11. Juli 2004

Roman von Aglaja Veteranyi inszeniert

Am 27. Juni führte das junge Ensemble des Odeon-Theaters Bukarest eine Inszenierung von Radu Afrim nach dem Roman von Aglaja Veteranyi "Warum das Kind in der Polenta kocht" im Kleinen Haus des Staatstheaters Wiesbaden auf. Die tragikomische Lebensgeschichte einer wandernden Zirkusfamilie aus Rumänien wurde mit viel Applaus bedacht.
Der Vater war Clown und Artist, die Mutter hing an den Haaren in der Kuppel. Darum auch der rätselhafte Titel des Romans: Während die Seilkünstlerin im Zelt balancierte, so das Kind im Roman, habe die Schwester ihm zur Beruhigung das "Märchen vom Kind, das in der Polenta kocht", erzählt. Aglaja Veteranyi blieb zeit ihres Lebens eine Grenzgängerin. 1977 emigrierte ihre Familie in die Schweiz, wo die Karriere als Schriftstellerin begann. Als sie auf dem Zenit des Erfolgs war, nahm sie sich das Leben. 2002 erschien bei Suhrkamp ihr letztes Buch: "Das Regal der letzten Atemzüge".

Antoneta Zaharia vom Odeon-Theater spielte sehr überzeugend die Rolle des kleinen Zirkusmädchens aus dem Roman, Adriana Trandafir übernahm den Part der schrillen und selbstsüchtigen Mutter und Ada Milea die Rolle der traurigen Schwester. Die deutsche Simultanübersetzung wurde gelesen von der Germanistin der Universität Bukarest, Ioana Craciun. Einige Passagen klangen etwas holprig. Manche Zuschauer waren irritiert durch häufige Unterbrechungen mit rumänischen Volksliedern und Gedichten und verließen vorzeitig den Saal. Die Inszenierung von Radu Afrim, der die Szenen in "filmisch gedachtem Wechsel" aneinanderreiht, verleiht dem Stück jedoch viel Spannung und Harmonie zugleich.

Das Festival "Neue Stücke aus" fand in diesem Sommer zum ersten Mal in der hessischen Hauptstadt statt und vereinte Theaterstücke junger europäischer Ensembles aus Bulgarien, der Slowakei, Finnland, Rumänien, Estland, Island, Russland, Lettland, Frankreich und Deutschland. Das Festival sei ein großer Erfolg gewesen, erklärten Intendant Dr. Manfred Beilharz und Festivalleiterin Ann-Marie Arioli, und deshalb solle es auch im nächsten Jahr stattfinden.

Katharina Kilzer

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