26. April 2012

Meyndt-Lieder im Hirsvogelsaal in Nürnberg

Der Hirsvogelsaal (1534) mit der reich verzierten Wandvertäfelung gilt als bedeutendster Renaissance-Innenraum nördlich der Alpen und eignet sich hervorragend für kleine Konzerte. Dem Nürnberger Kulturbeirat zugewanderter Deutscher gelang es am 25. März mit der Wahl dieses Spielortes und einem Repertoire mit Georg-Meyndt-Liedern, auch Zuhörer wie Dr. Werner Kügel, den Präses des Pegnesischen Blumenordens e.V., der einzigen Sprach- und Literaturgesellschaft aus der Barockzeit, die ununterbrochen weiter besteht, zu gewinnen. Kunstlieder, Arien und Gospels begeisterten das Publikum.
Der Pop- und Gospel-Chor „Rhythm & More“ aus Seukendorf, der begeisterte Sänger, die aus mehreren Ländern zugewandert sind, vereint, wurde nach einer Pause, in der das Publikum mit einem Glas Wein verwöhnt worden war, beschwingt aufgenommen: Die Zuhörer klatschten rhythmisch mit, u. a. beim Traditional „Joshua fit the battle of Jericho“ und „Freedom is Coming“, einem Traditional aus Südafrika. Weit bekannt auch „Change the World“ mit Text und Melodie von Eric Clapton. Nach zehn Gesängen, deren Botschaft pure Lebensfreude war, wie Horst Göbbel in seiner Dankesrede meinte, verlangte das Publikum noch eine Zugabe, die der Chor unter der Leitung von Tanja Lautermilch freudig gewährte. Die studierte Chorleiterin stammt aus Bischkek, der Hauptstadt von Kirgisistan, lebt seit 1996 in Deutschland und leitet mehrere Chöre. Aus Kirgisien stammt die Sopranistin Katharina Jungkind, die ihre gesangliche Ausbildung in Dinkelsbühl begann und an der Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau Gesang studiert hat. Ihr Lied-Repertoire umfasst die russische, deutsche, französische, englische und spanische Musikliteratur. Im Bereich der Oper liegt ihr Schwerpunkt auf Gounod, Puccini, Verdi, aus deren Werken sie sich mit einigen Arien, darunter „Je veux vivre” aus der Gounod-Oper „Roméo et Juliette“, in die Herzen der Zuhörer sang. Die Arie der Lauretta „O mio babbino caro“ aus der Puccini-Oper „Gianni Schicchi“ brachte sie als Zugabe mit klangvoll sicherer Stimme. Sie wurde von Veronika Eismont am Klavier begleitet. Die in Russland geborene Pianistin ist unterrichtet am musischen Gymnasium Carolinum in Ansbach. Sie ist Mitglied des Damenorchesters „Salon Melange“ und tritt regelmäßig auf, u. a. in der Komödie Fürth. Auch ihre Soli am Klavier, Tschaikowskis „Romanze f-Moll op.5“ und Chopins „Fantasi-Impromptu cis-Moll“, waren virtuos.
Liederabend u. a. mit Ilse Maria Reich und ...
Liederabend u. a. mit Ilse Maria Reich und Christoph Reich. Foto: Georg Hutter
Die Siebenbürger Sächsin Ilse Maria Reich, als Organistin bekannt, erhielt ihre Ausbildung in Rumänien, in Prag, Essen sowie Hannover und leitet seit 1997 die „Siebenbürgische Kantorei“. In diesem Konzert begleitete sie ihren Sohn Christoph am Klavier, der mit dem Lied „Auf Flügeln des Gesanges“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy (Text: Heinrich Heine) begann, das dem Konzert den Namen gegeben hatte. Bariton Christoph Reich wurde 1963 in Hermannstadt geboren und singt seit seinem zwölften Lebensjahr regelmäßig in Chören. Seine ersten solistischen Auftritte hatte er mit 20 in Bukarest. Nach dem Theologiestudium setzte er seine Gesangsausbildung fort. Im Mittelpunkt seiner Beschäftigung mit dem Lied stehen die beiden großen Romantiker Franz Schubert und Robert Schumann, von denen er vier Lieder meisterhaft und mit viel Gefühl vortrug. Außerdem sang er Lieder seines Ururgroßvaters, des Mundartdichters und Liedkomponisten Georg Meyndt, im sächsischen Dialekt. Prof. Heinz Acker hat diese Lieder auch für Sologesang und Klavier bearbeitet. Dabei zeigt es sich, dass sie mit ihrer Mischung von Volksliedhaftem und feinsinnig Kunstvollem in ihrer neuen Fassung den Ansprüchen gehobener Kunstmusik entsprechen. Der Solist begeisterte mit seinem einfühlsamen Bariton, als er „Det Brännchen“, „Treißig Krezer“, „Det Motterhärz“, „Säht, wä hiesch“, „En gat Lihr“ und „Det Gläck“ vortrug und eine nahezu entschwundene Welt ansprach, die das Publikum aufgrund der einfachen, tief menschlichen Themen merklich berührte.

Im Anschluss an das Konzert, das mit Dankesworten von Horst Göbbel und der Übergabe von Frühlingsblumen an die Künstler durch die Konzertorganisatorin Melitta Zakel endete, lobte Dr. Werner Kügel: „Herr Reich hat eine angenehme Stimme, in der man sich baden kann. Sie ist besonders gut geeignet, diese zu Herzen gehenden und gleichzeitig sehr heiteren Lieder von Georg Meyndt vorzutragen. Solche Entdeckungen bedeuten mir sehr viel!“

Doris Hutter

Schlagwörter: Meyndt, Liederabend

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