Hochalpine Skitour der Sektion Karpaten im Stubaital
Schon seit 2018 bin ich auf vielen Skitouren der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins dabei. In den letzten drei Jahren gab es eine kleine Pause. Eine wundervolle Pause, denn ich wurde Mama und habe mit meiner kleinen Familie eine Weltreise gemacht. Auch wenn ich als Mama sehr viel in die Berge gehe, gab es einfach keine Gelegenheit, wieder da anzuknüpfen, wo ich zuvor aufgehört hatte. Bis jetzt!
Als Hans Werner mir einen Platz auf der Franz-Senn-Hütte in den Stubaier Alpen anbot, schlug mein Herz höher. Vom 21. bis 23. Februar ging es also auf 2147 m hoch auf meine Lieblingshütte und weg von meinem Alltag als berufstätige Mama. Einfach da anknüpfen, wo ich 2022 aufgehört hatte, als ich fünf Tage mit Agnieszka Janik und Hans Werner an der Silvretta Skidurchquerung teilnahm. Was hatte ich mir nur wieder dabei gedacht? Wie naiv war ich, zu glauben, konditionell einfach da weitermachen zu können, wo ich aufgehört hatte?
Kurzgefasst, ich habe gelitten! Sehr gelitten. Die schöne Art von Leiden, bei der man wieder merkt, dass man noch lebt und wozu der Körper alles im Stande ist. Ganz eng verbunden mit Mutter Natur und der gewaltigen Schönheit unseres Planeten.
Gipfelfoto auf der Inneren Sommerwand, 3122 m. Foto: Hans Werner
Freitagmittag sammelten sie mich auf dem Park und Ride Parkplatz in Holzkirchen ein, und es ging ganz unbeschwert Richtung Stubaital. Die Fahrt, sowie die 700 Höhenmeter vom Parkplatz bis zur Hütte vergingen wie im Flug, und als wir oben ankamen, eröffnete sich ein traumhaftes Bild. Die letzten Sonnenstrahlen lugten über den Berg. Einfach nur wunderschön. Es folgte ein sehr gemütlicher Hüttenabend. Wie gewohnt schmeckte das Essen einfach besser, wenn man über 2000 m ist. Kein Wunder, bei der netten Gesellschaft. Dank eines Skirennens sah die Hüttenwirtin Beate Fankhauser, die netteste Hüttenwirtin der Welt, das mit der Ruhezeit auch nicht so eng, und so machten wir uns erst spät auf den Weg in unser Lager.
Als ich nach fünf Stunden Schlaf aufstand, merkte ich sofort, dass das kein leichter Tag werden würde. Nach dem Frühstück starteten wir auf unsere Skihochtour. Unser Ziel war der Vordere Wilde Turm auf 3177 m. 1030 Höhenmeter musste mein untrainierter Körper trotz Schlafmangel dann also packen. Das erste Stück der Tour ging nur lange geradeaus, aber selbst diese Bewegung war extrem anstrengend. Also hieß es Zähne zusammenbeißen. Irgendwie war ich erleichtert, als wir dann die Gurte anlegten, um über den Gletscher in einer Seilschaft zu gehen. Mental fühlte sich das so an, als würde Agnieszka mich nun den Berg hochziehen. Irgendwie war es auch so. Kurz vor dem Gipfel machten wir ein Ski-Depot und legten die Steigeisen an. Die letzten Meter mussten wir klettern und uns am Drahtseil sichern. Nichts für schwache Nerven! Dank viel positiven Zuspruchs schafften es alle, die es versucht haben, auch bis zum Gipfel. Einschließlich mir! Ein unglaubliches Gefühl mit einer sensationellen Aussicht!
Auch für den Rückweg gab es noch eine kleine Überraschung. Wie Hans immer so schön sagt, muss man seine Komfortzone verlassen und in den Bergen an seine Grenzen gehen, damit man diese verschieben kann. Wer also bis jetzt noch nicht an seine Grenzen kam, der durfte das jetzt tun, als wir die Turmscharte herunter kraxelten. Mit unseren Ski und Skistöcken am Rucksack, den Steigeisen an den Skischuhen und dem Pickel in der Hand kletterten wir alle bergab. Glücklicherweise gab es ein Fixseil, an dem wir uns sichern konnten. Dann ging es zurück bis zur Hütte.
Am zweiten Tag hatten unsere zwei Tourenleiter Hans und Agnieszka wieder knapp tausend Höhenmeter für uns geplant. Nicht mehr ganz vollständig starteten wir Richtung Innere Sommerwand. Auf halbem Weg passierten wir bereits ein Gipfelkreuz. Meiner Meinung nach hätte das auch gelangt, aber wenn man sich auf Skitour mit der Sektion Karpaten anmeldet, dann muss man wissen, dass es keine halben Sachen gibt. Der Gipfel liegt auf 3122 m, und ab dem Ski-Depot kam ein langes Stück ungesicherter Kletterei. Glücklicherweise bin ich am Vorabend früh ins Bett gegangen und somit war der Aufstieg nicht ansatzweise so qualvoll wie am Tag zuvor. Auch heute schafften dank Hans und Agnieszkas Geduld und Zuspruch alle TeilnehmerInnen den Gipfel.
Oben auf 3122 m kamen mir erst mal Freudentränen. Zwei sensationelle Gipfel an einem Wochenende, dem Himmel so nah, und irgendwie machte es mich unglaublich stolz, dass ich jetzt Mama und Bergsteigerin sein kann! Ein großes Dankeschön an Hans Werner und Agnieszka Janik für dieses unglaubliche Wochenende! Berg Heil!
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