25. November 2003

Kronstädter Vollblutmusiker Harald Wester im Gespräch

Ob Phil Collins, Tom Jones, Chris de Burgh, "Das Deutsche Fernsehballett", Angelika Milster, Heino oder andere bekannte Namen des Showbusiness - Harald Wester durfte sie alle begleiten. Seinen Landsmann Peter Maffay kennt der 35-jährige Profi-Schlagzeuger aus nächster Nähe. Im Alter von acht Jahren kam der gebürtige Kronstädter mit seiner Familie nach Deutschland, lebt heute im baden-württembergischen Eningen. Wester ist nicht nur als Drummer und Schlagzeuglehrer tätig, sondern darüber hinaus noch Bandleader und Manager der eigenen 14-köpfigen Band "Full House Family". Außerdem betreibt er ein Tonstudio und betätigt sich als Erfinder von patentiertem Drum-Zubehör. Mit dem Tausendsassa sprach Robert Sonnleitner.
Du hast eine steile Karriere im Musikbusiness gemacht ...
Na ja, steile Karriere. Ich habe getan, was mir möglich war, habe jede Chance zu nutzen versucht, um weiter zu kommen.

War das Schlagzeug dein allererstes Instrument?
Das erste Instrument war die Mundharmonika, wenig später die Blockflöte. Mit 12 dann, als wir schon vier Jahre in Deutschland waren, kauften mir meine Eltern eine Klarinette. Damit spielte ich damals im Pfullinger Musikverein. Auf dem Gymnasium in Pfullingen gab es eine Schul-Big Band, in der ich das Alt-Sax spielte. Die Schule hatte damals verschiedene Instrumente gekauft und die Mitglieder der Band durften diese leihweise benutzen.

Zwischenzeitlich hast du eine bürgerliche Karriere eingeschlagen (1990 Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann). Wieso diese "Inkonsequenz", ist dir zeitweilig die Lust am Musizieren flöten gegangen?
Es ist eher so, dass eine kaufmännische Ausbildung die notwendige solide Basis für das Leben als Musiker für mich darstellt. Inkonsequent musste ich deshalb nicht sein, denn ich habe jede freie Minute geübt, abends unterrichtet und bin an den Wochenenden mit diversen Bands aufgetreten.

Musikalischer Tausendsassa Harald Wester
Musikalischer Tausendsassa Harald Wester
Wie viel Energie musstest du vertrommeln, um in der deutschen Drummer-Szene bekannt zu werden?
(Lachend) Etwa 650 000 Kilojoule.
Es ist einfach wichtig sich zu bewähren. Zuerst spielt man kleinere Konzerte und gibt 100 Prozent. Dann kommen Anfragen für größere Shows. Da ist es wichtig, mit seiner Power und vor allem Gesundheit sorgfältig hauszuhalten. Wer nach einer Woche Tournee schon in den Seilen hängt, wird für die nächste erst gar nicht mehr angefragt.

Und das geht ohne szeneübliche Aufputschmittel?
Zigaretten und Alkohol sind oft verantwortlich für Leistungseinbrüche. Bei 72 Shows mit Tourneeblöcken von bis zu 14 Shows ohne "off-day" ist eine möglichst gesunde Lebensweise sehr wichtig. Abgesehen davon ist es ebenfalls sehr wichtig, ein umgänglicher Kollege zu sein. Wer beispielsweise im Tourbus herumnörgelt und die Stimmung mies macht, wird trotz guter musikalischer Leistungen nicht mehr gebucht.

Vor einigen Jahren hast du die "Full House Family Band" gegründet. Wo und bei welchen Gelegenheiten tretet ihr auf?
Am 17. Oktober waren wir eine der beiden Bands auf der Hauptbühne der Stuttgarter Liederhalle beim 44. Landespresseball. Die Gründungsidee dieser Band war, eine möglichst omnikompatible Band zu haben, mit der ich von 4-14 Musikern agieren kann. Die Band kann auf unterschiedliche Events reagieren, vom Standard-Tanzrepertoire über Oldies, Schlager, Jazz, Rock'n Roll, Rock, Funk, Pop, Latin bis hin zu volkstümlichen Klängen alles bedienen. Die Band verfügt in der großen "Ball-Besetzung" über 4 Frontacts (2 Sängerinnen und 2 Sänger), eine knackige Rhythmusgruppe mit Perkussionist und natürlich eine Brass-Connection, bestehend aus Trompeten und Saxophonen. Je nach Veranstaltung wird die Besetzung abgestimmt. Oft spielen wir z. B. nur zu viert in Hotels zum Dinner. Die Anlässe sind sehr verschieden: Firmenfeste, Galas, Autopräsentationen, Geburtstage, Hochzeiten, Wirtschaftsbälle, Ärztekongresse. Im November und Dezember haben wir die Ehre, Phil Collins bei zwei TV-Auftritten zu begleiten. Sendetermin von "Wahre Helden" ist der 16. November auf SAT 1.

Du kennst auch Peter Maffay persönlich?
Eines Tages habe ich einen Freund in Olching besucht. Wir hatten jeder ein Motorrad und fuhren einfach nach Tutzing zu Peter ins Studio. Er lud uns gleich zu einem Kaffee ein, wir sprachen über Heimat, Musik und Motorräder. Das war die erste persönliche Begegnung. Heute weiß ich, was das für ein glücklicher Zufall war. Normalerweise erreicht man Peter kaum in seinem Studio und selbst wenn, ist er meist sehr beschäftigt. Er ist übrigens ein unglaublich strebsamer, fleißiger und ehrgeiziger Mann, von dem ich viel abgucken konnte, wenn ich bei Proben, Soundchecks und ähnlichen Gelegenheiten hinter die Kulissen schauen durfte.

Hast du Kontakt zu anderen siebenbürgischen Bands?
Leider nein. Vielleicht und hoffentlich ist das die Initialzündung für einen solchen Kontakt.

Warst du schon mal beim Heimattag in Dinkelsbühl?
Ja, ein Mal, aber das ist mindestens schon zehn Jahre her. Meist finden diese Events an den Wochenenden statt, an denen ich arbeite. Das ist das Los des Musikers.

Zu deinen Hobbys gehören nicht nur schnelle Autos, Motorräder und Motorboote, sondern auch die Fliegerei. Du bietest sogar Rundflüge an.
Ja. Da ich Privatpilot bin und keine gewerbliche Lizenz habe, biete ich diese Flüge über meine Homepage bzw. meine E-Mail-Adresse gegen Erstattung der Selbstkosten an. Dadurch bin ich genug an und in der frischen Luft unterwegs.

Bleibt dir bei diesem Arbeitspensum überhaupt noch Zeit für Hobbys?
Zeit ist ein kostbares Gut, und ich versuche damit sorgsam umzugehen. Als Musikschullehrer habe ich ja auch eine Menge Ferientage, an denen ich wieder mehr Zeit für meine Hobbys investieren kann. Das größte Hobby jedoch kann ich beinahe täglich betreiben. Nein, nicht das Trommeln. Es ist mein Sohn Lewin und natürlich meine Frau Carina, die mir die Energie geben, die ich für dieses Leben brauche.

Vielen Dank für dieses Gespräch.
Danke dir für dein Interesse!

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