22. Juli 2023

Digitalportal „Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“/ Hessische Landesbeauftragte begrüßt neues Informationsmedium

Wiesbaden. Anlässlich des Festaktes zum 70. Jubiläum des Landesverbandes Hessen des Bundes der Vertriebenen (BdV) wurde im Hessischen Landtag das Digitalportal „Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“ durch die Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, und BdV-Kulturreferentin und stellvertretende BdV-Landesvorsitzende Rose-Lore Scholz freigeschaltet. Im Auftrag des BdV-Landesverbandes Hessen wurde es durch das „Institut für digitales Lernen“ in Zusammenarbeit mit der „Digitale Lernwelten GmbH“ in Eichstätt konzipiert, entwickelt und veröffentlicht.
Hessens Landesbeauftrage für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf erklärte dazu: „Ich freue mich sehr, dass mit dem Digitalportal eine deutschlandweit ganz neue Informationsplattform geschaffen wurde, die sich sowohl an die Mitglieder der Verbände und Landsmannschaften richtet, geschichtsinteressierte Bürgerinnen und Bürger ansprechen will und vor allen Dingen ganz besonders für den Schulunterricht geeignet ist. Lehrerinnen und Lehrer finden auf diesem Portal umfangreiches und sehr gut aufbereitetes Material, um in den Schulklassen auf moderne und ansprechende Art und Weise das Schicksal der Heimatvertriebenen zu vermitteln und zu erklären, wie es überhaupt zu Flucht und Vertreibung aus den damaligen deutschen Ostgebieten und Siedlungsgebieten von Deutschen kommen konnte. Das Digitalportal wurde auf meinen Wunsch hin als Unterrichtsmaterial in das Schulportal Hessen des Hessischen Kultusministeriums aufgenommen, wofür ich herzlich dankbar bin. In Hessen ist das Thema ‚Flucht und Vertreibung‘ im Kerncurriculum Geschichte für die Jahrgangsstufe 13 verbindlich festgeschrieben. Mit großer Leidenschaft habe ich dieses Projekt unterstützt und mich für eine Förderung durch das Land Hessen eingesetzt. Das professionelle Portal ist aufwendig in der Herstellung und hat daher seinen Preis. Die Erstellung des Digitalportals in den vergangen zwei Jahren wurde mit insgesamt rund 110.000 Euro vom Land Hessen aus Fördermitteln für die Kulturförderung im Bereich des §96 Bundesvertriebenengesetz unterstützt“.

Das Portal „Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“ setzt nicht erst beim Zweiten Weltkrieg an, sondern beginnt mit der Betrachtung der Nations- und Staatsvorstellungen des 19. Jahrhunderts und geht in einem weiteren Kapitel auf den Ersten Weltkrieg und die damaligen Nachkriegsfolgen ein. Im Kapitel „Nationalsozialismus: Der Zweite Weltkrieg ändert das Leben in Mittel- und Osteuropa für immer“ werden die Ideologien und Ideen, Pläne und unmenschlichen Taten des Nationalsozialismus vor und während des Zweiten Weltkrieges erklärt. Das vierte Kapitel widmet sich der Flucht und Vertreibung der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges und danach und zeigt unter anderem anhand konkreter Beispiele auf, wie die Flucht aus Ostpreußen und die Vertreibungen aus dem Sudetenland abliefen und welches die Folgen der Kriegskonferenzen der Alliierten waren.

Das fünfte Kapitel „Neuanfang – Integration – Heimat: Vertriebene in Hessen“ zeigt einerseits die Situation des neu geschaffenen Bundeslandes Hessen nach dem Zweiten Weltkrieg auf und berichtet andererseits über die Ankunft der Vertriebenen in Hessen. Dabei wird erläutert, wie die wirtschaftliche und gesellschaftliche Eingliederung der Heimatvertriebenen in den Nachkriegsjahren funktionierte und welche Folgen die Ankunft der Heimatvertriebenen auf die Verteilung der Konfessionen hatte. Dabei wird deutlich, dass diese Eingliederung keinesfalls einfach war und die Heimatvertriebenen nicht mit offenen Armen empfangen wurden – auch die Gründe dafür werden erläutert. Der Hessenplan, der im Digitalportal erklärt wird, hat schließlich dazu beigetragen, die Eingliederung der Heimatvertriebenen in die Gesellschaft erfolgreich zu meistern. Der Gründung des Bundes der Vertriebenen, Landesverband Hessen, und der Gründung der verschiedenen Landsmannschaften, die sich an den Herkunftsgebieten der Heimatvertriebenen orientieren, ist ein Unterkapitel vorbehalten. Das sechste Kapitel widmet sich der Aufnahme der Vertriebenen in den unterschiedlichen Besatzungszonen und zeigt auf, welche Rolle die Heimatvertriebenen auch für die Politik spielten und inwieweit die verschiedenen Parteien um sie warben. Ebenfalls wird der politische Einfluss der verschiedenen Landsmannschaften und Verbände in den Nachkriegsjahren in der alten Bundesrepublik erläutert. Auch wird deutlich, wie sich der Bund der Vertriebenen über die Jahre und Jahrzehnte nach seiner Gründung veränderte und welche Aufgaben er im Laufe der Zeit wahrnahm. Ein Unterkapitel beschäftigt sich damit, welche Rolle die Heimatvertriebenen in der DDR spielten, warum sie dort als „Umsiedler“ bezeichnet wurden und welche Möglichkeiten sie in der sowjetischen Besatzungszone hatten oder eben auch nicht hatten. Das siebte Kapitel „Das Thema Vertreibung und Flucht der Deutschen heute“ will deutlich machen, warum es auch heute, fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, weiterhin wichtig ist, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen. Auch geht dieses Kapitel nochmals auf die Rolle des BdV ein und seine Veränderung im Laufe der Jahrzehnte. Die letzten beiden Kapitel des Digitalportals widmen sich schließlich Umsiedlungen, ethnischen Vertreibungen und Völkermorden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und zeigen unter anderem am Beispiel der Balkankriege der 90er Jahre oder des Völkermordes in Ruanda im gleichen Jahrzehnt, dass diese Thematiken leider keinesfalls „von gestern“ sind.

„Dieses Digitalportal hat neun Kapitel und besteht aus umgerechnet rund 400 Seiten gut verständlichem Text, mehr als 1000 Bildern, rund 800 Videos und fast 150 interaktiven Elementen. Es enthält Landkarten und Zeitzeugendokumente. Damit regt es die Nutzerinnen und Nutzer an, nicht nur die Texte zu lesen und Videos anzuschauen, sondern sich auch immer wieder eigene Gedanken zu machen, sich aktiv mit den Informationen auseinanderzusetzen, sich der eigenen Wahrnehmungen bewusst zu werden und diese zu verschriftlichen. Auch ist es dem Team der ‚Digitalen Lernwelten GmbH‘ und des ‚Instituts für digitales Lernen‘ mit dem Portal gelungen, bereits bestehende Filme des BdV-Landesverbandes Hessen aus seiner Video-Reihe ‚Culture to go‘ sinnvoll in das Portal einzubinden. Mich begeistert das Digitalportal ‚Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext‘ und ich kann es jedem an der Geschichte Interessierten nur ans Herz legen. Ich möchte Dr. Markus Ventzke, dem Geschäftsführer der Digitale Lernwelten GmbH, und seinem gesamten Team sowie allen Personen, die zum Gelingen des Portals beigetragen haben, herzlich danken“, so Margarete Ziegler-Raschdorf.

Das Digitalportal „Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“ kann jederzeit und kostenlos unter folgendem Link abgerufen werden: https://fluchtundvertreibung.dilewe.de

Quelle: Hessisches Ministerium des Innern und für Sport

Schlagwörter: Flucht und Vertreibung, Internetportal, Hessen

Bewerten:

12 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.