8. Dezember 2024
Sektion Karpaten des DAV: Auf die höchsten Berge der Karpaten
Im Rahmen des Großen Sachsentreffens in Hermannstadt bot die Sektion Karpaten des DAV mehrere Wanderungen in die Siebenbürgischen Karpaten an. Den Negoiu und den Moldoveanu zu erklimmen, hatten sich 20 Personen an zwei aufeinander folgenden Terminen vorgenommen. Alt und Jung gemeinsam auf Tour.

Der Aufstieg zur Negoiu-Hütte ging durch grünen Mischwald. Die Hütte selbst überraschte durch viele außen angebrachte PV-Anlagen und sichert der Hüttenwirtin eine gewisse Autarkie. Die sparsam angebrachte, immer etwas flackernde Innenbeleuchtung sorgte für eine schummerige Schlossatmosphäre. Einige aktive Teilnehmer des Großen Sachsentreffens (am Wochenende nach der Tour) hatten ihre Trompeten dabei. Ihre musikalischen Einlagen sorgten für gute Stimmung. Hans nutzte die Stunden bis zum Abendessen, um unser Wissen in Knotenkunde aufzufrischen. Die mitwandernden Kinder durften das Erlernte gleich umsetzen und wurden an der vorhandenen Schaukel in luftiger Höhe gesichert.

Für einige ging es weiter zum Kirchendach (ca. vier Stunden) – eine Tour, die Schwindelfreiheit und einige Kletterkünste verlangte; Respekt für den mitwandernden Jonas, der mit acht Jahren die gesamte Tour bravourös schaffte. Hans sicherte ihn an einigen ausgesetzten Stellen. Zurück in der Hütte konnten wir die reichlich vorhandenen Außenbänke bei Bier, Gesang und Abendrot genießen.
Der lange Abstieg wurde dieses Mal nicht mit den Autos bewältigt, unten wartete ein Traktor mit Anhänger auf uns. Wir verteilten uns auf den Strohballen und eine schaukelnde Fahrt hinunter ins Tal begann. Den peitschenden Ästen ausweichend, lachend und immer tiefer in das Stroh einsinkend, hatten wir unseren Spaß. Unten versorgten wir uns im Dorfladen mit ciocolată de casă (Hausschokolade), Radler und Obst, verputzten alles gleich an Ort und Stelle und konnten uns so voneinander verabschieden.
Für die zweite Tour auf den Moldoveanu trafen sich alle elf Teilnehmer vor dem Deutschen Forum in Hermannstadt und konnten dort einen Teil des Gepäcks aufbewahren. Danke noch einmal dafür, keine Selbstverständlichkeit, hatten doch die Mitarbeiter mit dem zeitgleich stattfindenden Großen Sachsentreffen alle Hände voll zu tun.
Es ging mit Taxis und privatem PKW zum Bulea-Wasserfall und mit der Seilbahn hinauf zur Bulea-Hütte. Die Serpentinenstraße ist zwar sehr schön, von Bären gut besucht, aber eben auch sehr beliebt. Wir wanderten zur Hütte, deren Komfort eher an ein Hotel erinnerte, Eckbadewanne, Duschhaube und Manikürset, alles vorhanden ... hätte wohl niemand vermisst. Vermisst haben wir dafür am nächsten Morgen die Sonne und die Berge, alles war in einer Nebel- und Regenwand verschwunden. Doch wofür hat man schließlich gute Regenkleidung dabei, die konnte jetzt mal ihren Dienst tun. Leider war der Regen hartnäckig, ergiebig und die Temperaturen wurden einstellig. Wir wanderten von Kamm zu Kamm, begleitet von Nic und seinen beiden Söhnen. Bei vielen interessanten Gesprächen vergaßen wir den Dauerregen und kamen verfroren und völlig durchnässt auf der Podragu-Hütte (2 136 m) an. Diese wird nur mit Maultieren versorgt, und entsprechend kostbar war alles, was vor Ort vorhanden war: warmer Tee, Suppe, Decken, Klopapier. Leider wurde nicht geheizt. Die Hüttenwirtin verwies darauf, es sei ja schließlich August, doch es fühlte sich nicht danach an. Nic erzählte uns in einem Vortrag über sein EU-Projekt. Er kümmert sich als Architekt darum, dass der Aus- und Umbau der Hütten möglichst nachhaltig erfolgt. Draußen im kalten Regen wurde auf Gaskochern gekocht und wir bestaunten die unverwüstlichen Hirtenhunde. Völlig unbeeindruckt standen sie im Regen da und hatten nur die Schafe im Blick. Bald verschwanden alle in ihren Eisenbetten im gemeinsamen Schlafsaal. Die Nacht war besser als befürchtet und auch die etwas kratzigen Wolldecken waren warm, die Kleidung trocknete am Körper, einen Trockenraum gab es leider nicht.
Vom Frühstück gut gestärkt und mit Plastiktüten an den Füßen (Tipp der Hüttenwirtin gegen die nassen Schuhe) konnten wir losmarschieren. Auf dem Weg zum Moldoveanu konnten wir die unendlichen Weiten und grünen Wiesen und Berge bewundern, diese einzigartige Landschaft, in der sich unser Gipfel befand, Schafherden mit ihren Hirten und Hunden. Plötzlich riss der Nebel auf und vor uns zeigte sich unser Ziel, der Moldoveanu. Am Kamm entlang, immer den Gipfel vor Augen konnten wir es kaum fassen: plötzlich Sonne, was für ein Geschenk. Am Gipfel gönnten wir uns alle ein kleines Bier und eine Brotzeit, jeder genoss den Moment, was für ein Glück, in jeder Hinsicht. Dann hieß es absteigen, einen langen Abstieg hinunter ins Sâmbăta-Tal, ein wirklich langer Zehn-Stunden-Tag ließ uns müde und hungrig in der Salvamont-Hütte ankommen. Die Katzenwäsche am Fluss machte uns schnell wieder munter und frisch für das Abendessen. Unter einem Pavillon bereiteten die alten Hüttenwirte das Abendessen zu; die alte Hütte existiert nicht mehr und die neue ist noch nicht fertig. Es war ein feucht-fröhlicher Abend mit guter Stimmung und ein paar Geschichten auf Rumänisch von den Hüttenwirten. Frühstück gab es wieder im Freien, das Wetter war gut, und so machten wir uns auf den letzten gemeinsamen Weg ganz hinunter ins Tal.
Es waren unvergessliche Momente und Tage voller Zufriedenheit und Dankbarkeit, so eine herrliche Landschaft mit einer Gruppe zu genießen. Besonderen Dank an Hans, der das richtige Gespür für Tempo und die Organisation hatte: die Gelassenheit, nicht alles bis ins Detail zu planen, jedem sein Tempo zu lassen und dennoch die Gruppe im Auge zu haben und auch Kindern und Jugendlichen Momente zu bieten, die so eine Tour nicht vergessen lassen.
Barbara Jakob
Schlagwörter: DAV, Sektion Karpaten des DAV, Karpaten
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