3. Dezember 2016

Batull gedeiht im Nationalpark bei Wels

Seitdem der Artikel „Batull gedeiht im Rheinland“ in der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ) vom 1. Dezember 2014 erschienen ist, verbreitet sich der Batull in ganz Europa. In die Schweiz, nach Griechenland, Frankreich, Gran Canaria und Österreich gelangten die in Stroh verpackten Sendungen des Pflanzen-Online-Shops aus dem Ammerland.
Im Herbst 2016 wurden zum ersten Mal Batullbäumchen per Deutschen Paketdienst (dpd) nach Rumänien versandt. Der persönlichen Einladung des Bischofs Reinhart Guib folgend, trat ich meine Reise nach Siebenbürgen an, um bei der Pflanzung der beiden Bäumchen zugegen zu sein.

Auf der Hinreise besuchte ich Erika Roithner im Nationalpark Obst-Hügel-Land bei Wels, die im letzten Jahr einen Batullapfelbaum aus der Baumschule bei Bremen gepflanzt hat. Er gedeiht prächtig im Garten des Nebenhauses vor den Gästezimmern und hat 30 cm lange neue Triebe gebildet.

Erika Roithner ist 1963 aus Hermannstadt zu ihrem Onkel nach Wels ausgewandert. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie eine Pension mit vier Doppelzimmern. Sie heißt „Haus zur schönen Aussicht“ und liegt in Scharten zwischen Wels und Eferdingen an den Südhängen der Donau. Das Besondere an dieser Pension ist, dass sie inmitten von Streuobstwiesen liegt: Kirschen, Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Maulbeeren, Mirabellen, Quitten wachsen und gedeihen dort, ein Obstparadies im Nationalpark Obst-Hügel-Land bei Wels.
Alte Apfelsorten auf dem Apfelfest in Sibiel. ...
Alte Apfelsorten auf dem Apfelfest in Sibiel. Foto: Brunhilde Böhls
Erika Roithner: „Ich habe in der Siebenbürgischen Zeitung über den Batullapfel gelesen. Seit meiner Kindheit habe ich keinen mehr gegessen, weil es keine mehr gab. Meine Tochter in Schleswig-Holstein hat für mich gleich zwei Bäume bestellt und sie nach Österreich mitgebracht. Von den alten siebenbürgischen Apfelsorten (z.B. Jonathan und Lederapfel) war mir der Batull am liebsten.“ Auf die Frage, welche Erinnerungen sie mit dem Batull verbindet, antwortet Erika Roithner: „Ich weiß, wir haben einen Bauern gehabt, der immer aus Sibiel gekommen ist, ein Rumäne, der mit dem Pferdewagen kam und uns beliefert hat. Ich vergleiche Scharten mit Michelsberg. Scharten ist ein Obstland, Streuwiesen, das Klima ist relativ mild, für Obst sehr gut geeignet.“ Als Frau Roithner vor drei Jahren zu Besuch in der alten Heimat war, ist ihr der Markt von Hermannstadt in sehr positiver Erinnerung geblieben. Ihr Schwiegersohn, der von der Reise durch Rumänien fasziniert war, meinte, dass er so einen schönen Markt selten erlebt hätte. Frau Roithner wünscht sich, dass in Rumänien nicht alles so wird wie bei uns in Westeuropa: „Zum Beispiel dass die Schafhirten weiterhin auf der Stâna ihren Käse machen können. Die EU-Normierung bedeutet den Untergang der bäuerlichen Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur wirtschaftet.“ Ich frage Frau Roithner und ihren Mann, ob sie glauben, dass es möglich sein wird, die alten Obstsorten vor dem Aussterben zu bewahren.

Sie haben in letzter Zeit leider schlechte Erfahrungen gemacht mit ihren sehr schmackhaften Obstsorten. Deshalb bedarf es solcher politischer ­Entscheidungen, wie der Einrichtung des Obst-Hügel-Lands bei Wels 2005 als Naturpark, Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit, Einbeziehung der Kinder in die Obsternte, Vermarktung und Bewerbung der gesunden Erzeugnisse der Obstwiesen. Mehr dazu im Internet unter www.obsthuegelland.at.

Brunhilde Böhls

Schlagwörter: Batull, Obst

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