13. September 2015

„Nehmt einander an!“

Der 33. Siebenbürgische evangelische Kirchentag vom 25. bis 27. September 2015 in Bonn fällt in eine Zeit, die mehr denn je von der Frage der Annahme und der Ablehnung von Menschen geprägt wird. Jenseits der wichtigen Frage der eigenen Annahme und der Auseinandersetzung mit der persönlichen und kollektiven Vergangenheit werden mit Sicherheit aktuelle sozialpolitische Fragen zur Sprache kommen.
Diese beiden Funktionen hatte der Kirchentag seit seiner ersten Einberufung am 21. August 1954 in Windsheim. Damals war die Herausforderung der Stunde die noch nicht gefällte Entscheidung über das kollektive Schicksal der evakuierten Nordsiebenbürger: Rückkehr nach Rumänien, Weiterziehen nach Übersee oder Verbleib in Deutschland, alle drei Optionen waren noch offen. Als Ausgleich der seelischen Unsicherheit wurde demgegenüber die Losung „Aber Gottes Wort bleibt in Ewigkeit!“ gestellt. Danach wurden überall dort, wo Landsleute siedelten, nach und nach vom damaligen Hilfskomitee Kirchentage einberufen, wie z.B. Rothenburg o.d. Tauber (1957), Oberhausen-Osterfeld (1958), Setterich (1960), Overath (1964), München-Hasenbergl (1967), Nürnberg-Langwasser (1971), Drabenderhöhe (1983). Auch Österreich wurde nicht ausgelassen. So fand vom 30. August bis 1. September 1985 in Wels die Zusammenkunft unter dem Titel „Heimat in der Kirche“ statt. Der erste Kirchentag nach der Wende stellte die massive Aussiedlung der noch in Rumänien Verbliebenen unter das Motto „Ich will die Zerstreuten sammeln“. Der nächste (34.) Kirchentag findet in Siebenbürgen statt. Zum Reformationsjubiläum 2017 wird Kronstadt diesen austragen.

Angeschlossen an den diesjährigen Kirchentag wird eine wegweisende Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben einberufen. Sie ist insofern wegweisend, weil der langjährige und verdiente Vorsitzende Dekan i.R. Hermann Schuller nicht mehr für ein neues Mandat antritt und dadurch den Weg öffnet für neue Kräfte. Als Nachfolger kandidiert Pfarrer Prof. Dr. Berthold Köber, ein sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis erfahrener Mann. Nach der siebenbürgischen Erfahrung als Schäßburger ­Dechant und Professor für Systematische Theologie an dem Theologischen Institut in Hermannstadt hat Berthold Köber sich als Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland in deutsche Verhältnisse eingelebt. Nachdem die „Gemeinschaft“ immer sehr stark durch die Person ihres Vorsitzenden geprägt worden ist, sieht jeder gespannt auf die Ausrichtung – des noch zu wählenden – neuen Vorsitzenden. Berthold Köber wird beim Kirchentag auch den Hauptvortrag halten, der der Veranstaltung den Namen gibt: „Nehmt einander an!“.

Der heurige Kirchentag selber wird in enger Zusammenarbeit mit der Rheinischen Landeskirche und der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien organisiert. So werden von allen Seiten Referenten zu Worte kommen, wie Bischof Reinhart Guib aus Hermannstadt und Stadtpfarrer Christian Plajer aus Kronstadt oder Präses Manfred Rekowski aus Düsseldorf und Superintendent Ekkehart Wüster aus Bonn. Die Kultur kommt dabei auch nicht zu kurz. Auf der einen Seite wird eine sächsische „Rokestuf“ der Kreisgruppe Dortmund, auf der anderen ein rheinischer Abend mit der Band „Ufermann“ und dem Kirchenkabarett „Hermanns & Putzler“ die Teilnehmer erfreuen. Alle sind herzlich eingeladen! Die Teilnahme am Kirchentag ist kostenlos und eine Anmeldung ist nicht notwendig. Für weitere Informationen kann das Programm auf der Webseite www.siebenbuerger.de eingesehen werden oder das Referat für Institutionelle ­Kooperation der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien unter E-Mail: ekr[ät]siebenbuerger.de angefragt werden.

Stefan Cosoroabă

Schlagwörter: Kirchentag, Bonn

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