12. August 2004

Hermann Schlandt wurde achtzig Jahre alt

Ein Mann, dem das Buch wie wenigen Siebenbürgern seiner Generation zum Lebensinhalt wurde, feierte am 22. Juli dieses Jahres den achtzigsten Geburtstag: Hermann Schlandt. Akribie und kritische Kompetenz im Umgang mit dem Buch, die Schlandt – der am 22. Juli 1924 in Kronstadt geboren wurde und seit Jahrzehnten in Starnberg am See lebt – auszeichnen, sind nicht allein professionell anerzogener Umgang mit allem Gedruckten, mit Manuskripttexten und Archivmaterialien, sie sind auch ein Stück Erbteil. Der Vater war über lange Jahre hinweg Schriftleiter der Kronstädter Zeitung – die, bis 1849 als Wochenblatt, seit 1836 erschien und 1944 zu bestehen aufhörte; seine bedachte Handhabung der Sprache trug ihm seinerzeit den Ruf eines hervorragenden Stilisten ein.
Der achtzehnjährige Absolvent des Honterusgymnasiums in der Vaterstadt kam in die Mühlen des Kriegs. Bei der deutschen Gebirgsjägertruppe mehrfach z. T. schwer verwundet, benötigte er nach Kriegsende rund sechs Jahre Lazarettaufenthalt, um eine bürgerliche Existenz beginnen und aufbauen zu können. Hermann Schlandt machte eine Buchhandelslehre, brachte im Hause Hanser, München, das Volontariatsjahr hinter sich – und schloss, von der Verlagsleitung zum Bleiben aufgefordert, rund dreieinhalb Jahrzehnte Berufstätigkeit im renommierten Unternehmen an.



Auch ein Freund der modernen Kunst ist Hermann W. Schlandt stets gewesen. Die Aufnahme entstand 2001 auf der Vernissage einer Ausstellung des aus Reschitz stammenden Künstlers PAPI (Emilian Rosculescu) in München. In der Mitte der Dokumentarfilmer Günter Czernetzky, rechts der Fotograf Edmund Höfer. Foto: Konrad Klein
Auch ein Freund der modernen Kunst ist Hermann W. Schlandt stets gewesen. Die Aufnahme entstand 2001 auf der Vernissage einer Ausstellung des aus Reschitz stammenden Künstlers PAPI (Emilian Rosculescu) in München. In der Mitte der Dokumentarfilmer Günter Czernetzky, rechts der Fotograf Edmund Höfer. Foto: Konrad Klein


Die Erfahrung in der Buch- und Zeitschriftenherstellung, in den wechselnden Techniken des Drucks, im Vertriebs- und Werbegeschäft machten im Laufe der Jahre aus dem vom Buch Faszinierten einen Kenner der Materie, dem nichts fremd blieb, was mit dem Werdegang eines Autorenmanuskripts bis zum kultiviert und gediegen aufgemachten Druckwerk und dessen Verkauf zusammenhängt. Im Wissen um Theorie und Praxis dieser Bereiche drängt sich der Vergleich mit seinem um dreizehn Jahre älteren, vor vier Jahren in München verstorbenen Kronstädter Landsmann und Freund Hans Meschendörfer (1911-2000) auf.
Hermann Schlandt – mit Gertrud, geborene Löscher, verheiratet, Vater dreier Kinder, mehrfacher Großvater – blieb auch nach dem Ausscheiden aus dem Verlagsgeschäft sowohl seiner publizistischen Neigung wie der Verbundenheit zu seiner Vaterstadt Kronstadt treu. Er gehörte nicht nur zu den aktiven wie kreativen Schöpfern und Gestaltern der seit 1985 in München erscheinenden Neuen Kronstädter Zeitung (Nullnummer: 31.Mai 1985), deren Leitung er von 1990-1994 innehatte, er besorgte darüber hinaus 1990 einen unveränderten Nachdruck der Jubiläumsausgabe von 1936 aus Anlass des hundertjährigen Bestehens der Kronstädter Zeitung – aus heutiger Sicht ein Dokument von vielfacher Bedeutung. Außerdem ergriff Schlandt nach der Wende 1989/90 eine Reihe von Initiativen, um der in Kronstadt verbliebenen sächsischen Gemeinde zu helfen.
Der Familientradition entsprechend ist Hermann Schlandt allem verbunden, was mit Kunst zu tun hat. Das Gespräch mit ihm – erst recht auf der See- und Alpenblick-Terrasse seiner Wohnung in Starnberg-Percha – über Fragen der Literatur ist ebenso ergiebig und anregend wie das über Malerei und Musik. Möge dem Achtzigjährigen allen Blessuren zum Trotz, die das 20. Jahrhundert auch ihm zufügte, noch manches Jahr der Freude an den schönen Dingen geschenkt sein!

Hans Bergel

Bewerten:

3 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.