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5. August 2024

Verbandspolitik

Lange Reise mit sicherer Ankunft: Die Evakuierung aus Nordsiebenbürgen vor 80 Jahren und ihr Vermächtnis

Es geschah vor 80 Jahren: die Evakuierung bzw. Flucht der Deutschen aus Nordsiebenbürgen im Herbst 1944, die eigentlich mindestens fünf Jahre vorher am 1. September 1939 mit dem verbrecherischen Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen begonnen hat, stellt der Verfasser des nachfolgenden Beitrags, Horst Göbbel, klar und bilanziert: Die Evakuierung forderte bei etwa 35.000 evakuierten Nordsiebenbürger Sachsen weniger als 100 verlorene Menschenleben – die Deportation von mehr als 70.000 Frauen und Männern aus Südsiebenbürgen im Januar 1945 in die Sowjetunion einen Blutzoll von etwa 14.000 Opfern. Göbbel, selbst während der Evakuierung in einem Viehwaggon in Ungarn geboren, plädiert in seiner Auseinandersetzung mit den historischen Ereignissen vor 80 Jahren für „ein Mindestmaß an Zuversicht“: „Manchmal muss etwas auch ertragen und bewältigt werden. Dabei ist Anpassungsfähigkeit gefragt, Erfahrungen der Vorfahren sind willkommen.“ mehr...

Kommentare

Artikel wurde 2 mal kommentiert.

  • Gotland

    1Gotland schrieb am 25.08.2024, 21:52 Uhr:
    Es sollte also ein Großaufsatz über die EVAKUIERUNG und FLUCHT der Nordsiebenbürger Sachsen werden, wie im Vorspann angekündigt wurde.
    Anstatt eines ausführlichen historischen Tatsachenberichtes, findet man, auf 17 Kapitel verstreut,ein Sammelsurium verschiedenster Nebenthemen, wie Rückkehr und Repressalien, politische Einordnung, Neubeginn im Westen, u.a.m., die einer je eigenen Abhandlung bedürften.
    Erst beim Durchlesen des 1. Kapitels wird man gewahr, daß es sich bei der "sicheren Ankunft" nicht um die evakuierten Menschen, sondern um den BISTRITZER KIRCHENSCHATZ handelt.Zweifellos eine eminent wichtige Rettungsaktion nicht allein für das hist. Kulturgedächtnis der Nordsiebenbürger, sondern nicht zuletzt auch der Gesamtheit der Siebenbürger Sachsen.Gleichwohl wird diese Geschichte im Kapiel 5 in aller Breite wiederholt!?Dafür wird die "lange Reise" der Flüchtlinge gerade mal auf 2 Seiten behandelt!
    Bei den FLUCHTTAGEN der sieben Kokeltal-Gemeinden sind dem Verfasser Fehler unterlaufen:Die Gemeinden Rode,Zendersch,Felldorf,Maniersch u. Zuckmantel wurden am 8.September 1944 zur überstürzten Flucht aufgefordert,nicht am 6.Sept.In Katzendorf setzte die Flucht am 7.Sept.ein,wobei dieser Treck danach gemeinsam mit den Draasern am 8.Sept.sich auf den Weg nach Neumarkt machte.
    Ebenso stimmt es nicht ganz,daß die Rückführung der Sachsen nur im Juni/Juli '45 stattfand;auch noch im August kamen Flüchtlinge, etwa aus Schlesien,heim.
    Stilistisch muß angemerkt werden,daß Göbbel sich an vielen Stellen einer geschwollenen Ausdrucksweise bedient - so schreibt er seinen Landsleuten nicht weniger als 14(!) Tugenden zu.Vereinzelt geht bei ihm auch mal das Lehrerhafte durch:"Wir wollen realistisch untersuchen und sauber differenzieren", oder:"Das möchte ich hier klarstellen" und bald auch der Prediger:"mit Zuversicht...muß etwas auch ertragen...werden".
    Kein Problem hat der ehemalige Lehrer seiner Bistritzer Lehranstalt mit dem Namen LIVIU REBREANU des früheren Evang. Gymnasiums.
    Man muß sich fragen, wieso nicht der "namhafte Direktor GEORG FISCHER" zum Zug gekommen ist,und diesem nur erst sehr spät ein Denkmal errichtet worden ist (sh. Josef Haltrich Gymnasium in Schäßburg!)?
    Rebreanu war zum einen nie Schüler oder gar Lehrer dieses heutigen Kollegs,und zum andern,kaum bekannt aber brisant, ist er nie "entnazifiziert" worden:Teilnahme am NS-Weimarer Dichtertreffen 1941 und Verdienstorden vom Deutschen Adler mit Stern!!

    FAZIT:Non multa,sed multum (Plinius d.J.)

    SCHIMOISS
  • Michal

    2Michal schrieb am 14.09.2024, 16:55 Uhr:
    Die Überschrift des Artikels ist irreführend. Denn das „…mit sicherer Ankunft“ kann wirklich nur für den Bistritzer Kirchenschatz stehen.
    Denn die Ankunft war nicht sicher, sondern voller Zweifel, Ungewissheit und Verzweiflung über die weitere Zukunft. In dem langen Bericht fehlt viel über die Zustände und Begebenheiten nach Ankunft in Niederösterreich. Dort wurde sehnsuchtsvoll auf die Beendigung des Krieges gewartet, um wieder zurück nach Hause zu kommen. Dies kam dann aber anders als erwartet. Etliche Landsleute wagten den Rückzug trotz aller Bedenken, mit all seinen Folgen.
    Durch das Eindringen der sowjetischen Armee nach Niederösterreich musste man ein zweites Mal flüchten. Die Verzweiflung vieler Landsleute, insbesondere der Frauen, da vorerst keine Überquerung des Enns möglich war, nachzulesen in etlichen Heimatbüchern etc., war groß. Es wird berichtet, dass einige Frauen, voller Angst vor den sowjetische Soldaten, in den Fluten der Enns den Tod gesucht haben.
    In Oberösterreich im März/April 1945 angekommen war die Ungewissheit sehr groß. Nach der Kapitulation am 7. Mai 1945 war plötzlich alles ganz anders. Wir Siebenbürger Sachsen waren wie viele Flüchtlinge auch jetzt staatenlos und die Grenze zur Bundesrepublik Deutschland geschlossen.
    Auszüge aus „Siebenbürger auf Heimatsuche“ von Dr. Dr. Keintzel: …Die nächstfolgenden Jahre bedeuteten wohl die schwerste Prüfung unserer siebenbürgischen Landsleute. Die einzelnen Familien versuchten in den Barackenlagern (mancherorts sogar Erdhütten) durch Aufstellen von Schränken und aufgespannten Wolldecken einen abgesonderten Wohn- und Schlafraum für sich zu schaffen. Die nervliche Belastung führte täglich zu unliebsamen Auseinandersetzungen. Jeder versuchte, diesem unerträglichem Milieu zu entrinnen… Wir lebten in unzähligen Gettos, abgeschlossen von der Außenwelt infolge der amtlich verordneten eingeschränkten Bewegungsfreiheit…
    Dies nur wenige Auszüge aus den genannten Schriften von Dr. Dr. Keintzel.
    Die Vertreter der Siebenbürger Sachsen: Generaldechant Molitoris, Herr Szegedi, Dr. Dr. Keintzel u.a. versuchten mit den Regierungsstellen eine verträgliche und zufriedenstellende Situation herbeizuführen. Doch in den ersten Jahren scheiterten die vielen Versuche. Man kontaktierte viele ausländische Staaten, um eine Umsiedlung der gesamten Landsleute. Hier einige bejahende Antworten wie etwa von folgenden:
    Ecuador bejahte eine Umsiedlung, der sieb. Volksrat in Vöcklabruck lehnte ab.
    Kanada lehnte eine geschlossene Ansiedlung ab, genehmigte aber in Einzelfällen.
    Mit Argentinien nach wiederholten Besprechungen kam eine Einigung zustande, sie scheiterte aber aufgrund des Widerspruchs der IRO, Vermittlungsorgan der UNO.
    Frankreich, hier wäre eine Einigung zustande gekommen, er scheiterte aber an der Bedingung, in Kindergärten und Schulen darf nur französisch gesprochen werden.
    Chile, hier war die Bedingung, dass für die Umsiedlung pro Kopf 200 Dollar und für das Visum 300 Dollar und die Reisekosten aus eigener Tasche aufkommen. Dies war unerfüllbar.
    Brasilien, hier war mit Hilfe des Staates Brasilien alles geklärt worden. Der Volksrat lehnte nach heftigen Diskussionen diesen Plan ab. Lediglich die Donauschwaben sagten zu und siedelten geschlossen nach Brasilien.
    Luxemburg, wollte nur unverheiratete Siebenbürger, ausschließlich für den Bergbau, wurde indiskutabel abgelehnt.
    Diese Aufzählung wurde von folgenden Werken entnommen:
    „ Siebenbürger auf Heimatsuche“ von Dr. Dr. Keintzel 1972 und „Österreich, Deine Siebenbürger Sachsen“ von Volker Petri 2001.
    Anfangs durften wir keine öffentliche Schule (Frankenburg) besuchen, erst nach einigen Jahren war dies möglich. Für viele Jugendliche war auch der Weg zur Ausbildung eines Berufes versperrt. Es wäre noch vieles zu sagen über die Arbeitssituation allgemein etc., aber das würde hier noch etliche Seiten beanspruchen.
    Die beiden erwähnten Bücher geben ausreichen Auskunft über die Flucht bzw. Evakuierung und die Nachkriegsjahre.

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