21. April 2003

Umfangreicher Reiseführer über Rumänien

Rechtzeitig zur neuen Urlaubs- und Reisesaison liegt ein weiterer Reiseführer von Britta Gabriela Hannover über Kunstschätze und Naturschönheiten Rumäniens auf. Es ist dies der bisher umfangreichste Reiseführer über Rumänien in deutscher Sprache, was dem wachsenden Rumänientourismus sicherlich zugute kommt.
Das Buch gliedert sich in einen einleitenden Teil über die Geographie, Geschichte und die Bevölkerung Rumäniens. Danach werden die touristischen Sehenswürdigkeiten, gegliedert nach den historischen Provinzen, beschrieben, und zwar die des Banats, des Kreischgebiets, der Maramuresch, Siebenbürgens, der Walachei, der Moldau, der Dobrudchsa mit der Schwarzmeerküste sowie des Donaudeltas.



Der Reiseführer ist so aufgebaut, dass bei den genannten Provinzen und den bedeutenden Städten meistens einleitend eine allgemeine Charakterisierung geboten wird, gefolgt von Empfehlungen zur Besichtigung der Kultur-, Kunst-, Geschichts- und Naturdenkmäler, die oft sehr detailliert beschrieben werden. Diese Beschreibungen machen die Stärke des Buches aus. Bei vielen Städten wird zur Orientierung ein Stadtplan beigegeben, auf dem die wichtigsten touristischen Objekte eingetragen sind. Dazu werden Informationen über Hotels und über Öffnungszeiten von Museen gegeben. Ein kleiner rumänischer Sprachführer ist ebenfalls beigegeben.

Die Verfasserin macht den Touristen auf die Völker- und Religionsvielfalt Rumäniens aufmerksam, wobei sie dort, wo es gegeben ist, neben den offiziellen rumänischen Ortsbezeichnungen auch die der nationalen Minderheiten benutzt. Hervorzuheben ist, dass sie nicht der üblichen Darstellung rumänischer Reiseführer folgt, welche die Präsenz und das Kulturerbe der nationalen Minderheiten zu vertuschen bemüht sind. Unter den deutschen Volksgruppen Rumäniens hebt die Verfasserin die Bedeutung der Siebenbürger Sachsen hervor, die, wie sie unterstreicht, die bekannteste Gruppe unter den Rumäniendeutschen ist. Mit den siebenbürgischen Verhätnissen, vor allem mit der staatlichen Sonderstellung Siebenbürgens als nichtrumänisches Land bis 1918, findet sie sich allerdings nicht immer zurecht.

Die allgemeinen und speziellen historischen Darstellungen weisen leider zahlreiche Mängel auf. Es handelt sich teilweise um konfuse, nicht klar strukturierte Übersichten über das historische Geschehen, um Sachfehler, Verwechslungen oder falsche Erklärungen. Die Zahl dieser Fehler ist viel zu groß, so dass darauf nicht eingegangen werden kann. Wir beschränken uns auf einige Beispiele, die für den siebenbürgisch-sächsischen Leser augenfällig sind.

Die Verfasserin betrachtet beispielsweise Gheorghe Doja (S. 64), den sie unrichtigerweise als einen „unbeugsamen Rumänen“ bezeichnet und den szeklerischen Kleinadligen György Dozsa (S. 77) einerseits sowie Iancu de Hunedoara (S. 87, 181, 190, 193) und Janos Hunyadi (S. 77, 116, 200) andererseits nicht jeweils als dieselben, sondern als zwei verschiedene Persönlichkeiten, was sicherlich auf die in der rumänischen und ungarischen Geschichtsschreibung nicht gleichlautenden Namen zurückführen ist.

Den Namen „Siebenbürgen“ erklärt Hannover sehr einfach, – sie leitet ihn von den angeblichen ersten „sieben Siedlungen“ der deutschen Ansiedler ab, was natürlich nicht zutrifft. Das Wappen von Bistritz mit dem Straußenkopf und dem Hufeisen in Schnabel soll nach ihrer Erklärung der Stadt als „Symbol für kaufmännische Begabung“ ihrer Bürger gewährt worden sein, während es sich in Wirklichkeit um eine Verleihung aus dem königlichen Wappen des Hauses Anjou handelt.

Als Vorspann zum Kapitel über Siebenbürgen werden angeblich zwei Strophen des „Siebenbürgenliedes“ von Hans Moltke aufgenommen, dabei stammt bloß die erste Strophe von Max Leopold Moltke und nicht von Hans Moltke, während es sich bei der zweiten Strophe um Verse handelt, durch die A. Irtl das „Siebenbürgenlied“ in der Zwischenkriegszeit ergänzt hat.

Eigenartig und zum größten Teil nicht zutreffend sind die allgemeinen Ausführungen über die Kirchenburgen. Hinzu kommen fehlerhafte Bildbeschriftungen, so auf Seite 140 statt Tartlauer falsch Honigberger Kirchenburg , auf Seite 141 muss es statt „Wehrgang“ korrigiert „gewölbter Toreingang zur Kirchenburg“ heißen, und auf Seite 115 ist die Bildunterschrift Michelsberger Kirchenburg in Honigberger Kirchenburg zu verbessern.

Für den ausländischen Rumänienbesucher dürften die genannten Mängel belanglos sein. Trotzdem sollte bei einer Neuauflage eine gründliche Revision erfolgen, denn die erwähnten und nicht genannten Fehler tun dem sonst beachtenswerten Reiseführer Abbruch.

Michael Kroner



Britta Gabriela Hannover: Rumänien entdecken. Kunstschätze und Naturschönheiten. Trescher Verlag Berlin, 2002, 424 Seiten, zahlreiche Fotos, ISBN 3-89794-012-4, Preis 14,95 Euro.
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(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. April 2003, Seite 5)

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