wurden allerdings nur auf YouTube übertragen.

Link zum Video Die Anzahl der Abonnenten des YouTube-Kanals von Siebenbuerger.de stieg während des Heimattags um ca. 600 und hat am Pfingstsonntagabend die Marke von 7.777 überschritten. Die Wiedergabezeit aller Heimattagsvideos auf YouTube betrug über eine Million Minuten. Im Vergleich dazu kamen die Videos auf Facebook auf 94.000 Minuten. Viele Zuschauer haben auch die Gelegenheit genutzt, die Videos zu einem späteren Zeitpunkt anzuschauen, denn schließlich blieben sie auch nach den Heimattag online unter https://www.youtube.com/user/SiebenbuergerDE und https://www.facebook.com/siebenbuerger.de/.

Seitens des Webmaster-Teams waren vor allem Robert Sonnleitner und Günther Melzer in den digitalen Heimattag involviert. Sonnleitner, der unter anderem am Sendekonzept und der Programmkoordination beteiligt war, hat in seinen 20 Jahren als Internetreferent des Verbandes noch nie so viel positive Energie, Motivation und Engagement bei den Beteiligten des Heimattages erlebt. Unerfreulich wegen der Umstände, die zur Absage des Heimattages in Dinkelsbühl führten und den Digitalen Heimattag 2020 erforderlich machten, war dieses Pfingstwochenende trotzdem eine tolle Erfahrung.

Hans-Detlev Buchner

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Neueste Kommentare

  • 12.06.2020, 19:57 Uhr von Doris Hutter: Ja, unsere Internetreferenten spinnen auch! Sie haben die Fäden der kreativen Kulturschaffenden ... [weiter]

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