23. September 2025

Hans Bergel beim Filmfestival in Rosenau geehrt

Schon seit 2009 findet in Rosenau alljährlich das „Festival des Historischen Films“ statt; in diesem Jahr war Sonntag, der 24. August, der letzte von insgesamt 17 Veranstaltungstagen, dem Andenken des Schriftstellers Hans Bergel und seines Bruders, des Dirigenten Erich Bergel, gewidmet.
Cosmin Budeancă eröffnet die ...
Cosmin Budeancă eröffnet die Buchpräsentation, daneben die Autorin Mihaela Stroe und Überraschungsgast Ana Blandiana (rechts). Fotos: Joachim Hellriegel
Cosmin Budeancă als Initiator und Co-Organisator (zusammen mit dem Leiter des Events Mihai Dragomir) hat drei Veranstaltungsteile vorgesehen: mittags um 12.00 Uhr eine Buchvorstellung und Lesung, nachmittags um 15.00 Uhr eine Podiumsdiskussion und zum Abschluss ein Konzert in der Evangelischen Kirche in Rosenau. Über den ersten Teil soll hier berichtet werden. Für die Podiumsdiskussion und das Konzert ist ein eigener Artikel in einer kommenden Ausgabe der Siebenbürgischen Zeitung vorgesehen.

Der Veranstaltungsort ist ideal gewählt: ein großer Garten unmittelbar neben dem Geburtshaus der Bergel-Brüder in der Str. Mihai Viteazu (zu deutsch Brückengasse) mit einem überdachten Podium für die Vortragenden, ausreichend Stuhlreihen, Bäume, die Schatten spenden, und mit der Familie Nan als freundliche Gastgeber. Ein Büchertisch mit Werken von und über Hans Bergel spiegelt das große Interesse in Rumänien an diesem Schriftsteller, der ganz offenkundig auch der heutigen Generation von Rumänen viel über ihr Land und dessen Geschichte vor und während der Zeit des Kommunismus zu sagen hat.
Veranstalter und Gäste im Garten der Familie Nan ...
Veranstalter und Gäste im Garten der Familie Nan in Rosenau, von links nach rechts: Dr. Mariana-Virginia Lăzărescu (Germanistin und Übersetzerin von Bergels Werken), Autorin Mihaela Malea Stroe und ihr Sohn Stefan, Dr. Ioan Gabriel Lăzărescu, Elke Raschdorf-Bergel, Renate Hellriegel, Valentin Ajder (EIKON Verlag), Venera Costea, Alexandra Ulian (Studentin aus Kronstadt), Dr. Cosmin Budeancă (Universität Bukarest, Kulturstiftung Memoria, Initiator der Veranstaltung) und dessen Sohn.
Dr. Cosmin Budeancă begrüßt die Anwesenden, er würdigt die für diese Veranstaltung aus München angereiste Witwe Hans Bergels, Elke Raschdorf-Bergel, außerdem begrüßt er Dr. Mariana-Virginia Lăzărescu, emeritierte Professorin für Germanistik der Universität Bukarest, die mehrere von Bergels Werken übersetzt hat. Dr. Budeancă hat sich seit vielen Jahren um die wissenschaftliche Aufarbeitung der jüngsten Geschichte Rumäniens verdient gemacht, insbesondere um die Untersuchung der Verbrechen während der Ära des Kommunismus; er ist Vizepräsident der Stiftung Memoria, und Chefredakteur der Zeitschrift Memoria – Revista gândirii arestate. Sein Buch „Hans Bergel – Privind mereu spre România (den Blick auf Rumänien gerichtet)“ soll demnächst auch auf Deutsch erscheinen.

Dann übergibt er das Mikrofon an Dr. Mihaela Malea Stroe zur Vorstellung ihres neuen Buches „Hans Bergel – un om, o viaţă, un crez“ („Hans Bergel – ein Mensch, ein Leben, ein Glaube“). Es enthält bisher ausschließlich auf Rumänisch veröffentlichte Interviews, Rezensionen und Gedanken zu Bergels Werk; es ist dank der kurzfristigen und unentgeltlichen Übersetzung durch Dr. Lăzărescu und andere zweisprachig erschienen. Es konnte so – als Zeichen der Wertschätzung für Hans Bergel – rechtzeitig zu dessen 100. Geburtstag veröffentlicht werden.

Stroes Texte zeichnen Bergel als eine gleichermaßen literarisch tätige wie politisch engagierte Persönlichkeit, der die Einheit Europas als kulturelle Familie ein lebenslanges Herzensanliegen war. „Die Kultur – Kunst, Musik, Literatur – vereint uns. Die Politik trennt uns“ – wird Bergel zitiert. In Stroes Interviews dürfen wir auch dem Menschen Hans Bergel näher kommen; der Leser möge sich hiervon selbst ein Bild machen. Ihr Buch ist erschienen in der Editura Pastel, Kronstadt, 2025.

Wie lebendig Bergels Werk auch für junge Menschen ist, zeigt Germanistik-Studentin Alexandra Ulian, die aus „Wenn die Adler kommen“ vorliest. Ihr Vortrag führt ins wilde, unberührte Malaeschter Tal der 1920er Jahre,und lässt Bergel als Meister der Sprache, der genauen farbigen Schilderung, der feinen Zwischentöne vor die Zuhörer treten.

Nach ihr spricht als Überraschungsgast die bekannte Lyrikerin Ana Blandiana. Sie erzählt von ihren persönlichen Begegnungen mit Erich Bergel, den sie als Dirigenten in Großwardein (Oradea) und danach in Klausenburg erlebt hat. Dann spricht sie über Hans Bergel, den sie als Leiterin der Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus in Sighet kennengelernt und zu Vorträgen eingeladen hat.

Gedenktafel für Hans und Erich Bergel in Rosenau ...
Gedenktafel für Hans und Erich Bergel in Rosenau
Als Schriftsteller hatte sie ihn erst kennen und schätzen gelernt, nachdem seine Bücher ins Rumänische übersetzt worden waren. Sie urteilt: „Sein Werk ‚Der Tanz in Ketten‘ ist …der bis heute komplexeste, … subtilste, …kenntnisreichste Roman über den kommunistischen Terror im Rumänien der 1950er Jahre“. Später hat Bergel einige von Blandianas Gedichte ins Deutsche übertragen („Die Versteigerung der Ideen“).

Anschließend liest Ana Blandiana aus dem Buch von Gheorghe Muşat „Arcadă germano-română – Scriitorul Hans Bergel“ (‚Deutsch-rumänische Arkade – Der Schriftsteller Hans Bergel‘). Muşat hat jahrzehntelang als Erster Trompeter im Klausenburger Philharmonischen Orchesters mit dem Dirigenten Erich Bergel zusammengearbeitet und war diesem in Freundschaft verbunden; später lernte er auch den Schriftsteller-Bruder Hans kennen und schätzen.

Nach den hochkarätigen Vorträgen kommen die zahlreichen Gäste in den Genuss von Erfrischungen; besonders der von der evangelischen Kirchengemeinde gespendete Baumstriezel findet großen Anklang. Man drängt sich um den reich bestückten Büchertisch, tauscht Eindrücke aus und genießt das herrliche Sommerwetter.

Elke Raschdorf-Bergel (links) und Mihaela Malea ...
Elke Raschdorf-Bergel (links) und Mihaela Malea Stroe vor der Gedenktafel für Hans und Erich Bergel in Rosenau
Zum Abschluss des ersten Teils wartet noch einmal eine Überraschung auf die Teilnehmer: die Veranstalter hatten eine Gedenktafel zu Ehren der Brüder Hans und Erich Bergel anbringen lassen. Diese wird nun durch die Witwe Elke Raschdorf-Bergel, mit Unterstützung durch Ana Blandiana, enthüllt: zweisprachig (rumänisch und englisch) werden darauf der Musiker wie der Schriftsteller gewürdigt, die Stationen ihres Lebens ebenso genannt wie ihre Werke und die wichtigsten der zahllosen Ehrungen. Sichtlich bewegt nimmt Elke Raschdorf-Bergel den Beifall der Anwesenden entgegen.

Alle Festgäste sind im Hof des Veranstaltungsbüros zu einem Mittagstisch eingeladen; die Stärkung ist willkommen, bevor es im Kinosaal mit der Podiumsdiskussion weitergeht.

Renate und Joachim Hellriegel



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Schlagwörter: Hans Bergel, Bergel, Rosenau, Buchvorstellung

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