8. August 2017

Siebenbürgische Gastfreundschaft einmal anders

Die Vortragsreihe zur Thematik „Gesund von Geburt bis ins hohe Alter“ und „Wenn die Seele leidet“ weckte großes Interesse bei den weit über 200 Zuhörern, die am Abend des 15. Juli den Weg ins Ulmer Stadthaus gefunden hatten.
Den Gedanken, Dr. med. Jürgen Birmanns und Dr. phil. Mathias Jung vom Max-Otto-Bruker-Haus in Lahnstein nach Ulm einzuladen, hatte Gerlinde Konnerth, die beide Referenten in ihrer Ausbildung zur Gesundheitsberaterin GGB schätzen gelernt hatte. Ihr Wunsch war es, den Menschen in Ulm Zugang zu den Erkenntnissen dieser beiden Experten in Sachen Gesundheit und ganzheitliche Lebensweise zu ermöglichen und Anregungen zu bekommen, wie man inmitten des hektischen Alltags Auszeiten und einen Ausgleich finden kann. Hierbei richtete sie ihr Augenmerk vor allem auf die eigenen, im Künstlerleben stehenden Kinder, weshalb sie die musikalische Umrahmung in die Hände ihrer Familie legte.

Frisch und festlich erklang der erste Satz aus Vivaldis Konzert für zwei Trompeten und Orchester mit Vater Johann (Trompete), Sohn Manuel (Trompete), Amy Shiun Ting Yang (Oboe), Tochter Lisa (Flöte), Yun Kyung Cho (Klavier) und Sohn Christoph (Fagott).

In dieser Stimmung fand Dr. Birmanns schnell Zugang zum erwartungsvollen Auditorium. Humorvoll und laiengerecht erläuterte er medizinische Erkenntnisse und Zusammenhänge über gesundheitliche Unzulänglichkeiten in unserer heutigen Gesellschaft. Dabei knüpfte er an die Erfahrungswerte großer Vorbilder wie Pfarrer Sebastian Kneipp, Dr. Maximilian Bircher-Benner, Prof. Werner Kollath und nicht zuletzt Dr. Max-Otto Bruker, Gründer der Gesellschaft für Gesundheitsberatung (GGB) und sein Mentor, an.

Die Ursachen der Krankheit können bereits in frühester Kindheit angesiedelt sein. Daher sei ein Rückbesinnen auf ursprüngliche Gegebenheiten wichtig: Die unverfälschte Nahrungsaufnahme in Form von Vollwertkost sei ebenso hilfreich für eine gesunde Lebensführung wie die persönliche Zuwendung von Anfang an. „Kinder sind Traglinge“, die der körperlichen Geborgenheit der „Mama“ zu ihrer harmonischen Entwicklung ebenso bedürfen wie das liebevolle „Gestillt-Werden“.

Ursprünglich galt der Vortrag den „Alltagsplagen“ wie Allergien, Neurodermitis, Gicht, Herzinfarkt etc., doch die spontanen Fragen aus dem Publikum sprengten den Wirkungsbereich des Allgemeinmediziners Dr. Birmanns, der aber professionell und einfühlsam reagierte.

Bewegend war die Schilderung einer verzweifelten Mutter, deren anderthalbjähriges Töchterchen an einem Tumor erkrankt war. Sie sprach von der unglaublichen Kraft des Mädchens beim Durchstehen aller Therapien und wie sie trotz allem ihre fröhliche Wesensart beibehalten hatte. Das Wichtigste sei, so Dr. Birmanns, vor allem den Willen des Kindes zum Leben zu sehen und es mit seiner Familie so liebevoll wie möglich zu begleiten. Die große Anteilnahme im Saal war spürbar, weshalb die angekündigte Pause eine willkommene Zäsur darstellte: Zeit zum Durchatmen. Zeit für den Büchertisch. Zeit für Gespräche. Zeit, die vielfältigen, zum Teil auch siebenbürgischen Köstlichkeiten aus der vitalstoffreichen Vollwertkost zu probieren.

Musikalisches Zwischenspiel: Tonschön und ausdrucksvoll erklang Saint-Saens’ Allegro moderato aus der Sonate op. 68 für Fagott und Klavier. Welch seltenes Kleinod, das dem sonst eher im Hintergrund stehenden Fagott völlig neue Ausdrucksmöglichkeiten bot. Christoph Konnerth schöpfte sie voll aus, einfühlsam am Klavier begleitet von Freundin Yun.
Vortragsabend in Ulm mit hochkarätigen ...
Vortragsabend in Ulm mit hochkarätigen musikalischen Einlagen, von links nach rechts: Dr. Jürgen Birmanns, Dr. Mathias Jung, Christoph, Manuel, Gerlinde und Johann Konnerth, Yun Shiun Ting Cho, Lisa Konnerth, Amy Shiun Ting Yang.
In dieser lyrischen Atmosphäre begann der Vortrag des Gestalttherapeuten Dr. Mathias Jung zum Thema „Wenn die Seele leidet“ – Depression, Burnout, Symptome, Behandlung. Was ist die Botschaft dieser Seelenkrankheit? In der „Inweltverschmutzung“ seien die Ursachen der Krankheiten zu suchen. „Die Natur sorgt, heilt“. Diese Erkenntnis, das geistige Erbe des Pfarrers Kneipp, wurde dabei weitergeführt und weiterentwickelt. Laut Dr. Jung sind Depressionen, Trauer, Krankheiten wichtige Bestandteile unseres Lebens. Therapien dürfe man sich „gönnen“ – diese positive Formulierung sei passender als „sich einer Therapie unterziehen“. Krankheit sei ein Werkzeug, uns wieder auf den guten Weg der Wahrheit zurückzubringen. Depression könne eine Chance zur Umkehr sein.

Dr. Jung breitete eine ganze Palette der möglichen Heilmethoden aus. Wiederum versuchte er bewusst zu machen, dass Emotionen wie Liebe und Zuwendung und auch gemeinsames Anpacken Kraft geben und heilen helfen können, sogar bei Wachkomapatienten. Laut Dr. Jung bringe es Ovids Zitat amor vincit omni (Liebe besiegt alles) auf den Punkt. Demnach sei Liebe auch der Kern jeder guten Therapie. Ebenso wie der Humor, denn der löse die Spannung. Wichtig für eine effiziente Begleitung sei zudem das Miteinander der beiden Disziplinen: Psychotherapie und Medizin gehen Hand in Hand.

Der folgende, lang anhaltende Beifall des Publikums war das beste Dankeschön für diesen beeindruckenden Vortrag, wobei der musikalische Ausklang mit Vivaldis Konzertsatz das Gesamtbild abrundete: Das virtuose Konnerth-Sextett spielte sich in die Herzen der Anwesenden und erfüllte Raum und Gemüt mit unbändiger Euphorie.

Standing Ovations – ein wohlverdienter Tribut für dieses unvergessliche, eindrückliche Erlebnis, das in einer optimalen Konstellation im Sinne des Tagesmottos „Wohlbefinden für Leib und Seele, Geist und Gemüt“ stattfinden durfte. Herzlichen Dank dem Organisationstalent Gerlinde Konnerth und ihren engagierten Helfern!

Marianne Galbács (geborene Seiwerth)

Schlagwörter: Vortrag, Gesundheit, Medizin, Musik

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