14. Mai 2022
Projekt „Siebenbürger Ukrainehilfe“: Ehemalige Brukenthalschüler engagieren sich für ukrainische Kriegsopfer
Konfuzius: „Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu fluchen“ - Diesen konfuzianischen Rat beherzigte eine kleine Gruppe ehemaliger Brukenthalschüler aus Hermannstadt, als sie Ende März den Entschluss fassten, aktiv in die Ukrainehilfe einzusteigen. Zu sehr wurden sie von den Bildern der verzweifelten ukrainischen Frauen und traumatisierten Kinder verfolgt, die ihre Heimat binnen weniger Tage verlassen mussten, als dass sie weiterhin tatenlos zusehen konnten. Im folgenden Bericht werden die Erfahrungen dieser hilfsbereiten Landsleute geschildert.
„Wir wissen doch selbst am besten, was es bedeutet, sein Zuhause aufzugeben und in eine weitgehend unbekannte Wahlheimat aufzubrechen. Und genau so werden wir ganz sicher nicht vergessen, wie angewiesen wir auf das Verständnis und die Unterstützung der Bundesbürger bei unserem Neustart waren“, so die Argumentation von Werner Roth. Er gab nicht nur den Anstoß zu dem Projekt „Siebenbürger Ukrainehilfe“, sondern übernahm auch die Verantwortung dafür. Seine langjährige berufliche Erfahrung als Marketingmanager bei Siemens dürfte ihm dabei sehr zugute gekommen sein. Er schaffte es binnen kürzester Zeit, alles Notwendige zu veranlassen, um eine erfolgversprechende Planung und Durchführung eines aus drei Transportern bestehenden Hilfskonvois auf die Beine zu stellen.
„Das hätte ich ohne Euch natürlich nie geschafft“, bekennt Werner Roth und meint damit seinen Bruder Hans, langjähriger Geschäftsführer der Arbeitsagentur Donauwörth, seinen Cousin Willi Welther, langjähriger Vertriebsleiter von Thermofisher, sowie Christiane Wagner, eine Hermannstädter Mitschülerin. Ihre Kontakte als ehemalige Lehrerin und die Kontakte ihres Mannes Willi Wagner, des langjährigen Pfarrers von Meschen, erleichterten den Zugang zu den Ansprechpartnern der einzelnen Auffangstationen.
Mit Begeisterung und Engagement stürzten sich alle vier in die Arbeit und so gelang es ihnen in kürzester Zeit, Informationen zusammenzutragen, Kontakte zu knüpfen, Freunde, Bekannte, Verwandte, Nachbarn, ehemalige Kollegen und Schüler von dem Projekt zu überzeugen. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten: eine überwältigende Hilfsbereitschaft in Form von großzügigen Sach- und Geldspenden, Medikamenten und kostenlos zur Verfügung gestellten Fahrzeugen machte dann das Zustandekommen des Hilfsprojektes möglich. Ja, der Funken sprang sogar über, so dass jeder der Herren in ebenso kurzer Zeit einen Freund werben konnte, wodurch das Team auf sieben Mitglieder anstieg. Damit wurde die Chance auf eine erfolgreiche Hilfsaktion wesentlich gesteigert, denn zu der Sichtweise von vier Siebenbürger Sachsen gesellte sich nun noch der Blickwinkel von Menschen, die Rumänien bis zu diesem Zeitpunkt nur vom Hörensagen kannten. Die ursprüngliche Idee der Gruppe und damit das selbstgesteckte Ziel erschöpfte sich aber nicht darin, mit Hilfsgütern nach Rumänien zu fahren, um die ukrainischen Flüchtlinge dort mit lebensnotwendigen Dingen, wie Kleidung, Schuhwerk und Lebensmitteln zu versorgen. Darüber hinaus war angedacht, ukrainische Frauen und Kinder, die auf der Flucht sind, von der Grenze zu holen und ihnen eine vorläufige Unterkunft in leerstehenden Häusern ehemaliger Siebenbürger Sachsen anzubieten, für deren Miete die Evangelische Kirche in Hermannstadt aufzukommen sich bereit erklärt hatte.
Das Team um Werner Roth musste aber erkennen, dass die Umsetzung dieses Planes trotz des zeitnahen Aufrufs des Landeskonsistoriums von Hermannstadt (Bischof Guib und Hauptanwalt Gunesch) in der Siebenbürgischen Zeitung (siehe Aufruf der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR): Ukraine-Flüchtlingen helfen), trotz der Bemühungen der Diakonie Kronstadt unter der Leitung von Christiane Lorenz, und trotz des ebenso beherzten Einsatzes von Michael Roth (HOG Meschen) und Direktor in Ruhestand Ionel Sotropa beim ersten Anlauf nicht machbar war. Rasch kam man zur Erkenntnis, dass die Durchführung dieses Planes eines längeren Vorlaufs und vielleicht intensiverer und klarerer Kommunikation bedarf. Dessen ungeachtet besteht Konsens darin, dass alle Beteiligten diesen Plan weiterverfolgen werden, weil sich mit zunehmender Zuspitzung der politischen Lage auch zunehmend mehr potenzielle Ansprechpartner für das Konzept interessieren.
Somit konzentrierte sich der erste Einsatz des siebenbürgischen Ukraineteams darauf, vier Stationen in Siebenbürgen und in der südlichen Bukowina anzufahren, um sich zum einen vor Ort über die Situation zu informieren, und zum anderen genau die Hilfsgüter zu liefern, die in Vorgesprächen mit den zuständigen Verantwortlichen gefordert worden waren. In diesem Zusammenhang baute das Team vor allem auf die Mithilfe des Regionalbischofs von Halle-Wittenberg Dr. Johann Schneider, des Leiters des ukrainischen Waisenhauses in Pruden, Thomas Kraus, der Gemeindekuratorin der evangelischen Kirche Suceava, Corinna Derla, und des Vorsitzenden des Demokratischen Forums Mediasch, Ladislau Ciocan.
Die Aktion dauerte acht Tage und führte zu den in und um Mediasch untergebrachten ukrainischen Flüchtlingen, zu dem Waisenhaus in Pruden, zur Auffangstation der etwa 400 Flüchtlinge in Kronstadt sowie an die rumänisch-ukrainische Grenze nach Siret.
Zu den emotionalsten Momenten gehört sicher der Besuch in Pruden. Was das Team in Pruden leistet, ist unvorstellbar. Es begnügt sich bei weitem nicht damit, den 29 Waisenkindern im Alter von vier bis 15 Jahren ein sauberes, warmes und gemütliches Zuhause, gesunde Mahlzeiten, Unterricht, ein riesiges Spielareal zu bieten und ganz viel Zuneigung zu geben. Unerbittlich kämpfen die Verantwortlichen dafür, dass diese vom Schicksal ohnehin benachteiligten Kinder nicht noch ein weiteres Mal die Menschen verlieren, die ihre kleine Welt bedeuten, dass sie also nicht auf verschiedene Häuser verteilt werden. Um den ukrainischen Waisenkindern auf weitere Sicht auch eine Integration in Schule und Gesellschaft zu ermöglichen, arbeitet das Team um Thomas Kraus daran, ihnen in Pretai durch einen Umbau des Pfarrhauses eine zukünftige Bleibe zu schaffen. „Arbeitsweise und Atmosphäre im sogenannten „Lutherhaus“ von Pruden sind einmalig und müssen kontinuierlich gefördert und unterstützt werden“, zu dieser Schlussfolgerung gelangte das Team um Werner Roth. Und dazu ist es bereit.
Ein bis ins Kleinste durchdachtes Konzept gepaart mit einer vorbildlichen Organisation überraschte und begeisterte gleichzeitig alle Mitglieder des siebenbürgischen Ukraineprojektes sowohl in der Auffangstation in Kronstadt als auch an der Grenze. Angefangen von geregelter Unterkunft, Beratung, Transportmöglichkeiten, medizinischer Versorgung, kostenlosen Lebensmitteln und Getränken, Kleidung usw. bis zu Kinderbetreuung und Spielangeboten ist alles perfekt organisiert. Freiwillige Jugendliche bieten ihre Dienste an, private Initiativen, Organisationen aus aller Herren Länder fahren vor und laden ihre Hilfsgüter ab, die sofort den entsprechen Bereichen zugeordnet werden, wobei das Miteinander aller dieser Menschen, die sich vor drei Monaten noch nicht kannten, Seinesgleichen sucht. Die Liste der Dinge, die am dringendsten benötigt werden, wird täglich aktualisiert und Hilfsgüter, die im Augenblick nicht gebraucht werden, werden umgehend über die Grenze in die Ukraine gebracht. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nichts verloren geht und alles optimal eingesetzt wird.
Solche Erfahrungen, Eindrücke und Begegnungen bestärken die Freunde darin, auch weiterhin Kraft und Zeit zu investieren, um einzelne klar definierte humanitäre Ukraine-Hilfsprojekte in Siebenbürgen zu begleiten und zu fördern. „Über jede Form der Unterstützung unserer Landsleute freuen wir uns, denn damit können noch weitere kleine Lichter in der Dunkelheit angezündet werden“, erklärt Werner Roth.
„Das hätte ich ohne Euch natürlich nie geschafft“, bekennt Werner Roth und meint damit seinen Bruder Hans, langjähriger Geschäftsführer der Arbeitsagentur Donauwörth, seinen Cousin Willi Welther, langjähriger Vertriebsleiter von Thermofisher, sowie Christiane Wagner, eine Hermannstädter Mitschülerin. Ihre Kontakte als ehemalige Lehrerin und die Kontakte ihres Mannes Willi Wagner, des langjährigen Pfarrers von Meschen, erleichterten den Zugang zu den Ansprechpartnern der einzelnen Auffangstationen.
Mit Begeisterung und Engagement stürzten sich alle vier in die Arbeit und so gelang es ihnen in kürzester Zeit, Informationen zusammenzutragen, Kontakte zu knüpfen, Freunde, Bekannte, Verwandte, Nachbarn, ehemalige Kollegen und Schüler von dem Projekt zu überzeugen. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten: eine überwältigende Hilfsbereitschaft in Form von großzügigen Sach- und Geldspenden, Medikamenten und kostenlos zur Verfügung gestellten Fahrzeugen machte dann das Zustandekommen des Hilfsprojektes möglich. Ja, der Funken sprang sogar über, so dass jeder der Herren in ebenso kurzer Zeit einen Freund werben konnte, wodurch das Team auf sieben Mitglieder anstieg. Damit wurde die Chance auf eine erfolgreiche Hilfsaktion wesentlich gesteigert, denn zu der Sichtweise von vier Siebenbürger Sachsen gesellte sich nun noch der Blickwinkel von Menschen, die Rumänien bis zu diesem Zeitpunkt nur vom Hörensagen kannten. Die ursprüngliche Idee der Gruppe und damit das selbstgesteckte Ziel erschöpfte sich aber nicht darin, mit Hilfsgütern nach Rumänien zu fahren, um die ukrainischen Flüchtlinge dort mit lebensnotwendigen Dingen, wie Kleidung, Schuhwerk und Lebensmitteln zu versorgen. Darüber hinaus war angedacht, ukrainische Frauen und Kinder, die auf der Flucht sind, von der Grenze zu holen und ihnen eine vorläufige Unterkunft in leerstehenden Häusern ehemaliger Siebenbürger Sachsen anzubieten, für deren Miete die Evangelische Kirche in Hermannstadt aufzukommen sich bereit erklärt hatte.
Das Team um Werner Roth musste aber erkennen, dass die Umsetzung dieses Planes trotz des zeitnahen Aufrufs des Landeskonsistoriums von Hermannstadt (Bischof Guib und Hauptanwalt Gunesch) in der Siebenbürgischen Zeitung (siehe Aufruf der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR): Ukraine-Flüchtlingen helfen), trotz der Bemühungen der Diakonie Kronstadt unter der Leitung von Christiane Lorenz, und trotz des ebenso beherzten Einsatzes von Michael Roth (HOG Meschen) und Direktor in Ruhestand Ionel Sotropa beim ersten Anlauf nicht machbar war. Rasch kam man zur Erkenntnis, dass die Durchführung dieses Planes eines längeren Vorlaufs und vielleicht intensiverer und klarerer Kommunikation bedarf. Dessen ungeachtet besteht Konsens darin, dass alle Beteiligten diesen Plan weiterverfolgen werden, weil sich mit zunehmender Zuspitzung der politischen Lage auch zunehmend mehr potenzielle Ansprechpartner für das Konzept interessieren.
Somit konzentrierte sich der erste Einsatz des siebenbürgischen Ukraineteams darauf, vier Stationen in Siebenbürgen und in der südlichen Bukowina anzufahren, um sich zum einen vor Ort über die Situation zu informieren, und zum anderen genau die Hilfsgüter zu liefern, die in Vorgesprächen mit den zuständigen Verantwortlichen gefordert worden waren. In diesem Zusammenhang baute das Team vor allem auf die Mithilfe des Regionalbischofs von Halle-Wittenberg Dr. Johann Schneider, des Leiters des ukrainischen Waisenhauses in Pruden, Thomas Kraus, der Gemeindekuratorin der evangelischen Kirche Suceava, Corinna Derla, und des Vorsitzenden des Demokratischen Forums Mediasch, Ladislau Ciocan.
Die Aktion dauerte acht Tage und führte zu den in und um Mediasch untergebrachten ukrainischen Flüchtlingen, zu dem Waisenhaus in Pruden, zur Auffangstation der etwa 400 Flüchtlinge in Kronstadt sowie an die rumänisch-ukrainische Grenze nach Siret.
Zu den emotionalsten Momenten gehört sicher der Besuch in Pruden. Was das Team in Pruden leistet, ist unvorstellbar. Es begnügt sich bei weitem nicht damit, den 29 Waisenkindern im Alter von vier bis 15 Jahren ein sauberes, warmes und gemütliches Zuhause, gesunde Mahlzeiten, Unterricht, ein riesiges Spielareal zu bieten und ganz viel Zuneigung zu geben. Unerbittlich kämpfen die Verantwortlichen dafür, dass diese vom Schicksal ohnehin benachteiligten Kinder nicht noch ein weiteres Mal die Menschen verlieren, die ihre kleine Welt bedeuten, dass sie also nicht auf verschiedene Häuser verteilt werden. Um den ukrainischen Waisenkindern auf weitere Sicht auch eine Integration in Schule und Gesellschaft zu ermöglichen, arbeitet das Team um Thomas Kraus daran, ihnen in Pretai durch einen Umbau des Pfarrhauses eine zukünftige Bleibe zu schaffen. „Arbeitsweise und Atmosphäre im sogenannten „Lutherhaus“ von Pruden sind einmalig und müssen kontinuierlich gefördert und unterstützt werden“, zu dieser Schlussfolgerung gelangte das Team um Werner Roth. Und dazu ist es bereit.
Ein bis ins Kleinste durchdachtes Konzept gepaart mit einer vorbildlichen Organisation überraschte und begeisterte gleichzeitig alle Mitglieder des siebenbürgischen Ukraineprojektes sowohl in der Auffangstation in Kronstadt als auch an der Grenze. Angefangen von geregelter Unterkunft, Beratung, Transportmöglichkeiten, medizinischer Versorgung, kostenlosen Lebensmitteln und Getränken, Kleidung usw. bis zu Kinderbetreuung und Spielangeboten ist alles perfekt organisiert. Freiwillige Jugendliche bieten ihre Dienste an, private Initiativen, Organisationen aus aller Herren Länder fahren vor und laden ihre Hilfsgüter ab, die sofort den entsprechen Bereichen zugeordnet werden, wobei das Miteinander aller dieser Menschen, die sich vor drei Monaten noch nicht kannten, Seinesgleichen sucht. Die Liste der Dinge, die am dringendsten benötigt werden, wird täglich aktualisiert und Hilfsgüter, die im Augenblick nicht gebraucht werden, werden umgehend über die Grenze in die Ukraine gebracht. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nichts verloren geht und alles optimal eingesetzt wird.
Solche Erfahrungen, Eindrücke und Begegnungen bestärken die Freunde darin, auch weiterhin Kraft und Zeit zu investieren, um einzelne klar definierte humanitäre Ukraine-Hilfsprojekte in Siebenbürgen zu begleiten und zu fördern. „Über jede Form der Unterstützung unserer Landsleute freuen wir uns, denn damit können noch weitere kleine Lichter in der Dunkelheit angezündet werden“, erklärt Werner Roth.
Schlagwörter: Ukraine, Hilfe, Brukenthalschule, Projekt, Kirche
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