28. Juli 2004

Hochgeschwindigkeits-Visionen: Symposium in München

Das zweite Transrapid-Symposium der Bayerischen Magnetbahnvorbereitungs-Gesellschaft (BMG) fand am 2. Juli im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. in München statt. Das Interesse der Fachwelt und der als Anrainer des Bayernprojektes betroffenen Kommunalpolitik war groß. Stefan H. Hedrich, Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises, war als Senior der Transrapid-Entwicklungen zu dem Symposium eingeladen worden und verfolgte die Ausführungen und Ansprachen mit regem Interesse, trotz seiner bald 85 Jahre.
Dr. Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG und Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der BMG, hielt das Einführungsreferat. Bahnchef Mehdorn befürwortete die Einführung der Magnetschwebebahn Transrapid, wie sie im Münchner Projekt der Flughafenanbindung vom Hauptbahnhof zum Franz-Josef-Strauss-Flughafen eingesetzt werden soll. Die Bahn AG ist zusammen mit dem Freistaat Bayern Gesellschafter der 2001 gegründeten BMG und soll als Eigentümer und Betreibergesellschaft des Münchner Transrapid-Projektes fungieren.

Über die Sicherheit bei Magnetbahnsystemen sprach Dr. Ing. Peter Hupfer, Vorstandsvorsitzender der TÜV Süddeutschland Holding AG. Hervorzuheben ist der Vortrag „Vom Test zum Regelbetrieb in Shanghai“ von Dipl.-Ing. Hans Georg Raschbichler, Beauftragter für die Magnetbahn-Technologie bei ThyssenKrupp Technologies AG, der das China-Projekt maßgeblich abzuwickeln hatte. Laut seinen Informationen wurde am 13. April 2004 die Gesamtabnahme des Projektes durch China erreicht. Bis zum 29. Juni 2004 wurden insgesamt eine Million Fahrgäste befördert. Erstmals konnten Messungen über das Fahrverhalten beim Begegnungsverkehr mit je 430 km/h von zwei Magnetbahnen gemacht werden.

Seitens des Fahrzeugherstellers ThyssenKrupp Transrapid GmbH München referierte Luitpold Miller über die neue Fahrzeuggeneration TR09, die für 2006 im Rahmen des Münchner Projektes entwickelt und gebaut werden soll. Derzeit verkehren in Shanghai 15 Zug-Sektionen des TR08, der auch auf der EXPO 2000 gezeigt wurde, eine Spitzengeschwindigkeit von 501 km/h erreichte und in China bereits 1 Million Fahrkilometer überschritten hat. Dagegen verkehrt auf der Versuchsstrecke im Emsland eine Weiterentwicklung des TR07, für den die technische Einsatzreife nach vielen erfolgreichen Testfahrten erreicht wurde, wie uns der beim Symposium anwesende gebürtige Hermannstädter Dipl.-Ing. (FH) Karlheinz Wolff, Mitarbeiter der BMG, wissen ließ.

Über das Aussehen und die Innenausstattung der Transrapid-Züge sprach der Designer Alexander Neumeister. Prof. Dr. Ing. Gert Albrecht von der Münchner Technischen Universität referierte über „Technologien im Fahrwegbau“. Der Fahrweg sei kein Unikat, sondern eine Brücke in Serie gebaut mit Spannbetonträgern in modularer Hybridbauweise, ebenerdig, durch Tunnels oder aufgeständert. Die von unserem Landsmann Stefan H. Hedrich erfundene und für Krauss Maffei unter seinem Namen patentierte Biegeweiche ist nach den Ausführungen von Prof. Albrecht in Shanghai als Drei-Wege-Langsamfahrweiche in Stahlkonstruktion realisiert worden.

Der zweite BMG-Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Erwin Merkel sprach zum Thema „Das Projekt München. Stand der Planung“. Es stehe planungstechnisch ein heißer Herbst bevor, weil das Projekt aus der Entwurfs- und Genehmigungsplanung in die Phase des Planfeststellungsverfahrens eintreten soll. Von der 37,4 km langen Strecke sollen 22 km ebenerdig, meist neben der Autobahn, 7,4 km in Tunnels (zweiröhrig) und 8 km geständert verlaufen. Das Podiumsgespräch mit Kommunalpolitikern, moderiert von Tobias Ranzinger, brachte ein Für und Wider von drei Bürgermeistern, deren Gemeinden durch das Münchner Projekt tangiert werden.

Das Schlusswort hatte Dr. Otto Wiesheu, Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie. Der überzeugte Kenner und Verfechter des Magnetschwebebahnprojektes gab aktuelle Verkehrsprognosen bekannt, die den Bau einer Transrapid-Strecke notwendig erscheinen lassen, um einem drohenden Verkehrs-Kollaps im Nordosten Münchens entgegenzuwirken. Was die ungeklärten Finanzierungslücken anbelangt, gab sich der Minister kämpferisch und versprach sich bei der Bundesregierung einzusetzen, um das Projekt des Bundes, das in Bayern gebaut und von der EU gefördert wird, voranzubringen. Es bleibt die Vision bestehen: Ab 2009 sollen die Fahrgäste im zehn-Minuten-Takt vom Münchener Hauptbahnhof zum Flughafen München höchst komfortabel, ohne Gepäck (Einchecken bereits am Bahnhof) und mit der Flugkarte in der Tasche reisen.

Walter Klemm

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