13. Juni 2014

Weltumseglung erfolgreich beendet

„Jetzt gehöre ich zu den Einhand-Weltumseglern. Bin froh, glücklich und stolz, es geschafft zu haben.“ Nach fast drei Jahren ist der Bielsteiner Dietmar Gross mit seiner „Allegra“, einer 12-Meter-Segelyacht, wieder auf den Kapverden. Die Strecke hatte es in sich, wurde zur Zerreißprobe für Schiff und Skipper: „Wir wurden ganz schön gefordert.“
Ausgangspunkt der letzten großen Etappe über 4000 Seemeilen war das südafrikanische Kapstadt. „Bis St. Helena war es ein ganz normaler Törn mit gutem Wind, Flauten und stürmischen Tagen“, so Gross, der noch unterwegs ist und per Skype über sein Abenteuer berichtete. Zunächst ließ der Nordost-Passat auf sich warten. Als er endlich da war, musste der vor 59 Jahren im siebenbürgischen Reps geborene Bielsteiner hart am Wind segeln und viel kreuzen. „Habe 37 Tage von St. Helena zu den Kapverden gebraucht. Zwei Wochen mehr als geplant. Das Boot ständig geneigt, dazu die Bauchklatscher. Man denkt, jeden Moment bricht was“, so Gross, der schon „Plan B aus der Schublade holen wollte“, um – wie die meisten Weltumsegler – direkt die Azoren anzusteuern. Im Nachhinein ist er froh, die etwas anspruchsvollere Strecke genommen zu haben.

Im Mai 2013 startet Gross vom australischen Brisbane aus zum Great Barrier Reef. Mit an Bord sein Bruder Gerhard, der ihn bis Cairns begleitet. Wieder allein geht’s rund 1400 Seemeilen weiter über die Torres-Straße nach Darwin, zu den Weihnachts- und Kokosinseln im Indischen Ozean. Hier legt er eine „Robinsonade“ ein, verbringt sechs Wochen mit Schnorcheln, Fischen und jeder Menge Kokosnüssen. Der Ankerplatz: ein Traum am weißen Strand in der blauen Lagune. „Der richtige Ort, um neue Energie zu tanken.“ Danach steuert der Weltumsegler Rodrigues an. Mit 2200 Seemeilen die längste Passage im Indischen Ozean, „wo ich richtig durchgeschaukelt wurde“. Von dort geht’s über Mauritius zur französischen Insel Réunion und Madagaskar.
Jubelfoto: Dietmar Gross ist auf den ...
Jubelfoto: Dietmar Gross ist auf den Kapverdischen Inseln eingetroffen.
Dann das Unglück: Ein Unterwant ist gebrochen. Der Masten ist in Gefahr und „ohne gibt es kein Fortkommen“. Das Benzin bis Südafrika reicht nicht. Bei Wind und Wellen muss Gross den Mast hoch und ein neues Want montieren: „Das war abenteuerlich, weil ich vorher nicht mal im sicheren Hafen da hoch wollte.“ Und das auf der Strecke, wo der gefürchtete Agulhasstrom bis zu 20 Meter hohe Monsterwellen hervorbringen kann. „Bin heilfroh, das nicht erlebt zu haben.“

In Durban/Südafrika besucht ihn nach langer Zeit Ehefrau Marianne wieder. Die Eheleute mieten ein Auto, fahren zur Fotosafari in den 800 km entfernten Krüger-Nationalpark. Sie durchqueren unter anderem das Königreich Swasiland und Lesotho. „Die Menschen sind arm, die Landschaften überwältigend.“ Danach segelt der 59-Jährige allein weiter nach Port Elizabeth. Auf 400 Seemeilen gibt es nur einen Schutzhafen. Der Wind treibt ihn auf teilweise zehn Knoten Geschwindigkeit. „Mit viel Handarbeit“ benötigt er – bei meterhohen Wellen und Brechern – 54 Stunden für die Strecke. Von Port Elizabeth nach Kapstadt (500 Seemeilen) kämpft er mit unterschiedlich starken Strömungen und wenig Wind. „Konnte kaum schlafen, nur auf Raten von je zwanzig Minuten. Schuld daran waren ein großes Verkehrsaufkommen und dichter Nebel.“

Diese letzten Strecken auf seiner Weltumseglung habe er am meisten respektiert und „jetzt sind sie Geschichte“, so Gross, der Ende Mai in Gibraltar endgültig vor Anker gehen wollte. Nach den Strapazen der Weltumseglung will der Einhandsegler sich im heimischen Garten entspannen, bevor er neue Projekte plant.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Segeln, Reise, Wiehl

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