2. August 2003

Begegnungsfahrt durch Siebenbürgen

Wunderschöne Tage durften wir, die siebenbürgische Erwachsenen-Tanzgruppe Schwäbisch Gmünd sowie die Tanzgruppe Nattheim des Schwäbischen Albvereins, vom 29. Mai bis 10. Juni auf einer gemeinsamen "Kultur- und Begegnungsfahrt" durch Siebenbürgen erleben.
Auf der Hinfahrt besuchten wir in der Maramuresch den "Lustigen Friedhof" mit seinen kunstvollen Holzkreuzen, die das Leben der Verstorbenen in Versform beschreiben. Danach ging es vorbei an aus Holz reich geschnitzten Toren und beeindruckenden Holzhäusern mit der typischen Architektur der Maramuresch. Zudem besuchten wir das Nonnenkloster Barsana. Am Abend erreichten wir unser erstes Ziel, Oberwischau. Nachdem man sein jeweiliges Quartier bezogen hatte, traf man sich im Deutschen Forum zur geselligen Runde.

Siebenbürger Tanzgruppe und Schwäbischer Albverein aus Schwäbisch Gmünd besuchten gemeinsam Siebenbürgen und die Maramuresch.
Siebenbürger Tanzgruppe und Schwäbischer Albverein aus Schwäbisch Gmünd besuchten gemeinsam Siebenbürgen und die Maramuresch.

Am nächsten Tag stand eine Dampfeisenbahnfahrt entlang des Wassertals auf dem Programm. Am Kirmesplatz des Deutschen Forums wurden dann die Sonne, die Stille des Tales, das Rauschen des Waldes, die seltenen Blumen, die herrliche Luft und vor allem die gute Kameradschaft beider Tanzgruppen genossen. Doch all dies sollte durch die Entgleisung der Lokomotive auf der Rückfahrt übertroffen werden. Nun stand das "Zügle". Nur dem Können des Zugpersonals war es zu verdanken, dass mittels Holzkeile, die in aller Eile zugesägt wurden, und durch Rückwärtsfahren der Lokomotive diese wieder auf die Schienen kam.

Ein neuer Tag, ein neues Erlebnis: der Besuch eines Freilichtmuseums in Begleitung von Trachtenträgerinnen der rumänischen Tanzgruppe. Die dort gezeigten Holzhäuser waren typisch für das 17. Jahrhunderts. Im Kulturhaus von Oberwischau wurden am Abend Tänze der hiesigen Kinder- und Jugendtanzgruppe des Deutschen Forum als auch rumänische Tänze und Tänze des Albvereins und der Siebenbürger Sachsen dargebracht. Es folgte ein geselliger Abend mit Gesang, zu dem die Gastfamilien eingeladen waren. Ein Balmoschessen auf der Almhütte bei Schafhirten sowie die Sesselbahnfahrt auf einen Berg bei Baia Borsa und der Besuch der alten Holzkirche eines Marktes und Viehmarktes gehörten schließlich zu den Höhepunkten dieser Reise.

Schäßburg mit dem am besten erhaltenen mittelalterlichen deutschen Stadtkern zeigte sich von seiner sonnigsten Seite. Unsere Tanzauftritte begeisterten das Publikum und die örtliche Jugendtanzgruppe. Die Stadtführung durch die Innenstadt mit Friedhof und Kirche zeigte auch hier, dass der Wegzug der Deutschen große Lücken hinterließ und die Pflege und Erhaltung historischer Substanz kaum noch bewältigt werden kann. Der einstmalige Bischofssitz Birthälm mit seiner Kirchenburg mit dem Speckturm, der dreifachen Ringmauer und dem berühmten Türschloss sind Zeugen einer längst vergangenen Blütezeit, einer Pracht, die erhaltenswert ist.

In Neumarkt am Mieresch bestaunten wir die mit Glasmalereien gestalteten Fenster des Spiegelsaals im Kulturpalast. Auf der Fahrt nach Bistritz wurde ein Abstecher zur neu renovierten Kirche in Mönschsdorf gemacht. Hier hielt Pfarrer Krauss aus Bistritz eine kurze Andacht. Zwei Tanzpaare stammen aus Mönchsdorf und es war rührend zu sehen, wie glücklich sie der Besuch ihrer Heimatkirche machte. Höhepunkt der Reise war natürlich Bistritz mit Umgebung. Von hier stammen die Mitglieder der Siebenbürger Tanzgruppe in Schwäbisch Gmünd. Es gab ein fröhliches Wiedersehen für beide Tanzgruppen, da die Nattheimer bereits vor drei Jahren diese Gegend besucht haben. Colibița wurde zusammen mit der Tanzgruppe "Balada" unsicher gemacht, es wurde gegrillt, gefeiert und gewandert.

Nicht zu übertreffen war das Festival "De Pfingsten la Livezile". Dieses Festival wird als Andenken an die dort einmal ansässigen Siebenbürger Sachsen, von uns als Zeugnis des guten Zusammenlebens zwischen Rumänen und Sachsen gesehen. Es wurde bereits zum dritten Mal abgehalten. Die Tanzgruppe „Balada“, die Hilfsorganisation „Marilen“ und das Kulturzentrum aus Bistritz organisieren das Fest jedes Jahr zu Pfingsten in Jaad und laden dazu deutsche Tanzgruppen aus dem In- und Ausland sowie die ausgewanderten Siebenbürger Sachsen ein. Diesmal waren Tanzgruppen der deutschen Foren aus Oberwischau, Sächsisch Regen, Neumarkt, Nattheim und Schwäbisch Gmünd anwesend.

Vier Paare der Siebenbürger Tanzgruppe aus Schwäbisch Gmünd stammen aus Jaad. Es war ein einmaliges Erlebnis für sie, wieder auf einer Jaader Bühne zu stehen und der Jaader Bevölkerung vorgestellt zu werden. Der Applaus wollte nicht enden. Anschließend wurde getanzt, gesungen und bis in die Morgenstunden gefeiert. Unser Dank gilt den Mitgliedern der "Balada" für den überaus gastfreundlichen Empfang, zudem wünschen wir viel Erfolg bei der weiteren Planung dieser einmaligen Volkstanzveranstaltung.

Die Heimatorte Jakobsdorf, Kyrieleis, Baierdorf, Jaad, Mönchsdorf, Kuschma, Sankt Georgen, Tatsch, Pintak usw. wurden von einigen Tanz- und Reisemitgliedern mit Wehmut besucht.

Nach dem Besuch des Pfingstgottesdienst in Bistritz und dem Abschied von Freunden und Bekannten ging mit der Heimfahrt eine wunderschöne, abwechslungsreiche und sehr informative Reise zu Ende. Unser ganz persönlicher Dank geht an die Tanzleiter beider Gruppen, Helga Ulmer und Albert Terschanski, für die perfekte Durchführung und Organisation dieser einmaligen Reise.

Maria Bertleff


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2003, Seite 16)

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