7. September 2021

Jahresempfang auf Schloss Horneck: Zum Gedenken an den Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert wird Unterstiftung für Siebenbürgische Bibliothek eingerichtet

Am frühen Nachmittag des 4. September fand im Festsaal von Schloss Horneck der gemeinsame Jahresempfang des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats e.V. sowie des Siebenbürgischen Kultur- und Begegnungszentrums „Schloss Horneck“ e. V. statt. Da der traditionelle Neujahrsempfang im Januar pandemiebedingt ausfallen musste, war dies eine gute Alternative. Gewidmet war der Jahresempfang dem Gedenken an Dr. Wolfgang Bonfert, den langjährigen Bundesvorsitzenden und danach Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der am Ostersonntag 2021 im Alter von 90 Jahren verstorben war. Er hatte über Jahrzehnte die siebenbürgisch-sächsische Verbands- und Kulturarbeit in Deutschland mitgestaltet und bis zuletzt aufmerksam begleitet und unterstützt. Bundesvorsitzender Rainer Lehni würdigte das segensreiche Wirken Dr. Bonferts. Der Verstorbene habe die öffentliche Wahrnehmung des Verbandes mitgeprägt und „zukunftsweisende Zeichen“ gesetzt, „indem er die Verbandstrukturen modernisierte und erweiterte“. Damit habe Bonfert „wichtige Grundlagen für die Zukunftsfähigkeit des Verbandes“ geschaffen.
Urkunde zur Einrichtung der Unterstiftung Dr. ...
Urkunde zur Einrichtung der Unterstiftung Dr. Wolfgang Bonfert der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, von links: Konrad Gündisch, Ingeborg Bonfert, Hans-Christoph Bonfert, Nils H. Mazgareanu. Fotos: Christian Rother
Rund 60 Freunde und Förderer der siebenbürgisch-sächsischen Kultureinrichtungen auf Schloss Horneck waren der Einladung gefolgt. Die Freude über das persönliche Treffen nach so langer Zeit war allgegenwärtig.

Die Zusammenstellung und Leitung des musikalischen Rahmenprogramms hatte Prof. Heinz Acker übernommen und die ausgesuchten Musikstücke, in die er kurz zu Entstehungsgeschichte und Hintergrund einführte, dem Andenken Dr. Wolfgang Bonferts gewidmet. Als musikalische Eröffnung des Jahresempfangs folgte dem von Prof. Acker am Cembalo gefühlvoll vorgetragenen Präludium C-Dur von Johann Sebastian Bach das von Charles Gounod auf Grundlage dieses Stücks komponierte „Ave Maria“, das, gesungen von der Sopranistin Julika Birke, für einen ersten Gänsehautmoment sorgte.

Begrüßt wurden die Gäste anschließend von Dr. Harald Roth, dem Vorsitzenden des Kulturrats, Dr. Konrad Gündisch, dem Vorsitzenden des Schlossvereins, und Rainer Lehni, dem Bundesvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Dr. Bernd Fabritius, Ehrenvorsitzender des Verbandes und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, ließ herzliche Grüße übermitteln, da er infolge anderweitiger Verpflichtungen nicht anwesend sein konnte.

Der Begrüßung folgte das Largo „Ombra mai fu“ aus der Oper Xerxes von Georg Friedrich Händel, vorgetragen von Prof. Acker, Julika Birke und Dr. Ulrich A. Wien am Cello, eine der bekanntesten Melodien von Händel, die für die Suche des Menschen nach Seelenfrieden steht.
Prof. Heinz Acker am Cembalo und die Sopranistin ...
Prof. Heinz Acker am Cembalo und die Sopranistin Julika Birke gestalteten den Jahresempfang musikalisch.
In anschließenden Kurzberichten wurden ehrenamtliche Projekte der Kultureinrichtungen auf Schloss Horneck vorgestellt. Für den Schlossverein berichtete Heinz Acker über die Einrichtung der beiden Musikzimmer „Ernst Irtel“ und „Carl Filtsch“, die in wenigen Tagen für Besucher zugänglich sein werden. Bei seiner Konzeption habe er versucht, 900 Jahre siebenbürgischer Musikgeschichte auf engstem Raum zu dokumentieren, indem sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft, sowohl die alte als auch die neue Heimat vertreten sein soll.

Für Dr. Irmgard Sedler, die als Vorsitzende des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums leider nicht persönlich teilnehmen konnte, stellte Dr. Harald Roth die von ihr konzipierte Ausstellung zu Kunst und Deportation vor, die als Titel ein Zitat von Oskar Pastior trägt: „Das Laub gesammelt aus fünf Herbsten“. Die Ausstellung ist zurzeit im Haus der Geschichte in Dinkelsbühl zu sehen und wird ab dem 10. Dezember im Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim präsentiert.

Abschließend stellte Harald Roth für das Siebenbürgen-Institut das Projekt zum siebenbürgisch-deutschen Künstlerarchiv vor. Dieses Archiv wurde in den 1960er Jahren von Rolf Schuller aufgebaut, umfasst rund 250 Ordner und wurde inzwischen um die Sammlungen von Rolf Brotschi und Sieglinde Bottesch erweitert. Es soll nun digitalisiert werden, so dass die Künstler über Personenstammsätze, die über den digitalen Bibliothekskatalog (unter www.siebenbuergen-institut.de) auffindbar sind, recherchiert werden können. Abgerundet wurden diese Kurzberichte durch die von Julika Birke vorgetragene und von Prof. Acker am Klavier begleitete Ballade „Die Uhr“ von Carl Loewe.
Bundesvorsitzender Rainer Lehni würdigte den ...
Bundesvorsitzender Rainer Lehni würdigte den verstorbenen Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert.
In seiner Würdigung von Dr. Wolfgang Bonfert betonte Rainer Lehni dessen jahrzehntelanges Engagement in Verband und Föderation der Siebenbürger Sachsen, nicht zuletzt als seinerzeitiger Bundesvorsitzender. Er prägte Arbeit und öffentliche Wahrnehmung des Verbandes wesentlich mit und setzte gleichzeitig zukunftsweisende Zeichen, indem er die Verbandstrukturen modernisierte und erweiterte. Damit schuf er wichtige Grundlagen für die Zukunftsfähigkeit des Verbandes. Sowohl zur Partnerschaft mit der Stadt Dinkelsbühl als auch zur Gründung der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen hat Dr. Bonfert einen großen Beitrag geleistet. Erwähnenswert ist auch sein Einsatz für die Förderung der Jugend und sein Engagement für die Gründung der Heimatortsgemeinschaften als sinnvolle Ergänzung zur Arbeit des Verbandes. Lehni beschrieb Dr. Bonfert, der ihm im Laufe der Zeit ein väterlicher Freund wurde, als begnadeten Vermittler mit diplomatischem Geschick, der Brücken baute, um Menschen zusammenzuführen, und für sein außergewöhnliches Engagement vielfach ausgezeichnet wurde. Die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen habe ihm viel zu verdanken.

Auch Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, der sich „auf die Reise mit den Siebenbürger Sachsen eingelassen hat“ und in Dr. Wolfgang Bonfert einen „guten Reisebegleiter“ gefunden hatte, erinnerte in sehr persönlichen Worten an den Verstorbenen und an die enge Verbindung, die sich während der – sage und schreibe – 154 Besuche Dr. Bonferts in Dinkelsbühl entwickelt habe. Dr. Hammer lobte den Zusammenhalt der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft und betonte die Wichtigkeit der Dokumentation der gemeinsamen Arbeit durch die Kultureinrichtungen auf Schloss Horneck.

Im Anschluss bedankte sich Hans-Christoph Bonfert im Namen der Familie für die öffentliche Würdigung seines Vaters. Seinem letzten Willen folgend, einen nachhaltigen Beitrag zum Erhalt des Schrifttums und der Kultur der Siebenbürger Sachsen zu leisten, überreichten er und seine Mutter Ingeborg Bonfert der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, vertreten durch deren Vorsitzenden Nils H. Mazgareanu und den Beiratsvorsitzenden Dr. Konrad Gündisch, eine Urkunde über die Einrichtung einer Unterstiftung mit dem Namen Dr. Wolfgang Bonfert.

Einen würdigen musikalischen Abschluss fand der Festakt mit dem Vortrag des siebenbürgischen Minneliedes „Et saß e kli wäld Vijelchen“, das Prof. Heinz Acker für Gesang und Klavier bearbeitet hatte und das in seinen Augen für die Standhaftigkeit der Siebenbürger Sachsen steht.

Zum Ausklang wurden die Gäste zu einem Umtrunk auf die Schlossterrasse mit Aussicht auf das Neckartal eingeladen, wo sie bei Kaiserwetter die Masken abnehmen und sich im Gespräch austauschen konnten.

Hanne Schnabel

Schlagwörter: Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturrat, Siebenbürgisches Kulturzentrum, Schloss Horneck, Gundelsheim, Wolfgang Bonfert, Rainer Lehni, Stiftung Siebenbürgische Bibliothek

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